Tage Alter Musik – Programmheft 2014

bles, welches sich auf gregorianische Musik und frühe mittelalterliche Po- lyphonie spezialisiert hat. Mittlerweile sind mehr als 20 CDs mit ihr erschienen, darunter zahlreiche im Rahmen der Gesamteinspielung der Bach-Kantaten des Bach Collegi- ums Japan. Die Altistin Kamila Mazalová stammt aus Ostrava. Sie studierte am Ja- náček-Konservatorium und an der Universität in Ostrava (Lehrerin: Dra- homíra Míčková). Von 1999 bis 2007 war sie Mitglied des Frauenchors Adash in Ostrava unter der Leitung von Dr. Tomáš Novotný, der sich auf jüdische Musik spezialisierte. Im Jahre 2004 gastierte sie als Solistin mit dieser Gruppe beim internationalen Festival „Prager Frühling“. Sie singt im tschechischen Barockensemble unter der Leitung von Roman Válek und mit Musica Aeterna aus Bratislava. Seit 2008 arbeitet sie regelmäßig mit Václav Luks zusammen. Sie singt im Collegium Vocale 1704 und über- nimmt seit einigen Jahren solistische Aufgaben (J. D. Zelenka, J. S. Bach). Sie sang die Rolle der Tangia in Chr. W. Glucks Oper „Le Cinesi“ beim Fes- tival „Barocknacht“ in Český Krumlov. Im Herbst 2011 gewann sie den Publikumspreis beim internationalen Gesangswettbewerb in Froville (Frankreich). Mit der Cembalistin und Hammerflügelspezialistin Monika Knoblochová präsentiert sie diverse Liedprogramme. Seit 2008 unterrich- tet sie am Jan-Deyl-Konservatorium in Prag. Ebenso wie Hana Blažíková ist auch sie Mitglied des Mittelalter-Ensembles Tiburtina. Václav Čížek, Tenor, studierte am Konservatorium in Opava. Schon früh- zeitig trat er in diversen Opernaufführungen des Theaters in Opava auf, u. a. in Produktionen von „Schwanda, der Dudelsackpfeifer“ von Jaromir Weinberger, „Marienspiele“ von Bohuslav Martinu und „Il trovatore“ von Giuseppe Verdi. Er vervollständigte seine Studien an der Akademie der Künste in Brno und an der Universität von Ostrava. Seit 2010 ist er festes Mitglied und Solist der tschechischen Vokalensembles Collegium Vocale 1704, des Ensembles Inégal und des Ensembles Baroque. Er sang in Josef Myslivečeks „L’Olimpiade“ (2013, Regie: Ursel Herrmann), einer Kopro- duktion der Opernhäuser von Prag, Caen, Dijon, Rennes und Luxemburg. Er wirkte bei zahlreichen CD-Produktionen des Collegium Vocale 1704 mit, u. a. bei Zelenkas Responsorien (2012) und Bachs h-Moll Messe (2013). Beide Aufnahmen erschienen bei ACCENT. Der gebürtige Berliner Tobias Berndt begann seine musikalische Ausbil- dung im Dresdner Kreuzchor und studierte bei Hermann Christian Pols- ter in Leipzig und bei Rudolf Piernay in Mannheim. Zu seinen Lehrern ge- hören außerdem Dietrich Fischer-Dieskau und Thomas Quasthoff. Mehr- fach mit Stipendien und Preisen internationaler Wettbewerbe ausgezeich- net, ging er als 1. Preisträger beim Brahms-Wettbewerb in Pörtschach sowie beim Cantilena-Gesangswettbewerb in Bayreuth hervor und ge- wann ebenso den von Thomas Quasthoff initiierten Wettbewerb „Das Lied“ in Berlin. Als etablierter Konzertsänger arbeitete er in jüngster Zeit mit Dirigenten wie Hans Christoph Rademann, Philippe Herreweghe, Helmuth Rilling, Christoph Spering, Michael Sanderling, Andrey Boreyko sowie Teodor Currentzis und sang Konzerte in der Berliner Philharmonie, der Tonhalle in Zürich, dem Concertgebouw Amsterdam, im Leipziger Gewandhaus und im Herkulessaal München. Weiterhin gastierte Tobias Berndt bei bedeutenden Festivals wie dem Prager Frühling, dem Festival de la Chaise-Dieu, dem Leipziger Bachfest, den Händel-Festspielen Halle und dem Rheingau Musik Festival. Tourneen führten ihn mehrfach in die USA, nach Südafrika, Russland, Asien und Südamerika, zudem regelmä- ßig ins europäische Ausland – zuletzt u.a. mit dem Collegium Vocale Gent unter Philippe Herreweghe und dem Rias-Kammerchor unter Hans Christoph Rademann. Daneben hatte er zahlreiche Opernengagements – zuletzt als Wolfram in Wagners „Tannhäuser“ am Teatr Wielki in Posen/Polen und als Argante in Händels Oper „Rinaldo“ am National- theater Prag. Auch als Liedinterpret ist er sehr gefragt. Eine umfangreiche Diskografie dokumentiert seine vielseitige künstlerische Tätigkeit. Zum Programm: bachs h-Moll-Messe in neuen Farben Kaum ein Komponisten- name aus der Barockzeit wird mit so viel Respekt ausgesprochen wie der von Johann Sebastian Bach, und kaum ein Werk der Musik- geschichte hat eine so lange Aufführungstradi- tion wie seine h-Moll- Messe. Für die Interpre- ten bedeutet dies einer- seits eine Quelle der In- spiration, andererseits sehen sie sich mit verfes- tigten Vorstellungen konfrontiert, wie sie sich von der Ästhetik des 19. Jahrhunderts bis hin zu den heftigen Debatten über die Bach-Interpre- tation im 20. Jahrhundert herausgebildet haben. Ganze Jahrzehnte hindurch waren bedeutende vokal-instrumentale Werke die Domäne großer Chöre und traditioneller, für das deutschspra- chige Milieu typischer Institutionen wie Singakademien, Singvereine und Knabenchöre. Von ihnen interpretiert, existierte Bachs Musik im Bewusst- sein der Musikliebhaber als ein ehrwürdiger, klanglich opulenter, wenn auch etwas schwerfälliger Monolith. Doch solch eine Interpretation zeich- net sich nicht nur durch einen mächtigen Klang aus, begründet durch die Notwendigkeit, die Werke in entsprechend großen Räumen aufzuführen, sondern es werden auch alle weiteren Aspekte der Aufführungspraxis be- einträchtigt, etwa die Wahl des Tempos, die Art der Phrasierung, der Cha- rakter der Solistenstim- men, die Orchestergröße usw. Soll die h-Moll- Messe von einem 80 Mit- glieder zählenden Chor gesungen werden, muss das Orchester dement- sprechend besetzt sein, und folglich müssen auch Solisten mit ange- messenem Stimmvolu- men eingesetzt werden. Die Größe des Auffüh- rungsapparates und die Tatsache, dass große Singvereine meist aus Amateuren bestanden, wirkten sich wiederum auf die Wahl des Tempos aus, während der Detail- reichtum und die Fein- T AGe A LTer M usik r eGensburG J uni 2014 6 Johann Sebastian Bach (Ölgemälde von Elias Gottlieb Haußmann, 1746) Beginn des Symbolum Nicenum

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