Tage Alter Musik – Programmheft 2016

56 T Age A LTeR M USIK R egeNSBURg Mai 2016 a soli istromenti di fiato . einerseits probierte Donizetti in dieser Sinfonia ver- schiedene effekte und eigenheiten der verwendeten Instrumente für seine späteren Opern aus, andererseits verwendete er die – nicht nur – für seine Opern typische zweiteilige Ouvertüre. Seine Sinfonia ist eines der wenigen Werke für Harmoniemusik in Moll. Sein weithin unbekannter Bruder, giu- seppe Donizetti, begann seine Musikerkarriere in Italien und machte sich als Militärkapellmeister einen Namen. 1828 ging er nach Konstantinopel und trat dort die Stelle als Kapellmeister am Hof des Sultans Mahmud II. (1785-1839) an. Dort übte er einen entscheidenden, europäisierenden ein- fluss auf die türkische Militärmusik aus, indem er beispielsweise Oboen und Klarinetten ins Orchester aufnahm. Seine Marcia di Mahmoud spielt innerhalb der schlichten dreiteiligen Form mit dem majestätischen Anfangsteil und dessen gegensatz, einem beschwingten Trio, in dem bezeichnenderweise das Schlagwerk schweigt. ein ebenso vergessener Komponist war und ist Friedrich Witt, dessen bekanntestes Werk seine sogenannte „Jenaer Symphonie“ sein dürfte. er ist ein von der Musikwissenschaft gebeutelter Mann, denn man nahm bis etwa 1960 an, dass diese Symphonie von Ludwig van Beethoven stammt. Ähnlich verhält es sich mit Witts Concertino für Oboe und Blasinstru- mente, das bis 2008 fälschlicherweise Carl Maria von Weber zugeschrieben wurde – bis die autographe Partitur auftauchte. Der einsatz eines Soloin- struments ist für Harmoniemusik recht ungewöhnlich, unterstreicht aber das vielfältige Repertoire innerhalb der gattung. Mit Beethovens drei Werken ohne Opuszahl 20 bis 22 kommt die Triangel voll auf ihre Kosten. Lediglich in zwei Takten dieser drei Stücke für Mili- tärorchester schweigt dieses Instrument: im Zapfenstreich in C-Dur (WoO 20). Daneben pausiert auch das restliche Schlagwerk, wodurch Beethoven paradoxerweise – gemeinsam mit der Durvariante der Tonikaparallele – einen steigernden effekt hervorruft. Ähnliches gelingt Beethoven vor allem mit der Verwendung von Terrassendynamik und Wiederholung von Vier- bzw. Achttaktgruppen oder mit dem dialoghaften einsatz einzelner Stimmgruppen. Gioacchino Rossini Gaetano Donizetti Felix Mendelssohn Bartholdy

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