Tage Alter Musik – Programmheft 2016

30 T Age A LTeR M USIK R egeNSBURg Mai 2016 La Compagnia del Madrigale (Italien) Samstag, 14. Mai 2016, 22.45 Uhr (nachtkonzert) Minoritenkirche Dachauplatz Carlo Gesualdo da Venosa (1566-1613) – Ausgewählte Madrigale aus den Madrigalbüchern I, III, IV, V und VI L a Compagnia del Madrigale gilt als das führende Madrigalensemble der internationalen Musikszene. Die gründungsmitglieder Rossana Ber- tini, giuseppe Maletto und Daniele Carnovich verbindet seit mehr als 20 Jahren eine intensive Zusammenarbeit. Ihre erfahrungen als Madrigal- spezialisten legen den grundstein für ihre ensemblearbeit. 2008 beschlos- sen die Madrigalisten sich mit vier weiteren Solisten von internationalem Rang - Francesca Cassinari, elena Carzaniga, Raffaele giordani und Marco Scavazza - unter dem Namen La Compagnia del Madrigale zusammen- zuschließen. Das ensemble musiziert ohne einen Dirigenten. Stattdessen intensivierten die Musiker das Aufeinanderhören und die feinfühlige Kom- munikation untereinander. eine wichtige erfahrung bot die Zusammenarbeit mit Radio-Televisione della Svizzera und dem ensemble I Barocchisti unter der Leitung von Diego Fasolis. Zunächst entstand eine Videoproduktion, die dem „Amfi- parnaso“ von Orazio Vecchi gewidmet war. Die Debut-CD der Compagnia del Madrigale erschien 2011: Das Label Arcana veröffentlichte die Madri- gale auf den Text „Orlando Furioso“ von Ludovico Ariosto - eine CD, die von Presse und Publikum enthusiastisch aufgenommen wurde. Im Januar 2013 begann die Zusammenarbeit mit dem Label glossa und das ensemble veröffentlichte das Sechste Madrigalbuch von Carlo gesualdo zu dessen 400. Todesjahr. Mit dieser Jubiläumsaufnahme gewann das ensemble den Diapason d’Or de l’Année und den Choc de Classica. Anschließend erschien, ebenfalls bei glossa, die Aufnahme des ersten Madrigalbuchs von Luca Marenzio, welche wiederummit einem Diapason d’Or und dem editor’s Choice prämiert wurde. ebenfalls mit dem spanischen Label nahm La Compagnia del Madrigale die Responsorien und andere geistliche Kompositionen Carlo gesualdos auf. Jüngst erschien das Fünfte Madri- galbuch von Luca Marenzio bei glossa - ebenfalls ausgezeichnet mit dem Diapason d’Or, dem editor’s Choice und dem Preis der deutschen Schall- plattenkritik. Kürzlich erschien eine Aufnahme geistlicher Werke von Clau- dio Monteverdi unter dem Titel „Pianto della Madonna“ bei glossa, die ebenfalls mit einem Diapason d’Or ausgezeichnet wurde. Nach erfolgreichen Auftritten in der Kölner und essener Philharmonie, im Pariser Musée d’Orsay, bei den Schwetzinger Festspielen, bei Rhein Vokal sowie in der genfer Victoria Hall, in der Londoner Wigmore Hall, in Zürich, Venedig, Turin und Rom wird das ensemble demnächst u.a. erneut bei den Schwetzinger Festspielen und in der Schweiz gastieren. Zum Programm: Die Rezeptionsgeschichte Carlo gesualdos (1566–1613), dessen 450. geburtsjahr wir 2016 feiern, scheint hauptsächlich von einem ereignis überschattet und geprägt zu sein: Als der Fürst von Venosa 1590 seine Frau Maria d’Avalos mit ihrem Liebhaber Fabrizio Carafa „auf frischer Tat“ ertappte, tötete er beide. Bereits damals schlug diese eifersuchtstra- gödie hohe Wellen. Während der Dichter Torquato Tasso in einem Sonett den Tod der beiden geliebten beklagt, bildet gesualdos grausamer Dop- pelmord noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts – mehr als fünfzig Jahre nach dem Tod des Komponisten – die grundlage für eine Tragödie giacinto Andrea Cicogninis. Und auch im 20. Jahrhundert haben sich Künstler unterschiedlicher Disziplinen mit dem Verbrechen des schillern- den Komponisten und Adeligen auseinandergesetzt. Bücher wie Gesualdo ovvero assassinio a cinque voci („gesualdo oder Mord für fünf Stimmen“) – so der Titel eines Romans von Alberto Consiglio – oder die geradezu nach einer Anzeige aus der Sensationspresse klingende Monographie Carlo Gesualdo, Prince of Venosa: Musician and Murderer sprechen Bände. Wenn man sich vor diesem biografischen Hintergrund mit gesualdos Musik beschäftigt, neigt man schnell dazu, eine direkte Verbindung zwi- schen beiden zu sehen, scheint doch der experimentelle Stil gut zum Bild der exzentrischen Persönlichkeit zu passen. Wie problematisch die Frage nach dem einfluss von gesualdos Charakter auf sein Schaffen auch sein mag, so kommt man nicht umhin, die hyperexpressive musikalische Spra- che zu bewundern, die den Zuhörer unweigerlich in ihren Bann zieht. Ins- La Compagnia del Madrigale Foto: Simone Bartoli

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