Tage Alter Musik – Programmheft 2017

32 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Juni 2017 – nach dem Vorbild verschiedener zeitgenössischer Beispiele – ziem- lich reich zu verzieren und die Instrumentierung jeder Strophe und jedes Ritornells auf den Text abzustimmen. Der Prolog endet mit dem auftritt zweier engel: Zwischen den glü- henden Sonnen und dem ewigen Tau züchtet gott einzigartige Blu- men; sie sollen dazu dienen, das Haar der Maria Magdalena zu krö- nen, mit dem sie die Füße Jesu getrocknet hat. Mit vokalen Melo- dielinien, die subtil durch eher modale Harmonien geflochten werden, verleiht Muzio effrem sei- ner aussage eine himmlische, zeitlose Stimmung. Im Kontrast dazu steht ein von drei Männern (David, Saul und einem engel) gesungenes Terzett, in dem guivizzani die Tränen behandelt (akt 4, Szene 2): Sie können von Sünden reinwaschen, wie die Tränen der Maria Magdalena die Füße Christi gewaschen haben oder wie die Tränen Sauls dessen Seele läuterten. als apotheose finden wir Muzio effremmit einem „Anime fortunate“ wie- der, dessen bestrickende, halbdunkle harmonische Sprache mich in ihren Bann zog. Die Dissonanzen auf „piangete“ oder der unerwartete Wechsel der akkorde auf „cangia vita“ vermitteln sehr deutlich die emotionale Bot- schaft des Textes: genau wie für Maria Magdalena ist es möglich, sich von der Sünde loszusagen und sein Leben zu ändern. Mit diesem Chor der engel beschließt andreini die aufführung. Dennoch endet die Partitur mit einem anderen Musikstück, das im Spiel selbst in der 5. Szene des 1. akts erscheint; wir haben es aus musikalischen gründen hier ans ende gesetzt. Stella, Aurora und Rosa , drei Dienerinnen der Maria Magdalena, die als „gering geschätzte alte Frauen“ vorgestellt werden, „ciascuna con iscopa in mano, con duo Schiavi Mori, con Innafflatori ...“ (jede mit einem Besen in der Hand, mit zwei maurischen Sklaven und einer gießkanne ...) singen eine strophische Villanella von Salomone Rossi, deren volkstümliche Töne die leichten Sitten der Maria Magdalena vor ihrer Bekehrung überzeugend zumausdruck bringen. Ihrer Schönheit fal- La Maddalena, Manuskript, Österreichische Nationalbibliothek Claudio Monteverdi (c.1630) © Bernardo Strozzi

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