Tage Alter Musik – Programmheft 2017

dass sie in der ersten Hälfte von Byrds Laufbahn, wahrscheinlich für die Chapel Royal, verfasst und als nicht-liturgisches extrastück bei jedem adventsgottesdienst gesungen wurde. Ihr lateinischer Text und der an die Öffentlichkeit gerichtete Kompositionsstil legen nahe, dass sie zwar nicht unmittelbar unter anglikanischem einfluss entstand, aber für ein eher höfi- sches Publikum gedacht war. Der Madrigalstil wird geschickt gehandhabt: die lebhaft ansteigende Tonleiter für den krähenden Hahn beim „an galli cantu“, die Verlangsamung des gleichmäßigen Rhythmus für die schlaf- trunkenen „dormientes“, das atemberaubende Tempo der Imitation, die in einem Kanon zwischen Sopran und zweitem Tenor über „repente“ („unvermutet“) mündet. Thomas Tomkins war der letzte der englischen Komponisten aus der Schule der Tudor-Zeit, wobei seine produktivste Schaffenszeit in die Ära Jakobs I. fällt. er war vermutlich ein Schüler William Byrds. Von 1596 bis 1646 war er mit einigen Unterbrechungen organist und Chorleiter an der Kathedrale von Worcester, bis seine Stimme unbrauchbar wurde und er die gottesdienste mit Chorgesang aufgeben musste. Da Tomkins sich auch in London verdient machte, wurde er zum gentleman der Chapel Royal ernannt und später dort als organist angestellt. When David heard schrieb er wahrscheinlich als Trauergesang für Heinrich, Prinz von Wales und bri- tischer Thronfolger, der 1612 noch als Jugendlicher starb. © Owain Park (Übersetzung: Christina und Hannsjörg Bergmann, Theresa Henkel) 12 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Juni 2017 The Gesualdo Six William Byrd: Messe, Altstimme Thomas Tomkins Thomas Tallis

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