Tage Alter Musik – Programmheft 2016

10 T Age A LTeR M USIK R egeNSBURg Mai 2016 Tiburtina Ensemble (Tschechien) Sopran, mittelalterliche Harfe & Leitung: Barbora Kabátková Freitag, 13. Mai 2016 22.45 Uhr (nachtkonzert) Schottenkirche St. Jakob Jakobstraße Regina Lucti – Königin der Trauer Gesang und Poesie am Hofe Wenzeslaus’ II. um 1300 D as Tiburtina Ensemble wurde 2008 in Prag gegründet. Das Repertoire der acht Vokalistinnen umfasst gregorianischen Choral, mittelalterliche Poly- phonie und zeitgenössische Musik. Innerhalb kurzer Zeit hat sich das ensemble in der Alte-Musik-Szene einen herausragenden Ruf erworben. Der Name des ensembles leitet sich von der antiken Tiburtinischen Sibylle ab, die zur bekann- testen Prophetin des christlichen Mittelalters wurde. Mittlerweile war das ensemble gast bei zahlreichen renommierten Festivals, u. a. in Prag, Ostrau, Bratislava, Brüssel, Utrecht und Brügge. Das ensemble hat zwei vielbeachtete CDs veröffentlicht: „Flos inter Spinas“ (Supraphon) und „Apokalypsis“ (Animal Music). Barbora Kabátková , die Leiterin des Tiburtina ensembles, ist eine gefragte Sän- gerin in der AltenMusik. Sie studierte an der Prager Karlsuniversität. Ihr Haupt- interesse gilt der Interpretation mittelalterlicher Musik - besonders des grego- rianischen gesangs und früher mittelalterlicher Polyphonie - und der Interpre- tation des Vokalrepertoires der Alten Musik. Sie singt regelmäßig als Solistin bei prominenten tschechischen und europäischen ensembles, darunter dem Collegium 1704, demCollegiumMarianum, der Musica Florea, Doulce Mémoire und dem Collegium Vocale gent . Zum Programm: Unsere geschichte beginnt 1278. Der berühmte König von Böhmen, Ottokar II., wurde von den Truppen Rudolphs vonHabsburg in der Schlacht auf dem Marchfeld getötet. es ist nicht nur eine geschichte vonOttokars SohnWences- laus (Wenzel) II. undRudolphs Tochter Judith (guta) von Habsburg, eine geschichte über ihre treue Liebe (bitte tolerieren Sie diesenAnspruch unserer romantischen Seelen) – sondern vor allem die geschichte der Koexistenz der tschechischen „Nation“ mit dem Hause Habsburg, die im Jahre 1918 durch das ScheiternHabsburgs endete. Unser Konzertprogrammwill nicht die historischen ereignisse rekonstruieren, sondern an eine epoche erinnern, in der Ritterlichkeit, höfische Liebe und tiefer christlicher glaube das letzte Wort hatten. Kehren wir zurück in das Jahr 1278. An die unglückliche Kriegsaffäre und an Ottokars Tod erinnert das Klagelied Wafen iemer mêre . Die Musik dazu ist nicht erhalten, deshalb benutzen wir eine anonyme Melodie aus der Jenaer Lieder- handschrift (14. Jahrhundert), um den gesang wieder zum Leben zu erwecken. Wie wir dem Chronicon Aulae Regiae (der Chronik aus der Zisterzienser-Abtei in Zbraslav in Prag) etwa aus dem Jahre 1283 entnehmen können, kam der neue König Wenzel in der Hauptstadt als triumphierender Herrscher an und wurde vomVolk und den Kirchenführern mit demAnstimmen der Hymne, demCan- Barbora Kabátková Foto: Vojtech Havlik Schottenkirche Um 1090 erhielten irische Benedik- tiner ein grundstück vor den Mau- ern der Stadt zum Bau ihres Klos- ters. Von der ersten Jakobskirche, die 1120 geweiht wurde, sind die beiden Osttürme erhalten. St. Jakob wurde das Mutterkloster aller Nier- derlassungen irischer Mönche im deutschsprachigen Raum. 1216 war der Bau vollendet. Im 16. Jahrhun- dert lösten schottische Mönche die Iren von St. Jakob ab, und bis 1862 gehörte das Kloster zum schotti- schen Zweig der Benediktiner. Die Schottenkirche ist vor allem berühmt wegen ihres Portals mit seinem rätselhaften plastischen Schmuck. Hinter dem Portal im Inneren ist die liegende Figur des Mönches Rydan als Türschließer dargestellt. Der Mönchschor besitzt noch die alten steinernen Chorge- stühlschranken und den originalen Bodenbelag des 12. Jahrhunderts. Die gestaltung der vielen Säulchen hat Parallelen in der englischen Architektur. Verschiedene Ausstat- tungsstücke haben sich erhalten: die romanische Kreuzigungsgruppe, eine Madonna und die Heiligen Jakobus, Paulus und Christophorus aus dem 14. Jahrhundert. Tiburtina Ensemble Foto: Vojtech Havlik

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