Tage Alter Musik – Programmheft 2018

10 T age a LTer M uSIK r egenSBurg Mai 2018 bei der uraufführung am Johannistag 1840 (gemeinsam mit georg Frie- drich Händels Dettinger Te deum ) sowie bei weiteren aufführungen große erfolge feierte. ursprünglich als „Symphonie für Chor und orchester“ betitelt, übernahmMendelssohn den Änderungsvorschlag seines Freundes Carl Klingemann zur „Symphonie-Kantate nach Worten der heiligen Schrift“ für den erstdruck. Vor der Drucklegung des Werkes unterzog Mendelssohn seinen Lobgesang außerdem einigen Änderungen, um die Instrumental- und Vokalteile enger miteinander in Verbindung zu setzen. Hinzu kommen eine umfangreiche erweiterung des Tenorsolos in nr. 6 („Wir riefen in der Finsternis“, Jesaja 21), das Mendelssohn fortan als Kern- stück des Lobgesangs bezeichnete, sowie weitere kleinere Korrekturen, die nahelegen, dass erst nach der uraufführung dieses auftragswerks Zeit für eine revision war. Dass der Komponist die uraufführungsversion selbst nicht mehr aufgeführt wissen wollte, belegt sein brieflich festgehaltener Ärger gegenüber Klingemann über eine nicht autorisierte aufführung in London durch seinen Verleger alfred novello: „Sag novello, daß ichs in keinem Fall erlaube, eine aufführung davon in der früheren gestalt zu machen; in keinem Fall!“ allein die Verknüpfung von Symphonie und Kantate hat Kritiker nicht nur zu Lebzeiten Mendelssohns auf den Plan gerufen, den Lobgesang einem Vergleich mit Beethovens 9. Symphonie in d-Moll zu unterziehen. Zwar besitzen beide Werke ähnliche formale Strukturen, doch gehen diese Paral- lelen nicht besonders tief. Was es gattungstypologisch mit der Sympho- niekantete eigentlich auf sich hat, wird bis heute noch kontrovers disku- tiert, obwohl sie nach Mendelssohns Tod vorerst unter den Symphonien wiederzufinden war. Doch zeichnet sich in der Forschung mittlerweile die Tendenz ab, dem Lobgesang gegenüber Beethovens Symphonie die ihm gebührende eigenständigkeit zuzugestehen. Hinsichtlich ihrer Form ist Mendelssohns Symphoniekantete eindeutig ein unikum. Dafür bürgt einerseits die Verbindung der instrumentalen Sätze zu einem ganzen durch die attacca -anweisungen am ende der Sätze sowie das zeitliche Verhältnis von 1:2 zum Vokalteil und andererseits die tiefe motivisch-thematische Verwurzelung des Symphonie- und des Kan- Felix Mendelssohn Bartholdy Mendelssohn Bartholdy Lobgesang Titelseite Klavierauszug

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