Tage Alter Musik – Programmheft 2015

T AGE A LTER M usik R EGEnsbuRG M Ai 2015 37 erklingt ein Rezitativ. Die Oboe taucht erstmals im dritten Satz auf. Als gleichwertige Melodiestimme imitiert sie über weite Strecken die Sopran- stimme. Das abschließende Allegro wird mit einem Rezitativ eingeleitet. Während seiner dreijährigen Anstellung in Hamburg reiste Händel viel in die englische Musikhochburg London, wo er mehrere Opern für das Queen‘s Theatre amHaymarket komponierte. NachdemHändel die ersten Jahre seines Londoner Aufenthaltes privat untergekommen war, zog er schon vor der Erstaufführung der Oper Teseo (HWV 9) am 10. Januar 1713 in den Palast von Richard Boyle, dem dritten Earl von Burlington; ihm ist die Oper gewidmet. Boyle gehörte zu den reichsten Männern des Königrei- ches und sein Haus, in demHändel eine äußerst produktive Zeit verbrach- te, galt als musisches Zentrum Londons. Die Themenwahl des Librettos ist auf die politische Situation am Ende des Spanischen Erbfolgekrieges (1701- 1714) und die einflussreiche Rolle des Earls zurückzuführen. Die Handlung der Oper befasst sich mit den Motiven und Helden der grie- chischen Mythologie und zeigt das Schicksal des Protagonisten Theseus, der mit den Athenern in den Krieg gezogen ist. Die Figur der Medea stellt die enttäusche Verlobte dar, die sich nach der Rückkehr des Theseus Hoff- nung auf eine Liebesbeziehung mit ihm macht. Dieser akzeptiert jedoch nur ihre Gestalt als Hexe und beichtet ihr die Liebe zu einer anderen Frau. Ohne Accompagnato-Rezitativ, dafür aber mit einer Orchestereinleitung, die eine Adagio- und eine Presto-Passage kontrastiv aufeinanderprallen lässt, beginnt Medeas letzte Arie Morirò, ma vendicata. Die Vielfalt der Ge- staltungsmittel, die sich aus dem Gegensatz zwischen „morirò“ und „ven- dicata“ (sterben und rächen) herleitet, kennzeichnet die enorme emotiona- le Spannweite dieser Arie. Medeas unbegleitet einsetzende Klage im Ada- gio wird von der Oboe erwidert, die Streicher treten mit einer Wiederho- lung der Anfangstakte des Ritornells hinzu, bevor der erneute abrupte Tempowechsel die virtuosen Koloraturphrasen herbeiführt. Ergänzt werden die Oboen-Werke Georg Friedrich Händels durch das Doppelkon- zert für Oboe, Fagott, Streicher und Basso continuo in g-Moll (die Autorschaft Hän- dels ist allerdings umstritten). Das viersätzi- ge Konzert (Adagio, Allegro, Adagio, Tempo di minuetto) vereint abschließend die Klänge der Oboe mit einem verwandten Instrument – dem Fagott. © Lisa Mayer, UR P ROGRAMM G EORG f RiEDRiCH H änDEL (1685-1759) Konzert für Oboe, Streicher und Basso continuo g-Moll HWV 287 Grave – Allegro – Sarabande, Largo – Allegro „Mi palpita il cor“ Kantate für Sopran, Oboe und Basso continuo HWV 132 Rezitativ „Mi palpita il cor“ Arie „Ho tanti affanni in petto“ Rezitativ „Clori, di te mi lagno“ Arie „Se un di m`adora“ Sinfonia B-Dur für Streicher und Basso continuo HWV 339 ohne Satzbezeichnungen (Allegro – Largo – Presto) Concerto doppio für Oboe, Fagott, Streicher und Basso continuo HWV deest Adagio – Allegro – Affetuoso – Tempo di Menuet Medea-Szene Ouverture und Arie „Morirò, ma vendicata“ aus der Oper „Teseo“ HWV 9 Wir danken der Meisterwerkstätte für historische Tansteninstrumente, Christoph Kern, 79291 Staufen, für die freundliche Bereitstellung des Cembalos. A usfüHREnDE b ATzDORfER H OfkAPELLE Marie friederike schöder Sopran xenia Löffler Oboe Daniel Deuter & Helena zemanová Violine Caroline kersten Viola bernhard Hentrich Violoncello sven Rössel Kontrabass inge Marg Oboe katrin Lazar Fagott stefan Maass Theorbe stephan Rath Laute Tobias schade Cembalo Cover der CD “Händel: My favourite instrument” der Batzdorfer Hofkapelle basilika st. Emmeram Aus einer kleinen, möglicher- weise spätantiken Georgskapel- le entstand die karolingische Ba- silika um das Grab des westfrän- kischen Wanderbischofs Emme- ram, der im Jahr 652 bei Regens- burg getötet wurde. Am Grab Emmerams, des ersten bayeri- schen Nationalpatrons, ließen sich Benediktinermönche nieder und gründeten eines der ältes- ten Klöster in Bayern. An eine Ringkrypta mit dem Grab des Heiligen schloss sich noch im 8. Jahrhundert eine dreischiffige Basilika an, die um 1050 ein mächtiges Westquer- haus mit Dionysiuschor erhielt. Die weitläufige Klosterkirche birgt neben zahlreichen Grab- stätten von Seligen auch die Grabstätte von Bischof Wolf- gang, die sog. Wolgangskrypta. Wolfgang hatte in St. Emmeram die klösterliche Gemeinschaft reformiert und sie 974 von einer bis dahin geltenden Personal- union mit dem Bischofsamt be- freit. 1731-33 erfolgte eine barocke Modernisierung durch Michael Prunner. Durch die Gebrüder Asam erhielt die Klosterkirche ihr festliches Aussehen mit Stuk- katuren, Figuren und Malereien. Seit der Säkularisation im Jahr 1803 besteht die Kirche als Pfarr- kirche fort, die Klostergebäude kamen 1812 an die Fürsten Thurn und Taxis.

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