Tage Alter Musik – Programmheft 2017

89 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Juni 2017 S cHOTTEnKIRcHE Um 1090 erhielten irische Benediktiner ein grundstück vor den Mauern der Stadt zum Bau ihres Klosters. Von der ersten Jakobskirche, die 1120 geweiht wurde, sind die bei- den osttürme erhalten. St. Jakob wurde das Mutterklos- ter aller nierderlassungen iri- scher Mönche im deutschspra- chigen Raum. 1216 war der Bau vollendet. Im 16. Jahrhun- dert lösten schottische Mönche die Iren von St. Jakob ab, und bis 1862 gehörte das Kloster zum schottischen Zweig der Benediktiner. Die Schot- tenkirche ist vor allem berühmt wegen ihres Portals mit seinem rätselhaf- ten plastischen Schmuck. Hinter dem Portal im Inneren ist die liegende Figur des Mönches Rydan als Türschließer dargestellt. Der Mönchschor besitzt noch die alten steinernen Chorgestühlschranken und den originalen Bodenbelag des 12. Jahrhunderts. Die gestaltung der vielen Säulchen hat Parallelen in der englischenarchitektur. Verschiedene ausstattungsstücke haben sich erhalten: die romanische Kreuzigungsgruppe, eine Madonna und die Heiligen Jakobus, Paulus und Christophorus aus dem 14. Jahr- hundert. S T .-O SWALD -K IRcHE Die gotische Kirche des 1318 erstmals erwähnten „Spitals auf Turnau“ wurde von Frie- drich auer und Karl Prager gestiftet und in der Folgezeit vom reichen Patrizierge- schlecht der auer reich beschenkt. Sie ist dem hl. oswald, dem Patron der Pilger und Reisenden, besonders aber der Kreuzfahrer, geweiht und steht an der einmündung des Vitus- bacharmes in die Donau, am sogenannten Weißgerbergraben, dem ehe- maligen graben der frühmittelalterlichen Stadtmauer (um 920 von Herzog arnulf von Baiern errichtet). Hier waren gerber ansässig, die das feine, weiße Leder herstellten. 1553 wurde St. oswald vom Rat der Stadt an die protestantische Kirche übergeben, 1708 barockisiert. Dabei entstand eine für Bayern einmalige „Bilderpredigt“ an Decke und emporen: „Des Herren Wort bleibt in ewigkeit“. 1750 errichtete hier der Regensburger orgelbauer Franz Jakob Späth seine heute einzig erhaltene Barockorgel (a = 468 Hz), eine von maximal fünf original erhaltenen Barockorgeln Bayerns. Die letzte Restaurierung von Kirche und orgel, bei der die orgelmodernisierung von 1958 rückgängig gemacht wurde, war am 6. 10. 1991 abgeschlossen. T HOn -D ITTMER -P ALAIS Das Thon-Dittmer-Palais ist aus zwei früher hier bestehenden mittel- alterlichen Patrizierhäusern hervorgegangen: Das eine an der ecke zur Weingasse stehende gebäude gehörte einst der mächtigen Regens- burger Bürgerfamilie der auer. Zur Baumhackergasse hin schloss das sogenannte alkofersche Haus an. georg Friedrich von Dittmer erwarb 1781 zuerst das an der Weingasse liegende gebäude; erst nach 1800 konnte er auch das alkofersche Haus erwerben. Kaiser Franz II. erhob im Jahr 1800 georg Dittmer mit seinen beiden Schwiegersöhnen in den Reichsfreiherrenstand, wobei sich seine Schwiegersöhne von Man- tey-Dittmer bzw. von Thon-Dittmer nannten. Unter Leitung des Bau- meisters emanuel d’Herigoyen entstand ab 1800 das klassizistische Stadtpalais. 1814 trat von Mantey-Dittmer seinen geschäftsanteil an der Dittmerschen Firma an seinen Schwager von Thon-Dittmer ab, seit dieser Zeit besteht die Bezeichnung Thon-Dittmer-Palais für das gebäude am Regensburger Haidplatz. Das Palais ist ein Vier-Flügel- Bau, der einen Innenhof umschließt. ein Spitzbogentor führt in den dreigeschossigen und mit Renaissancearkaden ausgestatteten Innen- hof. Die Laubengänge an der Westseite waren bereits um 1580 ent- standen, die arkaden an der nordseite sind ein neubau von 1979/80. auf einer reich profilierten Konsole befindet sich ein Uhrenerker von 1380/90. Unter dem Uhrenerker ist eine lebensgroße, aus Holz geschnitzte Frauenfigur aus der Zeit um 1650. Im erdgeschoss des Südflügels befindet sich die Sigismundkapelle mit einer originalen Spitzbogenpforte (um 1380). Konzerteinführung, Prof. Dr. Katelijne Schiltz, im „Haus der Begegnung“, 2016 Foto: Hanno Meier CD-Verkauf im Eingangsbereich der Dominikanerkirche, 2016 Foto: Hanno Meier

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