Tage Alter Musik – Programmheft 2016

23 T Age A LTeR M USIK R egeNSBURg Mai 2016 Der Oboist Alfredo Bernardini ist sicherlich einer der Künstler, die in der geschichte der Tage Alter Musik am häufigsten in Regensburg zu gast waren. er wurde 1961 in Rom geboren. Im Alter von 19 Jahren zog er in die Niederlande, um sich dort unter anderem bei Bruce Haynes und Ku ebbinge auf Barockoboe und Alte Musik zu spezialisieren. 1987 erhielt er am Königlichen Konservatorium von Den Haag sein Solistendiplom. Als Mitglied der bedeutendsten Barockensembles wie z. B. Hesperion XX, Le Concert des Nations, La Petite Bande, The Amsterdam Baroque Orchestra, Freiburger Barockorchester, The english Concert, Bach Collegium Japan oder Balthasar Neumann ensemble ist er in ganz europa sowie Russland, USA, Japan, China, Korea, Malaysia, Ägypten, Israel, Südamerika und Australien aufgetreten. 1989 gründete er mit den Brüdern Paolo und Alberto grazzi das ensemble ZeFIRO. er war an ca. 100 CD-einspielungen beteiligt, für die er diverse Auszei- chungen erhielt. So wurde seine CDmit Vivaldi-Oboenkonzerten mit dem Cannes Classical Award 1995 gewürdigt und eine andere mit Händels Royal Fireworks Music mit dem Diapason d'Or de l'Année 2009 ausge- zeichnet. 1999 verwirklichte er mit ZeFIRO einen Dokumentarfilm über Antonio Vivaldi für das belgische Fernsehen. Auch als Dirigent hat er bereits viele erfolge mit verschiedenen Orchestern, u. a. Concerto Copenhagen, The english Concert, La Orquesta Barroca de Sevilla, Tafelmusik Toronto, The Australian Brandenburg Orchestra, The Jerusalem Baroque Orchestra oder The european Union Baroque Orches- tra, gefeiert. Zudem wurden seine Forschungen über die geschichte der Holzblasinstrumente in den renommiertesten internationalen Fachzeit- schriften veröffentlicht. Von 1992 bis 2015 unterrichtete er Barockoboe am Konservatorium von Amsterdam. Von 2002 bis 2008 war er Professor an der escola Superior de Musica de Cataluña in Barcelona. Seit 2014 ist er Professor für historische Oboe am Mozarteum in Salzburg. Christian Kjos studierte an der staatlichen Musikakademie in Oslo und an der Schola Cantorum Basiliensis Cembalo. er machte 2006 sein Solis- tendiplom. Als erster Norweger überhaupt war er Mitglied des european Union Baroque Orchestra und spielte dort unter Lars Ulrik Mortensen, Andrew Manze, Ton Koopman und Christophe Coin. er ist gründungs- mitglied des Barockorchesters Harmony of Nations, mit dem er 2011 schon bei den Tagen Alter Musik in Regensburg gastierte. Als Continuo-Cem- balist spielt er neben Barokkanerne regelmäßig mit dem Norwegian Ba- roque Orchestra und Concerto Copenhagen. Auf Barokkanernes C. Ph. e. Bach-CD spielt Christian Kjos den Solopart im d-Moll Cembalokonzert (Wq 17) und erhielt dafür beste Kritiken. Als Mitglied des ensembles Meri- diana gewann er erste Preise beim Telemann-Wettbewerb in Magdeburg (2007), beim york-early Music Competition (2009) und beimHändel-Wett- bewerb in göttingen (2011). Zum Programm: georg Philipp Telemann lernte Johann Sebastian Bach 1708 bei seinem Aufenthalt in der damaligen Residenzstadt eisenach kennen und hat für Bachs zweiten Sohn Carl Philipp emanuel 1714 sogar die Patenschaft über- nommen. Während seines Aufenthaltes in eisenach komponierte Telemann vermutlich 1713 das Konzert c-Moll für Oboe, Streicher und Basso continuo (TWV 51:c1). gleich zu Beginn imAdagio lässt die grundtonart lange auf sich warten und kann schließlich erst im zweiten Satz in einem Frage-Ant- wort-Spiel von Oboe und Streichern etabliert werden. Im dritten Satz, wiederum ein Adagio, ließe der harmonische Rhythmus wieder mehr Raum für Modulationen, doch steht hier die Ausarbeitung des im gesamten Konzert immer wieder auftretenden Seufzermotivs im Mittelpunkt. Das abschließende Vivace überzeugt vor allem durch seine Leichtigkeit, die vorrangig dem eingängigen Thema in der Oboe zu verdanken ist. Wenige Jahre später begegneten sich Bach und Telemann erneut, als es um die Frage ging, wer die Nachfolge Johann Kuhnaus (1660–1722) als Tho- maskantor in Leipzig antreten würde. Telemann wurde 1722 für dessen Nachfolge nach Leipzig berufen. er schlug das Amt jedoch aus, so dass Bach letztendlich nach Leipzig kam. Telemann blieb stattdessen in Ham- burg und baute dort ein öffentliches Konzertwesen auf. ein Werk, das er vermutlich 1730 in diesem Zusammenhang komponierte, ist die neuntei- lige Suite in B-Dur für drei Oboen, Fagott, Streicher und Basso conti- nuo (TWV 55:B10). Bach wurde indes Thomaskantor in Leipzig und leitete von 1729 bis 1741 das Collegium musicum, das Tele- mann bereits 1702 gegründet hatte. Bach schrieb während seiner Leip- ziger Zeit die Kantaten Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust (BWV 170) und Geist und Seele wird verwirret (BWV 35) für den dritten Kantaten- jahrgang (1725–1727). Beide Kan- Christian Kjos Alfredo Bernardini Cover der CD von Barokkanerne „Totally Telemann“

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