Tage Alter Musik – Programmheft 2017

87 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Juni 2017 K LOSTER S T . M AGn Die gründung eines augustin- erchorherrenstifts in Stadtam- hof ist den Regensburger Kle- rikern Paulus und gebhard von Bernried zu verdanken. nach dem Vorbild des Chor- herrenstifts St. Maria in Portu in Ravenna errichtete gebhard 1138 das augustinerchorher- renstift an einer bereits im 11. Jh. nachgewiesenen Kirche zu ehren des hl. Magnus. Im 15. Jahrhundert wirkte im Stift der berühmte geschichtsschreiber andreas von Regens- burg. Im Dreißigjährigen Krieg wurde 1634 die mittelalterliche anlage durch die Schweden zerstört. In der Zeit von 1730 bis 1738 wurde das augustinerchorherrenstift neu errichtet. Die Klostergebäude umschließen als barocke Dreiflügelanlage einen Innenhof, der nach Süden von der vor- gelagerten Kirche und nach osten von den ehemaligen Wirtschaftsgebäu- den abgeschlossen wird. nach der Säkularisation des Stifts im Jahre 1803 war in den Klostergebäuden zeitweilig das amtsgericht, das Bezirksge- richt, ja sogar eine Brauerei eingerichtet gewesen. Seit dem Umbau zwi- schen 1975 und 1978 beherbergt es die Hochschule für katholische Kir- chenmusik und Musikpädagogik Regensburg (HfKM). L EERER b EUTEL Die geschichte des Leeren Beutels reicht bis ins 14. Jahr- hundert zurück. Der Leere Beutel in seiner heutigen gestalt stammt aus dem 16. Jahrhundert. er diente der freien Reichsstadt als getrei- devorratsspeicher, mit dem man sich gegen notzeiten wie Mißernten und Kriege und gegen die immer häufiger verhängten bayerischen getreidesperren abzusichern versuchte. Die vom eingang an der giebelseite in die Halle führende Treppe ist ein Werk des Bildhauers und Steinmetzes Michael Dietlmaier (1606/07), der auch die engelkonsole an der Südostecke des Reichssaals sowie die Trep- penbrüstung im alten Rathaus geschaffen hat. M InORITEnKIRcHE Das Regensburger Minoriten- kloster wurde im Jahre 1226, im Todesjahr des hl. Franziskus gegründet. aufgrund reicher Stiftungen konnte um die Jahr- hundertmitte mit demneubau einer großen ordenskirche, der Minoritenkirche, begonnen werden. Im ersten Jahrhundert seines Bestehens wirkten drei berühmte Mönche in diesemKloster: der gelehrte Mystiker David vonaugs- burg (um 1240), der geistliche Dichter Lamprecht (gegen 1300) und der berühmte Volksprediger Berthold von Regensburg (gest. 1272). Die Mino- ritenkirche ist die größte Kirche des Franziskanerordens in Süddeutschland. Das frühgotische flachgedeckte Langhaus wurde um 1260/70 erbaut, der gewölbte Chor im 14. Jahrhundert. Die Wandmalereien des 14. bis 16. Jahr- hunderts wurden in den letzten Jahrzehnten freigelegt. Vor der Stelle, wo sich der Hochaltar befand, wurde das grab Bertholds eingelassen. n EUHAUSSAAL Der Bau des Stadttheaters mit dem neuhaussaal wurde unmittelbar nach der Säkula- risation vom neuen Stad- therrn, dem Kurfürsten und erzkanzler Carl von Dalberg, inauftrag gegeben. Der archi- tekt d’Herigoyen schuf das Stadttheater im Jahr 1804. nach einem Brand wurde es 1849 in etwas veränderter Formwiederaufgebaut. ein Mittelteil mit Dreiecksgiebel und seitliche Bal- kone zeichnen den Bau aus, der eine reiche Theatergeschichte schreibt. Der klassizistische neuhaussaal kann auf eine reiche Konzert- und Ball- geschichte zurückblicken. R EIcHSSAAL Regensburg war seit den Karo- lingern bevorzugter ort für die abhaltung von Reichsta- gen. ImMittelalter zählte man 45 Reichstage in Regensburg. 1541 war der Reichssaal ort des berühmten Religionsge- sprächs zwischen Melanch- thon und Dr. eck. Von den Reichstagen sind besonders der von 1623, bei dem Bayern die Kurwürde erhielt, und der von 1630, als Wallenstein von der Mehrheit der katholischen Fürsten abgesetzt wurde, zu nennen. Von 1663 bis 1806 war der Reichssaal Tagungsort des „Immer- währenden Reichstags“. er ist als erstes deutsches Parlament anzusehen. Der um 1360 gebaute Reichssaal darf in seinen Dimensionen und seinem alter für Deutschland als einzigartig gelten. Hervorzuheben ist die mäch- tige Holzdecke, an deren Unterseite man die Relieffigur des thronenden Petrus (des Stadtpatrons) erkennt. S ALZSTADEL Mit dem Bau des Salzstadels, der in Zusammenschau mit der Steinernen Brücke, dem Brückturm und dem Dom das Stadtbild deutlich prägt, wurde 1616 begonnen, nach- dem die Stadt den an Bayern abgetretenen Salzstadel wie- der zurückerworben hatte. er wurde 1620 vollendet. Der Salzhandel reicht in Regens- burg bis in römische Zeit zurück. Das Salz gelangte Jahrhunderte lang aus den Salinen Reichenhall und Berchtesgaden auf dem Inn bis Passau und von dort donauaufwärts nach Regensburg. In nächster nähe amUferstrei- fen befand sich der Kran zum entladen der Schiffe, weshalb der name „Kräncherstadel“ in gebrauch kam. Die gewaltigen ausmaße des Salzsta- dels lassen erkennen, welch ungeheure Salzmengen auf seinen Böden lagerten.

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