Tage Alter Musik – Programmheft 2018

21 T age a LTer M uSIK r egenSBurg Mai 2018 besetzte Posten in Turin, Modena und rom. Seine Monodien, für die er in erster Linie bekannt ist, sollen von Vittoria archilei and giulio Caccini bewundert worden sein, und er traf in Mantua wahrscheinlich Monteverdi. Wir haben die Motette „Dilectus meus“ über einen sinnlichen Text aus dem Hohelied und eines seiner Madrigale ausgewählt. Dissonanz und Wortmalerei sind viel offensichtlicher in demMadrigal „Langue al vostro languir“, was deutlich auf Sigismondos neapolitanischen einfluss hin- weist. Beide Stücke sind für zwei Sopranstimmen geschrieben, funktionieren aber ausnehmend gut mit Zink und Sopran, weil sie der Stimme und dem Zink erlauben, sich in ausdrucksvollen Harmonien zu verflechten und dabei dem Instrument die gelegenheit bieten, die gesungenen Worte nach- zuahmen. Das Singen oder Spielen komplizierter passaggi in einer Motette oder einem Madrigal war die art, wie Sänger und Spieler nicht nur ihre Technik übten, sondern auch ihre Meisterschaft demonstrierten. Der Cremoneser organist und geiger Taquinio Merula war einer der fähig- sten und innovativsten Komponisten seiner generation. außerhalb seiner geburtsstadt war er in Lodi und Bergamo (wo er alessandro grandi nach- folgte) tätig, und für eine gewisse Zeit war er organista di chiesa e di camera in Diensten von Sigismund III., König von Polen. In Cremona wurde Merula dreimal zum organisten der Kathedrale und Maestro der Cappella delle Laudi ernannt. Seine Werke, sowohl die vokalen als auch die instrumentalen, werden charakterisiert durch anmutige und witzige rhythmische und melodische Wendungen und fordern oft beachtliche Vir- tuosität von Sängern wie Instrumentalisten. Seine Komposition „nigra sum“ mit ihrer besonders frischen und faszinierenden eingangsfigur ist keine ausnahme. giacomo Carissimi war der bedeutendste Komponist von Motetten und Kantaten im rom der Jahrhundertmitte, und sein einfluss verbreitete sich rasch in ganz europa. „Summi regis puerpera“ ist für zwei Soprane und zwei Violinen geschrieben. In unserer Fassung übernimmt der Zink die rolle eines der Soprane. als Kernstück für unser Programm luden wir die griechische Komponistin Calliope Tsoupaki ein, ein neues Werk zu schreiben, das die affinität von Zink und Stimme erkundet. „Mélena imí“ ist eine Komposition in byzan- tinischem griechisch des Textes „nigra sum“. Calliope Tsoupaki hat das Stück, das für Sopran, Zink und Viola da gamba geschrieben ist, als ruhi- gen antiphonen Moment zwischen der Stimme und dem Zink beschrieben. Die ruhe fließt aus ihrem glauben, dass die Liebe und Sinnlichkeit des Hohelied-Texts als über das Physische hinausgehend und zum geistigen reich hinaufsteigend zu verstehen ist. Die Behandlung des Dialogs zwi- schen Stimme und Zink ist inspiriert durch die im frühen 17. Jahrhundert übliche Praxis solcher Stücke wie D’Indias „Dilectus meus“. Die Violinsonaten in diesem Programm stammen von zwei der bedeu- tendsten Meister des Instruments im 17. Jahrhundert. Biagio Marini ist zusammen mit giovanni Battista Fontana zweifellos der innovativste Komponist für die Violine in der ersten Hälfte des Seicento, und seine reputation als geiger war auf beiden Seiten der alpen beacht- lich. er arbeitete in seiner Heimatstadt Brescia, in Parma, an St. Markus in Venedig und auch in Mailand, Vicenza and Bergamo. er diente auch als Hana Blažíková & Barbora Kabátková, mittelalterl. Harfen 2016 Foto: Hanno Meier

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