Tage Alter Musik – Programmheft 2016

42 T Age A LTeR M USIK R egeNSBURg Mai 2016 Les Basses Réunies (Frankreich) Violoncello, Tenorvioline & Leitung: Bruno Cocset Sonntag, 15. Mai 2016, 16.00 Uhr Basilika U. L. Frau zur Alten Kapelle Alter Kornmarkt Bach & Vivaldi – Seelenverwandte Charaktere? Sonaten – Choräle – Trios – Concerti B runo Cocset , Jahrgang 1963, studierte am Konservatorium in Tours und war unter anderem Schüler von Anner Bijlsma, Christophe Coin und Jaap Schröder. er gehört heute zu den renommiertesten französischen Cellisten mit einer Vielzahl an CD-Veröffentlichungen bei den Labels Ago- gique und Alpha. Nach dem Studium spielte er als „Violoncello-Nomade“ mit zahlreichen renommierten Musikern und ensembles, u. a. mit Les Arts Florissants, ensemble Baroque de Limoges, Le Concert Français, La Petite Bande, Les Musiciens du Louvre, Les Talens Lyriques, Ricercar Consort und Al Ayre espanol, mit Henri Ledroit, Véronique gens, Frans Brüggen, gustav Léon- hardt, Jos van Immersel, Jean-Claude Malgoire und Philippe Herreweghe. Festes ensemblemitglied war er bei Il Seminario Musicale (gérard Lesne) von 1988 bis 2004 und bei Jordi Savalls Concert des Nations sowie Hespe- rion XX/XXI von 1990 bis 2005. 1996 gründete er sein eigenes ensemble Les Basses Réunies, mit dem er nun erstmals in Regensburg (Deutschlandpremiere) mit einem Bach- Vivaldi-Programm gastiert. Wie der ensemblename schon andeutet, stehen die tiefen Instrumente im besonderen Fokus der gruppe; Bruno Cocset wird dabei auch unterschiedliche Celloinstrumente spielen wie Tenorvio- line und Alto a la bastarda, die er in Zusammenarbeit mit dem französi- schen Instrumentenbauer Charles Riché nach berühmten historischen Vor- bildern anfertigen ließ. Als solche dienten Instrumente von gasparo da Salò oder Amati, aber auch Tenor- oder Bass-Formen, wie sie auf gemälden der Zeit abgebildet wurden. Seit 2005 hat Bruno Cocset eine Professur für Barockvioloncello am Konservatorium in genf inne. Zum Programm: Während seiner Zeit in Weimar tauschte Johann Sebastian Bach einige Werke – vor allem italienischer Komponisten – mit demDresdner Musikdirektor Johann georg Pisendel (1688–1755) aus. Bach und Pisendel waren sich 1709 in Weimar zum ersten Mal begegnet. Pisendel war ein Schüler von Antonio Vivaldi und kümmerte sich jahrelang um eine intensive Vivaldi-Pflege am kursächsischen Hof. Daher wird vermutet, dass er es war, der Bach einige Originaldrucke von Vivaldis Werken mit nach Deutschland brachte und ihn damit bekannt machte. eine weitere nicht ganz unwichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang der sächsische Kronprinz FriedrichAugust II. Dieser hegte selbst ein reges Interesse an Vivaldis Werken, nachdem er mit der italienischen Musik in den Niederlan- den das erste Mal in Berührung gekommen war. Amsterdam war damals ein Zentrum des Musikdrucks und der Kronprinz brachte von seiner Reise einige Drucke und Partituren mit, die er an Bach weitervermittelte. Bei diesen Drucken handelte es sich höchstwahrscheinlich um Op. 3 (L’Estro armonico) , Op. 4 (La Stravaganza) und Op. 7 (Violin- und Oboenkonzerte) von Vivaldi. Die Auseinandersetzung mit Vivaldis Werken und das Anfertigen von Trans- kriptionen und Bearbeitungen war eine Bereicherung für Bachs Schaffen. Vor allem von Vivaldis Instrumentalkonzerten, insbesondere vom Zyklus L’Estro armonico (Op. 3), schien Bach sehr angetan gewesen zu sein, denn er bearbeitete nicht weniger als sechs Concerti für unterschiedliche Besetzungen. Durch Bachs Beschäftigung mit der italienischen gattung des Solokonzertes nahm er auch einfluss auf andere Komponisten seiner Zeit, die nun auch gefallen an diesem Musikstil fanden. Ob Vivaldi dagegenAffinitäten zu Deutschland besaß, lässt sich weder belegen noch gänzlich ausschließen. Höchstwahrscheinlich unternahm er eine Studien- reise nach Deutschland, um dort verschiedene eindrücke zu sammeln. Obwohl keine konkreten Daten seiner Stationen überliefert sind, kann man dennoch davon ausgehen, dass er die Städte Wien, Dresden und vielleicht auch Prag besucht hatte und sich dort selbst mit einigen anderen renommierten Kompo- nisten austauschen konnte. Den Auftakt des heutigen Konzerts bildet die Sonate in g-Dur (BWV 1027). Sie ist in den drei Sonaten für Viola da gamba und Cembalo (BWV 1027-1029) ent- halten und um 1720 entstanden. es gibt eine weitere Fassung für zwei Travers- Antonio Vivaldi (Kupferstich von François Morellon la Cav) Bach-Denkmal Leipzig Bruno Cocset - Consort de violons

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