Tage Alter Musik – Programmheft 2017

78 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Juni 2017 Weise wie die Sänger deklamieren. eindringlich mahnt Schütz im Vorwort zu den Psalmen Davids, dass sie sich in Tact gar nicht ubereylen sondern der gestalt das mittel halten damit die Wort von den Sängern verständlich recitirt und vernommen werden mögen. Im widrigen Fall wird eine sehr unangenehme Harmoney und anders nicht als eine Battaglia di Mosche, oder Fliegenkrieg daraus entstehen. auch Praetorius verlangt von den Musikern, dass sie deutlich und rein die Wörter und Syllaben exprimieren...damit der Text von den Auditoribus deutlich und eigentlich eingenommen und verstanden werden könne , notiert aber gleich- wohl umfangreiche, virtuose Verzierungen in den Vokalstimmen. anders als Schütz verwendet Praetorius Instrumente in vielfältiger Weise: Dulzian, Posaune und Violone werden als obbligato verzierte generalbassinstru- mente eingesetzt, ein Streichconsort kann auch eine orgel ersetzen und im ersten Chor des Gloria wählt er die aparte Besetzung Sopran, stiller Zink, Tenor und Violone. Die Feierlichkeiten anlässlich des Reformationsjubiläums waren auch Feier- lichkeiten zu ehren des Kurfürsten selbst. Mit zahlreichen Trompeten wurde, wie bei der Festmusik anlässlich des Kaiserbesuchs wenige Wochen zuvor, weltliche Macht zelebriert. Praetorius schreibt in seinem Syntagma Musicum , die Trompeten mögen an einem sondern Ort nahe bey der Kirche gestellet werden damit, wann sie in den Kirchen stehen, der starke Schall und Hall der Trommeten die ganze Music nicht uberschre y e und ubertäube. In der Tat ist überliefert, dass die Trompeten in Dresden in einer gewölbekammer im obergeschoss des Schlosses mit Zugang zur orge- lempore spielten. Dieses Konzert ist nicht als muse- ale Rekonstruktion konzipiert, son- dern als künstlerisch schlüssige einheit in Form einer lutherischen Messe, in der die Werke zweier der größten deutschen Komponisten des begin- nenden 17. Jahrhunderts einander gegenübergestellt werden. Da von Hoë- negg die Musik sehr herrlich köstlich und anselig fand, beschrieb er sie detail- liert zum stetswehrenden Gedächtnis; wir hoffen, sie wird beim heutigen Publikum die gleiche Wirkung entfalten. © Roland Wilson Dreieinigkeitskirche, Musica Fiata & La Capella Ducale, 2002 Foto: Hanno Meier CD: Reformationsmesse, Dresden 1617

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