Tage Alter Musik – Programmheft 2018

13 T age a LTer M uSIK r egenSBurg Mai 2018 Square und bei den BBC Proms Konzerten in der royal albert Hall. Mit I Fagiolini hat das eCSe CDs veröffentlicht (u. a. das album: Monteverdi: The other Vespers und Striggio: Mass in 40 parts). zum Programm: Das opulente, reich illustrierte Chorbuch „Royal 8. G. ii“ gilt als eine der schönsten Musikhandschriften des frühen 16. Jahrhunderts in der an Schätzen nicht gerade armen British Library in London. Es entstand in den Niederlanden, in der Werk- statt von Petrus Alamire, dem gesuchtesten Buchmaler und Kopisten seiner Zeit. Aber Alamire war nicht nur Notenkopist und Musiker, er war auch Bergwerks- ingenieur, Händler und Diplomat, und einige Zeit war er auch Agent bzw. Dop- pelagent, denn im Auftrag von König Heinrich VIII. spürte er Richart de la Pole aus, der Ansprüche auf den englischen Thron erhob. Zwischen 1515 und 1518 reiste er in der Rolle eines Musikers mehrfach nach London, wobei er Unterstüt- zung und auch Tarnung durch einen flämischen Posaunisten und zumindest ein- mal von einer ganzen Gruppe Blechbläser erfuhr. Sehr wahrscheinlich machte Alamire die Handschrift Heinrich VIII im Jahr 1516 zum Geschenk, und zweifellos ist es das prächtigste noch erhaltene Präsent, das der Tudorkönig in jener Zeit erhielt. Die Sammlung enthält sowohl 28 lateinische Motetten als auch sechs Teile von Texten aus Vergils Aeneis, vertont von den berühmtesten Musikern Europas, darunter Josquin des Prés, Antoine de Févin, Jean Mouton und Heinrich Isaac sowie zahlreiche anonyme Werke. Man darf annehmen, dass gut die Hälfte dieser Stücke seit dem 16. Jahrhundert nicht mehr aufgeführt worden ist. the Spy´s Choirbook – Das Chorbuch des Spions einer der eindrucksvollsten musikalischen Schätze der British Library ist ein reich illustriertes Chorbuch mit der Signatur royal MS 8. g. VII. es ist aus mehreren gründen einzigartig, nicht nur wegen seiner Schönheit und seines Inhalts, sondern auch wegen seiner Herkunft, seiner geschichte und letztendlich wegen seiner Bestimmung. Das Buch wurde in einem der besten Skriptorien ganz europas konzipiert und hergestellt: der Werkstatt von Petrus alamire. alamire (alias Peter Imhoff oder van den Hove) war nicht nur ein brillanter Illustrator und Musikkopist, er war auch selbst ein bemerkenswerter Musiker, Sänger und Komponist. geschäftsmann, der er war, wählte er den genialen Vermarktungstrick, seinen nachnamen in a-la-mi-re zu verändern, wobei er sich auf den Kammerton „a“ und die drei Solmisationssilben la-mi-re bezog; tatsächlich unterschrieb er oft mit Musiknotation. als Kopist hatte alamire enormen erfolg und war nicht nur mit Heinrich VIII. befreundet, sondern auch mit Kaiser Maximilian, Margarete von Österreich, Karl V., Christian II. von Dänemark und sogar mit erasmus von rotterdam. um 1470 in nürnberg geboren, kam er nach antwerpen und erlebte dort überaus erfolgreiche Jahre, zuerst in einer anstellung bei dem jungen erz- herzog Karl, dann durch eine jahrelange Verbundenheit mit der Bruder- schaft unserer Lieben Frau, für die er eine große anzahl von Musikbü- chern produzierte. Seine Verbindung mit dem habsburgisch-burgundi- schen Haus bestand bis 1535; er starb am 26. Juni 1536. Ein erhellender Bericht über Alamires Leben und seine Werke sowie ein Katalog seiner erhaltenen Handschriften finden sich in The treasury of Petrus Alamire: Music and Art in Flemish Court Manuscripts, 1500-1535, herausgegeben von Herbert Kellman, das auch einen informativen Artikel von Eugeen Schreurs unter dem Titel „Petrus Alamire: Music Calligrapher, Musician, Composer, Spy“ ent- hält. Petrus alamire war sehr vielseitig: er war Kaufmann, Bergwerksingenieur und vor allem Diplomat und Spion. Musiker von alamires Bekanntheits- grad und Talent waren oft weitgereist und besuchten häufig die verschie- David Skinner Chorbuch: Celeste beneficium Petrus Alamire

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