Tage Alter Musik – Programmheft 2017

86 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Juni 2017 b ASILIKA S T . E MMERAM aus einer kleinen, möglicher- weise spätantiken georgska- pelle entstand die karolingi- sche Basilika um das grab des westfränkischen Wanderbi- schofs emmeram, der im Jahr 652 bei Regensburg getötet wurde. am grab emmerams, des ersten bayerischen natio- nalpatrons, ließen sich Bene- diktinermönche nieder und gründeten eines der ältesten Klöster in Bayern. an eine Ringkrypta mit dem grab des Heiligen schloss sich noch im 8. Jahrhundert eine dreischiffige Basilika an, die um 1050 ein mächtiges Westquerhaus mit Dionysiuschor erhielt. Die weitläufige Klosterkirche birgt neben zahlreichen grabstätten von Seligen auch die grabstätte von Bischof Wolfgang, die sog. Wolgangskrypta. Wolf- gang hatte in St. emmeram die klösterliche gemeinschaft reformiert und sie 974 von einer bis dahin geltenden Personalunion mit dem Bischofsamt befreit. 1731-33 erfolgte eine barocke Modernisierung durch Michael Prun- ner. Durch die gebrüder asam erhielt die Klosterkirche ihr festliches aus- sehen mit Stukkaturen, Figuren und Malereien. Seit der Säkularisation im Jahr 1803 besteht die Kirche als Pfarrkirche fort, die Klostergebäude kamen 1812 an die Fürsten Thurn und Taxis. D REIEInIGKEITSKIRcHE Die Dreieinigkeitskirche an der gesandtenstraße ist ein stattlicher Bau des 17. Jahrhun- derts. Ungewöhnlich sind die barocken Prunk-grabmäler an den umgebenden Hofwänden. Die namen der Verstorbenen sind eindeutig unregensburge- risch: von Kniestedt, von Tres- kow, Björnstjerna. etwa 40 grabsteine halten hier das andenken an evangelische exulanten und Reichstagsge- sandte wach, die hier verstar- ben. Der Bau der Kirche war notwendig geworden, weil in der Stadt nur wenige Bauten – vor allem die neupfarrkirche – dem evangelischen gottes- dienst zur Verfügung standen. So errichtete 1627-31 der nürnberger Baumeister Hans Carl auf städtischem grund einen einschiffigen, tonnenge- wölbten Raum mit den üblichen emporen einer Predigtkirche. Von den beiden osttürmen wurde nur der nördliche vollendet. Die Formen der architektur sind frühbarock, jedoch noch mit anklängen an die gotik, vor allem im stuckierten Rippenwerk des Inneren. Die Dreieinigkeitskirche zählt zu den ersten bedeutenden evangelischen Kirchenbauten in Bayern. G RAFEnREUTHERScHES H AUS Das grafenreuthersche Haus gilt als einer der interessantes- ten Häuserkomplexe des mittelalterlichen Regensburg. Die im 13. Jahrhundert erbaute Patrizierburg wurde bis zum 14. Jahrhundert von dem angesehenen geschlecht „von der grub“ bewohnt, bevor es dann in den Besitz der grafen- reuther gelangt ist. Das gebäude wird von zwei Tür- men überragt, die sich unge- wöhnlicherweise im Innenhof befinden. an Bau- und Wohn- weisen der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erinnern im Inneren der große, tonnenge- wölbte Keller, mächtige Bal- kendecken und Rippengewölbe, der Lichtschacht und die mittelalterlichen Steinsitze in zwei Fensternischen, ferner die von etwa 1320 stammende Dorotheenkapelle (1542 säkularisiert). Das gebäude hat noch viele seiner gotischen Fenster. Besonders bemer- kenswert ist ein frühgotisches, dreiteiliges Spitzbogenfenster mit überhöh- ten Mittelbogen, das sich neben dem rechteckigen erker befindet. A LTE K APELLE Die anfänge der Stiftskirche Unserer Lieben Frau zur alten Kapelle verlieren sich im Dunkel der geschichte. Urkundlich fassbar wird die alte Kapelle im Jahre 875 durch eine Schenkungsurkunde König Lud- wigs des Deutschen, der an dieser Stelle eine Pfalzkapelle errichten ließ. Der heiliggesprochene Kaiser Heinrich II. ersetzte die anlage im frühen 11. Jahrhundert durch einen neubau, der sich bis heute erhal- ten hat. nur die ostteile wurden 1441/52 durch einen sehr viel grö- ßeren spätgotischen Chor ersetzt. Der Innenraum überrascht durch eine unerwartet prächtige ausstattung im Stil des Rokoko. ab 1747 arbeiteten hier der Wessobrunner Stukkateur anton Landes, die augs- burger Maler Christoph Thomas Scheffler und gottfried Bernhard götz sowie der Regensburger altarbauer und Bildschnitzer Simon Sorg. aus ihrem Zusammenwirken entstand eine Dekoration, deren rauschender glanz seinesgleichen sucht und dem Bau einen würdigen Platz in der Reihe der süddeutschen Rokokokirchen sichert.

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