Tage Alter Musik – Programmheft 2015

Joshua Rifkin Psalmen Davids und Symphoniae sacrae von Schütz sowie die Selva mo- rale e sprituale von Monteverdi) wurden mit diversen renommierten Prei- sen ausgezeichnet. Concerto Palatino tritt regelmäßig auf fast allen wichtigen Festivals und den bedeutendsten Konzertbühnen in Europa, den USA und Japan auf und arbeitet häufig auch mit anderen führenden Ensembles der Alten- Musik-Szene zusammen, wie etwa Cantus Cölln unter Konrad Junghänel, dem Collegium Vocale Gent mit Philippe Herreweghe, dem Amsterdam Baroque Orchestra mit Ton Koopman oder dem Bach Collegium Japan unter Masaaki Suzuki. Joshua Rifkin zählt laut der großen Musik-Enzyklopädie Die Musik in Ge- schichte und Gegenwart „zu den bedeutendsten Bach-Interpreten der Ge- genwart“; als Dirigent, Pianist und Cembalist hat er auch internationale Anerkennung gewonnen mit einem Repertoire, das von Monteverdi bis Strawinsky, Händel bis Richard Strauss sowie Mozart bis Gershwin, Cop- land und zur jüngsten Moderne reicht. Zu den Orchestern, mit denen er zusammengearbeitet hat, gehören das English Chamber Orchestra, das Scottish Chamber Orchestra, Israel Ca- merata Jerusalem, die St. Louis Symphony, das San Francisco Symphony Orchestra, die Victorian State Symphony Melbourne, das St. Paul Cham- ber Orchestra, das Los Angeles Chamber Orchestra, das Prager Kammer- orchester, das Haydn-Orchester Bozen und Trient, die Jerusalem Sympho- ny, die Solistas de México, das BBC Concert Orchestra, die City of London Sinfonia, das National Arts Centre Orchestra of Ottawa und die Houston Symphony. Mit dem Bach Ensemble, das er seit dessen Gründung im Jahr 1978 gelei- tet hat, hat Joshua Rifkin mehrere bahnbrechende Aufnahmen gemacht, darunter die mit dem britischen Gramophone Award ausgezeichnete Ein- spielung der h-Moll-Messe, und eine rege Konzerttätigkeit entwickelt, die durch ganz Europa, Nordamerika und Australien geführt hat. Zu seinen weiteren Arbeiten im Bereich der Alten Musik gehören Monteverdis L’Or- feo am Theater Basel; die moderne Uraufführung von Alessandro Scarlat- tis Venere, Amore e Ragione in Chicago; Mozarts Requiem und mehrchö- rige Psalmen von Heinrich Schütz beim Utrecht Early Music Festival; Gastauftritte mit dem Ensemble Gradus ad Parnassum Wien, der Schola Cantorum Basiliensis, dem Norsk Barokorkest Oslo und dem Bach Con- certino Osaka, mit dem er auch seine Ergänzung der Bach-Kantate BWV 216 eingespielt hat, und CD-Aufnahmen von Mozarts Posthorn-Serenade sowie von Haydn-Symphonien mit der Cappella Coloniensis. Zu seinen wichtigsten Aktivitäten mit modernen Orchestern und Ensembles gehö- ren Bühnenproduktionen von Strawinskys „L’Histoire du soldat“ in den USA und Australien; die Melbourner Erstaufführung von Weills „Die sie- ben Todsünden“, die europäische und kanadische Premiere von Gunther Schullers „And They All Played Ragtime“, Bachs Matthäuspassion in der 1911 erarbeiteten Fassung von Ivor Atkins und Edward Elgar sowie die postume Uraufführung und Erstaufnahme von Silvestre Revueltas’ Thea- termusik „Era un rey“ mit der Camerata de las Américas. Im Herbst 2001 dirigierte er sein Debüt an der Bayerischen Staatsoper München mit einer Neuinszenierung von Purcells „Dido & Aeneas“ und Händels „Acis & Galatea“. Die jüngsten Auftritte führten ihn nach Japan, Belgien, den Nie- derlanden und Boston: Aufführungen der Bachschen Mattäuspassion mit den Ensembles Cambridge Concentus Boston und Kunitachi iBach Colle- gium, Renaissance-Polyphonie mit Cappella Pratensis und Messen von Haydn und Biber mit dem Cambridge Concentus Boston. Im thüringi- schen Arnstadt konzertiert er seit 2009 alljährlich mit dem Bach Ensemble beim dortigen Bach:Sommer, einem Festival, das speziell für dieses En- semble gegründet wurde. Im Jahr 1999 wurde Joshua Rifkin wegen seiner Verdienste um die Bach- Interpretation die Ehrendoktorwürde der Universität Dortmund zuteil, 2013 erhielt er die Lichtenberg-Medaille der Akademie der Wissenschaf- ten in Göttingen und 2014 den Ehrendoktor der Krakauer Musikakade- mie. Bei den Tagen Alter Musik Regensburg gastiert Joshua Rifkin nach 1987, 1988, 1991 und 1997 zum fünften Mal. zum Programm: Die im Jahre 1610 im Druck er- schienenen geistlichen Werke Claudio Monteverdis (1567- 1643) stellen einen besonderen Moment der schöpferischen Aktivität des Komponisten dar. Der in Cremona geborene und viele Jahre am Mantuaner Hof bei Vincenzo I. Gonzaga tätige Musiker und Kapellmeister hatte bis zu jenem Zeitpunkt – abgesehen von den Sacrae canti- unculae , die er 1582 imAlter von fünfzehn Jahren veröffentlichte – keine weiteren religiösen Werke publiziert. Der in Vene- dig bei Ricciardo Amadino 1610 erschienene Druck war somit seine erste wichtige Sammlung geistlicher Kompositionen. Obwohl dieser Druck die be- kanntesten und sicher die am weitesten erforschten religiösen Werke Claudio Monteverdis enthält, bereiten sowohl seine Genese als auch seine Zusammenstellung der Forschung immer noch Kopfzerbrechen. Zahlreiche Hypothesen sind hinsichtlich dessen Entste- hung aufgestellt worden. Die meisten Forscher vermuten, dass die Samm- lung ein Geschenk für Papst Paul V. war, demMonteverdi sie auch gewid- met hatte. Er brachte sie im Herbst 1610 persönlich nach Rom, möglicher- weise um zu versuchen – unzufrieden, wie er bei den Gonzaga war –, eine Anstellung in Rom zu erhalten, womit er jedoch keinen Erfolg hatte. An- deren Musikwissenschaftlern zufolge sei das Werk für den Gebrauch am Mantuaner Hof zusammengestellt worden, denn die Kompositionen T AGE A LTER M usik R EGEnsbuRG M Ai 2015 27 Foto: Jan Kobel [Cantus] Der heiligsten Jungfrau (gewidmete) Messe zu sechs Stimmen und eine zu mehre- ren (Stimmen) zu singende Vesper mit einigen geistlichen Gesängen. Von Claudio Montever- di für die Kapellen und die Fürstengemächer neulich komponierte und dem seligsten Papst Paul V. Pontifex Maximus gewidmete Werke. Venedig, gedruckt bei Ricciardo Amadino 1610.

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