Tage Alter Musik – Programmheft 2017

10 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Juni 2017 The Gesualdo Six (Großbritannien) Leitung: Owain Park Freitag, 2. Juni 2017, 22.45 Uhr (nachtkonzert) Schottenkirche St. Jakob Jakobstraße 3 A Journey through the Music of the English Masters T he Gesualdo Six ist ein britisches Vokalsextett, das sich 2014 für eine aufführung von gesualdos Karwochen-Responsorien konstituiert hat. So lässt sich auch der ensemble-name erklären. Seitdem hat für das ensemble eine rege Konzerttätigkeit begonnen. Die Kritiken der ersten Konzertauftritte waren geradezu euphorisch. Das Hauptrepertoire bildet die Vokalpolyphonie der Renaissance; damit stehen die sechs jungen Her- ren in der großen Tradition exzellenter britischer Vokalensembles. Unter seinem künstlerischen Leiter Owain Park absolvierte das Sextett in der Saison 2015/16 höchst erfolgreich mehrere Konzerte in der renommierten Londoner Konzertserie „St. John’s Smith Square Young artists“. eine erste CD-Produktion ist in Vorbereitung. The gesualdo Six geben mit ihrem Konzert bei den Tagen alter Musik ihr Deutschland-Debut. Zum Programm: eInFüHRUng Das Programm des heutigenabends folgt den Spuren der Musik der engli- schen Renaissance-Meister über eine Periode von zweihundert Jahren. Während dieser Zeit florierte das englische Musikschaffen, aber es war eine Zeit großer Veränderungen, die von religiösen gegensätzen ausgin- gen. Die Komponisten, vor allem Tallis und Byrd, mussten im Musikstil ihrer Zeit schreiben, der sich in einer der turbulentesten epochen der geschichte englands permanent veränderte. Für die Katholiken war es der hohe Stil mit lateinischen Texten und reicher Klangfülle. Für die Pro- testanten dagegen war es zunächst eine sehr schlichte Musik mit engli- schen Texten, die vor allem gute Textverständlichkeit garantierte. Darauf folgte - während der Regierungszeit Königin elisabeths I. - eine art ent- spannter einfachheit, bei der sowohl der Text klar verständlich als auch die Musik interessant sein sollte. Unser Programm führt Sie heute von Klängen des Mittelalters in den Werken von Dunstable und Cornysh über die kunstvoll gewebten Motetten für sieben Stimmen bei Tallis und Shep- pard bis hin zu der eleganten Schlichtheit von White und Tomkins. John Dunstable komponierte die isorhythmische Motette Veni, Sancte Spi- ritus wahrscheinlich, als er in Diensten des englischen Herzogs von Bed- ford, des Regenten Frankreichs, stand. Burgund war damals ein bedeu- tendes Musikzentrum und Dunstable war mit den dortigen Traditionen vermutlich gut vertraut. Veni, Sancte Spiritus ist fein strukturiert und ten- diert eher zu den Klangfarben der Dur-Tonleiter als – wie seine Zeitge- nossen auf dem Festland – zu Moll-Tonarten. Die Tonfärbung der Motette ist hauptsächlich verhalten; der Text zeichnet gott nicht im Licht einer unvernünftigen oder irrationalen Kraft, die bedingungslose Unterwerfung fordert. Ave Maria, mater Dei stammt aus dem eton Choirbook, einer der wenigen erhaltenen Musikhandschriften aus der Regierungszeit Heinrichs VII. Die- ser Band war eine Sammlung von 93 Musikstücken aus ganz england, ins- besondere solchen, die der Heiligen Jungfrau Maria gewidmet waren. Der Text dieser Motette nennt Maria die Königinmutter gottes, Herrscherin des Himmels und Kaiserin der irdischen Welt, und bittet sie, alle Chris- The Gesualdo Six

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