Tage Alter Musik – Programmheft 2014

fes auf und wurde schließlich als Master of the King’s Musicians Nachfol- ger sowohl von G. F. Händel als auch von William Boyce. Sein exquisit ge- arbeitetes Concerto Grosso h-Moll ist ein erfrischend originelles Werk (und wurde wahrscheinlich bei seinen eigenen öffentlichen Gasthaus-Konzert- reihen in The Swann [Cornhill] und The Castle [Paternoster Row] ganz in der Nähe von St. Paul’s Cathedral aufgeführt). Seine Sammlung von Con- certi grossi op. 2 wurde in London im Jahre 1742 veröffentlicht. Nach Händels Tod wurde Stanley dazu ausersehen, die Oratorientradition für das Foundling Hospital fortzusetzen. Schon vorher hatte er seine Meister- schaft in diesem Genre gezeigt – einen Einblick bietet seine majestätische Ouvertüre zu Jephtha (1757). Neben Babel stand als Schüler von Pepusch der schwedische Komponist Johann Helmich Roman, der ebenfalls an Londons geschäftigem Konzert- leben teilnahm, bevor er nach Stockholm zurückkehrte, wo er das Konzept öffentlicher Konzerte im Jahre 1731 einführte. Die Zuordnung des Concerto Grosso in B-Dur (eigentlich ein Cembalokonzert) zu Roman war lange um- stritten, obwohl es klar in seiner Sammlung stand. Es enthält eine Passage, die erstaunlich einer von Babels Passagen in seiner Bearbeitung des ‘Vo far guerra’ ähnelt, was mindestens auf einen möglichen britischen Ursprung hindeutet. Es ist ein viel subtileres Werk als irgendeines der von Babel er- haltenen – aber vielleicht ist es das verlorene Cembalokonzert, das am 16. April 1729 in Hickford’s Room von Pepusch aufgeführt wurde? Obwohl im frühen 18. Jahrhundert an den wichtigsten Theatern Londons die italienische Oper dominierte, traf sie auch auf viele starke Rivalen undwurde in höchst berühmter Weise durch The Beggar’s Opera (1728), die mit Pepuschs sehr schöner Ouvertüre begann, von ihrem hohen Ross heruntergeholt. Die Bettleroper wies auf den Popularitätszuwachs eines neu aufkommen- den Stils hin, der populäre Melodien benutzte. Die Ouvertüre ist für die Zeit stilistisch bemerkenswert galant; dies verdankt sie vor allem dem lebhaften 12/8-Takt, der auf dem von Lucy Lockit im dritten Akt gesun- genen Lied „I’m Like A Skiff on the Ocean Toss’d“ basiert. Das Stück ver- spottete den Premierminister Robert Walpole schwer, der in der Folge kraft seiner Amtsgewalt dafür sorgte, dass die Fortsetzung der „Beggars Opera“, die Oper „Polly“ (1729), zu Pepuschs Lebzeiten nie aufgeführt wurde. © Robert G. Rawson T AGe A LTer M usik r eGensburG J uni 2014 29 P roGrAMM J oHAnn C HrisToPH P ePusCH Ouverture zu „The Beggar’s Opera“ (1667-1752) Allegro – Adagio e cantabile – Allegro J oHAnn C HrisToPH P ePusCH Concerto grosso B-Dur Vivace – Adagio – Allegro – Adagio – Allegro G oTTFrieD F inGer / H enrY P urCeLL Sonata Nr. 9 (nach Purcells „How (ca. 1655-1730) (1695-1695) Happy the Lover“, King Arthur, 1691) J oHn s TAnLeY Concerto Nr. 2 h-Moll, op. 2 (1712-1786) Largo/Adagio – Allegro – Adagio/Allegro moderato –Allegro – Allegro J oHAn H eLMiCH r oMAn Concerto Grosso (Cembalo- (1694-1758) konzert) B-Dur Adagio e staccato/Allegro – Adagio – Allegro PAUSE J oHAnn C HrisToPH P ePusCH Konzert für Oboe, Streicher und Basso continuo g-Moll Adagio – Allegro – Adagio – Allegro J oHn s TAnLeY Ouvertüre zu „Jephta“ J oHAnn C HrisToPH P ePusCH Concerto grosso für Violoncello, Fagott, Streicher und Basso continuo F-Dur Allegro – Adagio – Presto – Allegro W iLLiAM b AbeL / G. F. H änDeL „ Vo far guerra“ aus Händels Rinaldo (1689/90-1723) (1685-1759) Wir danken der Meisterwerkstätte für historische Tasteninstrumente, Detmar Hungerberg, 42499 Hückeswagen, für die freundliche Bereitstellung des Cembalos. AA usFüHrenDe T He H ArMonious s oCieTY oF T iCkLe -F iDDLe G enTLeMen Tassilo erhardt (Konzertmeister) , Jim o’Toole, eleanor Harrison Violine Joanne Miller Viola kinga Gaborjani Violoncello robert G. rawson Kontrabass und Leitung David Wright Cembalo Mark baigent, belinda Paul Oboe sally Holman Fagott st.-oswald- kirche Die gotische Kirche des 1318 erstmals erwähnten „Spitals auf Turnau“ wurde von Friedrich Auer und Karl Prager gestiftet und in der Folgezeit vom rei- chen Patriziergeschlecht der Auer reich beschenkt. Sie ist dem hl. Oswald, dem Patron der Pilger und Reisenden, beson- ders aber der Kreuzfahrer, ge- weiht und steht an der Einmün- dung des Vitusbacharmes in die Donau, am sogenannten Weiß- gerbergraben, dem ehemaligen Graben der frühmittelalterlichen Stadtmauer (um 920 von Herzog Arnulf von Baiern errichtet). Hier waren Gerber ansässig, die das feine, weiße Leder herstell- ten. 1553 wurde St. Oswald vom Rat der Stadt an die protestanti- sche Kirche übergeben, 1708 ba- rockisiert. Dabei entstand eine für Bayern einmalige „Bilder- predigt“ an Decke und Empo- ren: „Des Herren Wort bleibt in Ewigkeit“. 1750 errichtete hier der Regensburger Orgelbauer Franz Jakob Späth seine heute einzig erhaltene Barockorgel (a = 468 Hz), eine von maximal fünf original erhaltenen Barockor- geln Bayerns. Die letzte Restau- rierung von Kirche und Orgel, bei der die Orgelmodernisie- rung von 1958 rückgängig ge- macht wurde, war am 6. 10. 1991 abgeschlossen.

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