Tage Alter Musik – Programmheft 2017

47 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Juni 2017 eine solistische Trompete bis hin zu Kompositionen, die ein Trompeten- Consort mit bis zu elf ausführenden verlangt, demonstrieren die Stücke eine atemberaubende Klangpracht. Die akustik vieler barocker Kathe- dralen bot sich für chorische aufstellungen an, und so wird auch der Konzertraum von allen Seiten beschallt, um klanglich und dynamisch alle Facetten der barocken Trompeten-Musik erlebbar zu machen. Durch die Verwendung von Kopien historischer Trompeten und die Berücksichtigung aktueller erkenntnisse der historischen aufführungs- praxis erklingen die Werke so, wie es sich die jeweiligen Komponisten vorgestellt haben könnten. ein weiterer Programmschwerpunkt neben der höfischen Repräsenta- tionsmusik liegt auf der wenig bekannten spätbarocken bzw. klassischen Kammermusik für Trompeten-ensembles. einige Komponisten, darunter Joseph Starzer und Wolfgang amadé Mozart, verstanden es, Trompeten mit sehr leisen Holzblasinstrumenten zu kombinieren und so völlig neue klangliche und dynamische Möglichkeiten zu schaffen. Joseph Starzers Musica da Cammera für fünf unterschiedlich gestimmte Trompeten, vier Pauken und zwei Chalumeaux zeigt dies in besonderer Weise: Die fünf Trompeten konzertieren im galanten Stil zusammen mit den beiden Cha- lumeaux (klarinetten-ähnliche Instrumente des 18. Jahrhunderts) und werden von den Pauken, die als Basso continuo eingesetzt sind, begleitet. Dass dieses Werk der russischen Kaiserin Katharina II., an deren Hof in St. Petersburg Joseph Starzer zwischen 1760 und 1770 als Hofkomponist diente, gewidmet ist, ist ein Indiz für die hohe musikalische Qualität der einzelnen Sätze. nicht minder bemerkenswert ist das Divertimento KV 188 für fünf Trom- peten, vier Pauken und zwei Flöten von Wolfgang amadé Mozart. Dieses um 1773 in Salzburg entstandene Werk könnte für ein Pferde-Ballett kon- zipiert worden sein. Die Flöten-Stimmen werden im vorliegenden Pro- gramm von früh-klassischen Klarinetten gespielt. Diese Praxis ist aus musikhistorischer Sicht vertretbar, zumal es sich bei der Klarinette um ein Lieblingsinstrument Mozarts handelt und die frühe Form der Klarinette häufig als Trompeten-Substitut verwendet wurde. Bereits der name „Clarineto“, ein Diminutiv des Terms „Clarino“ (Trom- petchen), zeigt die enge Verbin- dung dieser beiden Instrumente im 18. Jahrhundert. Der deutsche Musikschriftsteller Johann Chris- toph Weigel führt dies imMusica- lischen Theatrum (1722) treffend aus: „Wann der Trompeten-Schall will all- zulaut erthönen / so dient das Clari- net auf angenehme weiß“. © Ernst Schlader Michael Praetorius, Syntagma Musicum Zinken & Posaunen Schwanthaler Trompetenconsort CD: L’arte della trombetta

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