Tage Alter Musik – Programmheft 2014

z.B. 1732 die Sätze 2-4 ohne Orgelbeglei- tung und nach 1740 mit Orgelbeglei- tung musiziert wurden. Die Sätze 1 und 7 lassen den cantus des Chorals erklin- gen, Satz 1 in besonders kunstvoller Form. Ein frei konzertierender, moder- ner Orchestersatz verbindet sich unver- mutet elegant mit der altertümlichen kirchentonalen Melodie des frühen 16. Jahrhunderts. Von besonderem satz- technischem und klanglichem Raffine- ment ist das Duett Nr. 5 für Sopran und Alt auf den dogmatisch-belehrenden Text „Herr, du siehst statt guter Werke auf des Herzens Glaubensstärke“, das sich mit Querflöte, Oboe d’amore und Continuo zu einem transparenten Quin- tett vereinigt. Die Kantate „ Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt“ BWV 18 erklang zum ersten Mal am 19. Februar 1713 in Weimar. Wir dürfen annehmen, dass es die erste Kirchenkantate war, die Bach in der Schlosskapelle aufführen ließ. Er hatte den Posten als Hoforganist bereits 1708 an- getreten und wünschte sich, mit der Kantaten- komposition beauftragt zu werden, was ab 1714 dann auch der Fall war. Bevor er jedoch zum Concertmeister ernannt wurde, wollte er sein Können mit dieser kurzen Komposition zum Sonntag Sexagesimae beweisen. Später, im ers- ten Jahr als Kantor in Leipzig, überarbeitete er mehrere Kantaten aus der Weimarer Zeit, da- runter auch diese, und erhellte ihren Instrumen- talklang, indem er zwei Blockflöten hinzufügte. Diese neue Version wurde am 13. Februar 1724 uraufgeführt. Für die ursprüngliche Version, die heute erklingt, verwendete er den Text eines Spezialisten des Genres, des Hamburger Pfar- rers Erdmann Neumeister, das Rezitativ Nr. 2 ist Jesaja entnommen und die Worte des Schlus- schorals stammen von Lazarus Spengler. Der Text preist das Wort Gottes, das wahre Brot des Christen. Die Besetzung ist mit drei Solisten und einem vierstimmigen Vokalensemble, Continuo und drei Violen ganz und gar untypisch. Zwi- T AGe A LTer M usik r eGensburG J uni 2014 51 Alte kapelle Die Anfänge der Stiftskirche Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle verlieren sich im Dunkel der Geschichte. Urkundlich fassbar wird die Alte Ka- pelle im Jahre 875 durch eine Schenkungsurkun- de König Ludwigs des Deutschen, der an dieser Stelle eine Pfalzkapelle errichten ließ. Der heilig- gesprochene Kaiser Heinrich II. ersetzte die Anla- ge im frühen 11. Jahrhundert durch einen Neu- bau, der sich bis heute erhalten hat. Nur die Ost- teile wurden 1441/52 durch einen sehr viel größe- ren spätgotischen Chor ersetzt. Der Innenraum überrascht durch eine unerwartet prächtige Ausstattung im Stil des Rokoko. Ab 1747 arbeiteten hier der Wessobrunner Stukka- teur Anton Landes, die Augsburger Maler Chri- stoph Thomas Scheffler und Gottfried Bernhard Götz sowie der Regensburger Altarbauer und Bildschnitzer Simon Sorg. Aus ihremZusammen- wirken entstand eine Dekoration, deren rau- schender Glanz seinesgleichen sucht und dem Bau einen würdigen Platz in der Reihe der süd- deutschen Rokokokirchen sichert. Erinnerung an die Tage Alter Musik 2007: La Venexiana im Velodrom Foto: Hanno Meier

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