Tage Alter Musik – Programmheft 2015

E cho du Danube - der Name gefällt mir immer noch, auch wenn sich manche mit der Aussprache schwer tun. Der Begriff Echo hat Poesie, er ist musika- lisch, klingend. Ohne Zweifel gibt es Echos, doch haben sie etwas Immaterielles, als pendelten sie zwischen zwei Welten. Und die Donau, an der ich aufgewachsen bin, liebe ich ja sowieso. Es gefällt mir, Freunde einzuladen, mit ihnen Projekte zu verfolgen, Pläne zu schmieden, über Musik zu diskutieren, Aufführungskonzepte zu entwickeln und am allermeisten gemeinsam Musik zu machen. Inzwischen waren wir auf Festivals, in recht fernen Ländern, haben musikalische Schätze ans Tages- licht gebracht, haben einfach viel Schönes gemeinsam erlebt. Ich hoffe, es geht so weiter. Christian Zincke Seit seiner Gründung im Jahr 1999 begeistert Echo du Danube das Publikum bei Festivals und Kon- zerten im In- und Ausland. So gastierte das En- semble bei renommierten Festivals wie dem „Re- sonanzen-Festival“ Wien, den „Feste Musicali“ Köln, dem „Carinthischen Sommer“ Österreich, dem „Krakau-Festival“ Polen, dem „Shake- speare-Festival“ Neuss, dem „MDR Musiksom- mer“, den „Tagen Alter Musik“ Herne und gab umjubelte Konzerte in zahlreichen Ländern Europas, in Marokko, im Libanon und Südkorea. Zahlreiche CD- und Rundfunkaufnahmen (Ac- cent, Naxos, Hessischer Rundfunk, Bayerischer Rundfunk, Deutschlandfunk) dokumentieren den außergewöhnlichen Klang und die Lebendig- keit und Frische dieses Ensembles. Dessen Klang ist geprägt durch die musikalische Partnerschaft von Elisabeth Seitz (Salterio) und Martin Jopp (Violine). Programme von Echo du Danube sind oft Wiederentdeckungen, die intensive Recher- chen und Bibliotheksarbeit voraussetzen. Diese spannende Arbeit sieht die Gruppe als wichtigen Aspekt des Musikerdaseins und als Quelle neuer Inspiration. In den letzten Jahren integrierte das Ensemble immer wieder neue und improvisatori- sche Musik in seine Programme, so unter ande- rem in einer viel beachteten szenischen Interpre- tation vonAntonio Bertalis Sepolcro „Maria Mad- dalena“ beim Trigonale Festival in Österreich. Die Sopranistin Francesca Boncompagni stammt ausArezzo und studierte zunächst Violine in Siena. Nach Abschluss ihrer Studien begann sie 2005 mit ihrer Gesangsaus- bildung u. a. bei Jill Feldman, SaraMin- gardo und Alessio Tosi. 2007 nahm sie an William Chris- ties Vokal-Akade- mie „Le Jardin des Voix“ teil. 2008 ge- wann sie den ersten Preis beim Ge- sangswettbewerb „F. Provenzale“ in Neapel. Im selben Jahr sang sie in Lullys Oper „Ar- mide“ in Paris am Théâtre des Champs-Elysées unter der Leitung von William Christie. 2010 sang sie die Partie der Euridice in der Oper „Orfeo e Eu- ridice“ von J. J. Fux im Konzerthaus Wien unter Antonio Florio. 2014 gastierte sie mit dem Ensem- ble ModoAntiquo unter Federico Maria Sardelli in Händels Oper „Teseo“ beim Festival in Beaune. Sie arbeitete u. a. mit der Accademia Bizantina, der Cappella della Pietà de’ Turchini, La Venexiana und Collegium Vocale Gent. 2014 gastierte sie bei La Venexiana mit Monteverdis „Krönung der Pop- pea“ in Japan. Ab 2015 nimmt sie als Mitglied des Ensembles Rosso Porpora an einem umfangrei- chen CD-Projekt des Labels Stradivarius über die Geschichte des italienischen Madrigals teil. zum Programm: Neapel war im 17. Jahrhundert mit seinen 400.000 Einwohnern nach Konstantinopel die bevölke- rungsreichste Metropole Europas. Nachdem es zu Beginn des 16. Jahrhunderts seine Unabhängigkeit verloren hatte, begann eine lange Periode der Fremdherrschaft; von 1503 bis zum Jahr 1707 herrschten spanischeVizekönige. Indieser Zeit stieg Neapel zu einemder führenden kulturellenZentren Europas auf, die legendäre „Neapolitanische Schu- le“ entstand und die Stadt galt neben Venedig als das bedeutendste musikalische Zentrum Italiens. Die häufig wechselnden aragonischen Vizekönige legten großen Wert auf glanzvolle Hofhaltung, bei der der Musik eine bedeutende Rolle zukam. Die erste Großveranstaltung im neuen Palast des Vizekönigswar 1620 das Festa a Ballo „Delizie di Po- sillipo“. Die Musik dazu ist in einer gedruckten Fassung bis heute erhalten. Von dem folgenden großen Fest unter dem Titel „Monte Parnaso“ aus dem Jahre 1630 hingegen ist nur das Libretto erhal- ten. Mit diesen Veranstaltungen etablierte sich ein Genre namens Festa a Ballo , das über Jahrzehnte gleichermaßen die Vizekönige, neapolitanische Adelige und die spanischen Gäste begeisterte. Der letzte Tanz des „Monte Parnaso“ von 1630 war eine „Mascara ballata con le torce da 48 cavalieri divisi in due fazioni“. Dabei war in der großen Halle des Palastes eine Szenerie, die einen Berg darstellte, aufgebaut, dort bewegten sich dutzende bewaffne- te „Cavalieri“ zu Pferd zumKlang der Musik. Natürlich ist es kein Zufall, dass uns in der Samm- lung „Capricci da sonare cembali et organi“ OP 4 von Gregorio Strozzi aus dem Jahre 1687 ein Stück mit ähnlichem Titel begegnet: „Mascara sonata e ballata da più Cavalieri Napolitani nel Regio Palaz- zo“. DieMusikwar vormehr als fünfzig Jahren ent- standen, bevor sie in Strozzis „Cappricci“ gedruckt wurde. Er regt an einer Stelle „Eingriffe“ oder Im- provisation der Interpreten an und zieht damit in gewisser Weise ein zeittypisches Register. Diese „altmodische“ Haltung ist charakteristisch für Strozzi. 1615 geboren, wuchs er unter demEinfluss von Gesualdo und Salvatore und ihren gewagten Harmoniefolgen sowie kühnen Dissonanzen auf. Auch die Edition seines Werkes nach Art von Tas- tenmusik ist als alte Form der Partitur zu sehen. Immer wieder sind darin Instrumentierungsanga- ben („per l´Arpa, per Viole“ etc.) zu finden. Offensichtlich blieben im 16. Jahrhundert entstan- dene höfische Tänze in Neapel weitaus länger in T AGE A LTER M usik R EGEnsbuRG M Ai 2015 14 Echo du Danube Echo du Danube (Deutschland) samstag, 23. Mai 2015, 14.00 uhr (freiluftkonzert) innenhof der Hochschule für katholische kirchenmusik, Andreasstraße 9 bei ungünstiger Witterung findet das konzert in der benachbarten Pfarrkirche st. Magn, Andreasstraße 13 , statt. „Alla napolitana“ – neapel: schmelztiegel der kulturen (17. Jh.) Francesca Boncompagni

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