Tage Alter Musik – Programmheft 2017

19 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Juni 2017 ginal enthalten. Die Latino-Version war gesine Bänfers Idee, Thomas Berg- manns ausführung und Miguel Tantos’ Umsetzung.” 2. Merçe o morte Johannes Ciconia (ca. 1370-1412) Paris, Bibliothèque national, n.a.f. 4917, arr. Bänfer/Bergmann Johannes Ciconia war ein Meister des musikalischen Seufzens und seine Melodien berühren noch mehr als 600 Jahre nach seinem Tod das Publi- kum. obwohl bei ihm Melodie und Text untrennbar verbunden scheinen und eine instrumentale ausführung infrage stellen, schaffen es die zwei Sopransaxophone, die Melancholie und den Schmerz dieser innigen Lie- beserklärung zu vermitteln. In vier Handschriften hat diese ballata die Jahrhunderte überdauert. Die ballata war eine der beliebtesten Musikfor- men während des Trecento - der italienischen ars nova . Ballate werden z. B. am ende eines jeden Tages in Boccaccios Decamerone gesungen. 3. Aires de Bollschweil komp. & arr. Ian Harrison (*1962) und Thomas Bergmann (*1955) Ian Harrison: „aires de Bollschweil flog mir zu, während ich meine gaita vor einer Probe in Bollschweil südlich von Freiburg aufwärmte. Ich borgte mir den Teil einer Rumbamelodie, den wir vor Kurzem als Zirkusmusik gespielt hatten, und kombinierte ihn mit dem Rhythmus der traditionellen galizischen ‚aires‘. Thomas trug dann das zweite Zwischenspiel dazu bei, um den Zuhörern eine erholungspause von den Dudelsäcken zu geben.“ 4. Saltarello Ian Harrison, arr. Harrison/Bergmann Der Saltarello war einer der vier Rhythmen des italienischen höfischen Tanzes aus dem 15. Jahrhundert. Der jüdisch-italienische Tanzmeister guglielmo ebreo da Pesaro schlug mehrere übungen vor, um die Fähigkeit im Tanzen zu verbessern. eine von ihnen war, eigene Saltarelli zu komponieren oder zu improvisieren. Das war die Inspiration für dieses Stück. Der Tenor basiert auf einer einfachen, absteigenden Skala aus vier noten. Für die Jazzversion musste die Taktangabe „tempus imperfectum cum prolatione maiore“ der ursprünglichen Version in einen 4/4 Takt umgewandelt werden, einige der akkorde wurden verändert und das ganze wurde gespielt in jenem Stil, der im Frankreich des 17. Jahrhunderts als „inégal“, aber im amerika des 20. Jahrhunderts als „Swing“ bezeichnet wurde. 5. La danse de cleves anonym Burgund, spätes 15. Jh., Brüssel, Bibliothèque Royale de Belgique Ms. 9085 arr. Bänfer/Bergmann/Harrison Diese wunderschöne, melancholische und zeitlose Melodie des späten 15. Jahrhunderts stammt aus dem Tanzbüchlein der Margarete von Österreich, einer kostbaren Prachthandschrift, in der mit goldener Tinte auf schwar- zem Pergament einstimmige Melodien mit ihren dazugehörigen Tanz- schritten notiert wurden. Bei den Tänzen handelte es sich um „basses dan- ses“ - höfische Schreittänze, die „niedrig“ über dem Boden ausgeführt wurden - ohne zu hüpfen oder zu springen (passend zur langen Kleidung der Damen, die auf dem Boden schleifte, und den Schnabelschuhen der Herren). Sie gehört zur Kategorie der ohrwürmer, die von den Musiker/innen noch gepfiffen werden, wenn der letzte Zuhörer gegangen ist. Das Pfeifen gehört sicher zu den ältesten Formen menschlichen Musi- zierens. 6. If music be the food of love Henry Purcell (1659-1695) aus Thomas D‘Urfey, „Wit and Mirth: or Pills to Purge Melancholy“, Vol. 3, London, 1719 gesine Bänfer: „Ich hatte eine Lungenentzündung und das antibiotikum, das ich bekam, konnte mir nicht helfen. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich mir vorstellen, wie es sich anfühlt, einfach zu verblassen, und mir kam Henry Purcells Musik in den Sinn, der mit nur 36 Jahren einem Lungenleiden erlegen war. Bis dahin hatte mir Purcells Musik nie besonders viel bedeutet, aber als ich wieder in der Lage war aufzustehen und zu üben, konnte ich nicht aufhören seine Musik zu spielen; ihre Melan- cholie macht mich glücklich und dankbar für meine gesundheit, meine wunderbare große Familie, meine Freundinnen und Freunde, meine Kol- leginnen und Kollegen und die Musik. “ 7. Douce dame jolie guillaume de Machaut (ca. 1300-1377) Cambridge, Parker Library, Corpus Christi, Ferrell Ms., arr. Bänfer/Bergmann/Harrison ein zeitloses Liebeslied an eine schöne Frau für Dudelsack, Schalmei, Zug- trompete, Zink, gitarre und Tuba. Die Idee für den Bass-groove mit fun- kigen Bläser-Riffs entstand in einer Session mit unserem Kollegen, dem Tubisten Jörgen Welander. Ians Harrisons Zinksolo überraschte selbst uns jedes Mal, da der Zink durch sein Kesselmundstück klanglich gewisse Ähnlichkeit mit der Trompete hat, aber durch die Löcher im Instrument eine Flexibilität ermöglicht, von der Trompeter nur träumen können. 8. La folia anonym, 17. Jh. (div. Quellen) arr. Schweizer/Miller Mike Schweizer: „Ich erinnere mich sehr gerne an die aufnahme dieses Gesine Bänfer, Dudelsack Ian Harrison, Dudelsack

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