Tage Alter Musik – Programmheft 2016

65 T Age A LTeR M USIK R egeNSBURg Mai 2016 Bern. Die Musiker von Les Passions de l’Ame sind international tätige Spezialisten für Alte Musik und arbeiten sowohl als Solisten, als Kam- mermusiker und als Orchestermusiker wie auch als Dozenten für Insti- tutionen wie das Freiburger Barockorchester, B’Rock (gent, Belgien), das Konservatorium Antwerpen oder die Hochschule der Künste Bern. Die erste CD „Spicy“ mit Violinmusik von Biber, Fux und Schmelzer erschien 2013 und wurde mit dem Diapason d’Or ausgezeichnet. Im Sep- tember 2014 folgte die zweite CD „Bewitched“ mit Werken von Händel und geminiani unter Mitwirkung der Sopranistin Robin Johannsen. Die geigerin Julia Schröder wurde 1978 in eine niederbayrische Musiker- familie in Straubing hineingeboren. Mit 15 Jahren studierte sie als Jungstu- dentin imKonservatorium "gasteig" in München bei Urs Stiehler. es folgten danach mehrere Meisterkurse, unter anderem bei Ana Chumachenco, dem Melos Quartett, Saschko gawriloff und Adelina Oprean, bei der sie 1995 in der Musikhochschule Basel mit dem Hauptfachstudium begann. Sie stu- dierte u. a bei Chiara Banchini (Schola Cantorum Basiliensis) Barockgeige. Sie war Solistin unter Leitung von Dirigenten wie Christopher Hogwood, Reinhard goebel, giovanni Antonini, Christian Zacharias, Paul McCreesh, Kristjan Järvi und Paul goodwin. Sie ist gast-Stimmführerin im ensemble „Il giardinoArmonico“ und gastkonzertmeisterin des Orquestra Simfònica de Barcelona i Nacional de Catalunya. Sie arbeitet regelmäßig mit dem Ba- rockensemble „Lautten Compagney Berlin“ zusammen. 2012 erschien ihre Aufnahme der Violinsonaten von Händel bei Deutsche Harmonia Mundi, die preisgekrönt wurde. Seit 2004 ist sie Konzertmeisterin und Leiterin des Kammerorchesters Basel. 2010 wurde sie zur Professorin für Violine an der Musikhochschule Freiburg/Breisgau berufen. Julia Schröder ist bei diesem Konzert gastleiterin. Sie vertritt die künstlerische Leiterin Meret Lüthi. Solomon’s Knot , gelobt von der Financial Times als ein ensemble, das sich durch vitales Musizieren und intelligente Programmgestaltung auszeich- net, wurde 2008 gegründet. es wird von den künstlerischen Leitern Jona- than Sells und James Halliday von London und Bern aus betreut. Künst- lerischer Schwerpunkt ist die Alte Musik, von italienischer Kammermusik des 17. Jahrhunderts über das französische Barock bis zu den großen Ora- torien des 18. Jahrhunderts, wie auch die Auswirkungen dieser Musik bis in die gegenwart. Im November 2015 feierte das ensemble in London einen großen erfolg mit der entdeckung und Aufführung der Oper „l’Ospedale“ eines anony- men Komponisten des 17. Jahrhunderts. Die Zusammenarbeit mit Les Passions de l'Ame begann 2015 mit demKan- tatenzyklus „Die Tageszeiten" von g. Ph. Telemann. Der Austausch von Ideen und Inspirationen über geographische grenzen hinweg ist für alle Beteiligte eine große Bereicherung. Im Juni 2016 gastiert Solomon's Knot beim Bachfest Leipzig mit dem „Mag- nificat“ BWV 243a und der Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“ BWV 21 sowie beimAldeburgh-Festival mit Madrigalen von gesualdo und sei- nen Zeitgenossen sowie neuen Kompositionen von Mira Calix, der süd- afrikanischen Musikerin und Musikproduzentin. Für 2017 sind Aufführungen von Bachs Johannespassion und Händels Messias in solistisch besetzten Aufführungen geplant. Solomon’s Knot tritt heute Abend unter der Regie der australischen Regisseurin Federay Hol- mes auch szenisch inAktion. Als Shakespeare-expertin kann Federay Hol- mes der Aufführung vom schauspielerischen und literarischen Ansatz- punkt her eine weitere ebene erschließen. Die Sängerinnen und Sänger von Solomon's Knot loten mit ihr in erster Linie die spontane und impro- visierte Darstellung des Werks aus. es ist keine „feste Inszenierung“, son- dern, soweit möglich, eine „Live-Präsentation“, so dass die Künstlerinnen und Künstler das Werk während der Aufführung gemeinsam mit dem Publikum neu „erfinden“. In London aufgewachsen, organisiert Jonathan Sells seine Tätigkeit als Opern-, Konzert- und Liedsänger sowie musikalischer Leiter von Bern aus. 2002 gründete er während seines musikwissenschaftlichen Studiums das damals einzige Barock-ensemble der Universität Cambridge und 2008 das jetzige Solomon's Knot baroque collective. Seit 2011 ist er „Joint Artistic Director“ von Solomon's Knot und leitet das Kollektiv von der Bass- Stimme aus bei Konzert-Projekten wie dem von allen Sängerinnen und Sängern auswendig vorgetragenen „Kammer-Messias“, dem „Kammer- Weihnachts-Oratorium“, der „Leipzig Verbindung“ (Kuhnau und J.S. Bach) und der „Abendmusik“ (Buxtehude, Weckmann, Tunder, Schütz, Rosenmüller). Als Sänger studierte Jonathan Sells an der Londoner guild- hall School of Music and Drama, wo er unter anderem den „Wigmore Hall Recital Prize“ gewann. Seine Studien führten ihn auch an das internatio- nale Opernstudio des Züricher Opernhauses. er verkörperte zahlreiche Opernrollen und sang an Opernhäusern u. a. in Paris, Madrid, Caen, Dijon und Nancy sowie glyndebourne und Wexford. In Konzerten sang er unter John eliot gardiner, William Christie, Roger Norrington, Ton Koopman, Masaaki Suzuki und Richard egarr. Federay Holmes ist „associate member“ der Londoner Theater-Truppe „The Factory“, für die sie als Schriftstellerin, Regisseurin und Darstellerin tätig ist. Sie inszenierte „AMidsummer Night’s Dream“ und „Romeo and Juliet“ für The Dutch Factory in Amsterdam und hat letztes Jahr die „Son- net Walks“ für das „Shakespeare’s globe“-Theater inszeniert. 2016 wird sie die „Sonnet Walks“ zum 400-jährigen Shakespeare-Jubiläum inszenie- ren. Sie ist als Pädagogin und Regisseurin für verschiedene hochkarätige Londoner Theater-Hochschulen tätig, und zwar als Spezialistin für Neues Theater und Shakespeare. Zum Programm: es mag seltsam anmuten, das letzte Konzert der diesjährigen Tage Alter Musik einem weitgehend unbekannten Komponisten wie Thomas Linley (1756–1778) zu widmen. Man beachte aber die Lebensdaten des Kompo- Federay Holmes Foto: Sarah-Jane Field Jonathan Sells Julia Schröder

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=