Tage Alter Musik – Programmheft 2018

Kapellmeister an den Wittelsbacher Höfen in neuburg an der Donau und Düsseldorf. er war unter den ersten, die Solostücke für Violine (oder Zink) mit einem Basso continuo schrieben, und bereitete den Weg für viele gei- gentechniken, wie z.B. Doppel- oder Triple- griffe, Skordatur und Bogen- tremolo. Der Komponist giovanni Battista Bassani aus Padua, der im dritten Teil unseres Programms vorgestellt wird, war einer der berühmtesten geiger in der generation nach Marini. er soll in Ferrara bei giovanni Legrenzi studiert haben und wurde von manchen für einen besseren geiger als Corelli gehalten. Besonders Charles Burney meinte, dass niemand vor ihm so idiomatisch für die Violine geschrieben habe. Viele Tage lang feierte die Stadt Ferrara im September 1686 die nieder- lage der Türken in einer großen Schlacht bei Budapest. Den Festlichkeiten folgte eine Phase des Flehens für die Seelen derjenigen, die in diesem „christlichen unternehmen gegen die Türken“ gefallen waren. Heraus- ragend unter den musikalischen Werken zu ehren der Toten war das oratorium „La Morte Delusa“ von giovanni Battista Bassani. Bassani, schon Kapellmeister an der berühmten accademia della Morte in Ferrara, erlangte im Jahre 1688 die gleiche Stellung an der Kathedrale von Ferrara, sehr wahrscheinlich wegen des erfolgs seines oratoriums zwei Jahre frü- her, als es im Mittelpunkt jener bedeutenden Festlichkeiten gestanden hatte. So ist „La Morte Delusa“ nicht nur von großem historischen Inter- esse wegen seiner Verbindung zur Schlacht von Budapest, sondern auch, weil es einen Höhepunkt in der musikalischen Schaffenskraft eines Kom- ponisten darstellt, der – obwohl heute vergleichsweise unbekannt – von seinen Zeitgenossen enthusiastisch gefeiert wurde. Zu der Zeit, als diese Musik geschrieben wurde, begann für den Zink schon der langsame niedergang und er fing an, als veraltet zu gelten. Dennoch gibt Bassani dem Instrument große Bedeutung, indem er jeder arie eine Sinfonia vor- anstellt, in der der Zink, begleitet von zwei Violinen und Basso continuo, die Melodie, die in der arie gesungen wird, vorwegnimmt. Wir haben eine kleine Suite von arien und Sinfonien aus diesem oratorium zusammengestellt. Während die geschichte der italienischen oper des 17. Jahrhunderts nicht oft den Zink einbezieht, stellt neapel eine überraschende ausnahme im letzten Jahrzehnt des Jahrhunderts dar. Sowohl giovanni Bononcini als auch alessandro Scarlatti bauten arien mit obligaten Zinkstimmen von extremer Schwierigkeit und ungewöhnlich hohem Stimmum- fang in eine Handvoll von opern ein. Darunter ist „L’emireno, o vero Il consiglio dell’ombra“, komponiert von Scarlatti und zuerst aufgeführt am Teatro Bar- tolomeo in neapel im Jahre 1697. obwohl diese oper in einer Wie- ner Handschrift, die giacomo antonio Perti zugeschrieben wird, erhalten ist, wurde ihre wahre autorschaft schon 1976 erkannt. Die existenz dieser Sammlung von opern in neapel in der letzten Dekade des Jahrhunderts führt zu der interessanten Frage, wer dieser späte Zinkvirtuose gewesen sein mag, einer Frage, die wir noch nicht beantworten können. aus Scarlattis oper führen wir eine auswahl von drei arien auf, die mit einer obligaten Stimme für Zink besetzt sind, zwei von rosenda und eine von ihrem Liebhaber emireno. In der ersten teilt rosinda ihr liebeskrankes Weinen mit einer nachtigall, deren Klang vom hohen Zink nachgeahmt wird. In diesen Werken wird der Zink in extreme Bereiche seines Tonumfangs geführt, aber immer noch ahmt er die Stimme nach und unterhält sich mit ihr sowohl auf zärtliche als auch auf strahlende art. Doch mit diesen Stücken war der Zink wahrlich schon an das ende seiner reise und seiner Verbindung mit der menschlichen Stimme gekommen. © Bruce Dickey 23 T age a LTer M uSIK r egenSBurg Mai 2018 b reAtHtAKInG – S tIMMe UnD z InK MUSIKALISCH VerFLoCHten M AUrIzIo C AzzAtI regina coeli laetare (1616 – 1678) n ICoLò C orrADInI Spargite flores (1624) (?-1646) b IAGIo M ArInI Sonata seconda a doi violini (1629) (1594 – 1663) S IGISMonDo D’I nDIA Dilectus meus (1610) (ca.1582 – 1629) Langue al vostro languir (1615) A LeSSAnDro P ICCInInI Toccata (Theorbe solo) (1566 – 1638) G IoVAnnI G IroLAMo K APSberGer arpeggiata & Colascione (ca. 1580 – 1651) (Theorbe solo) t ArqUInIo M erULA nigra sum (1624) (ca. 1594 – 1665) G IACoMo C ArISSIMI Summi regis puerpera (Manuskript York) (1605 – 1674) C ALLIoPe t SoUPAKI Mélena imí (nigra sum) 2015 (*1963) G IoVAnnI b AttIStA b ASSAnI Drei arien aus (ca.1650 – 1716) „La Morte Delusa“ (Ferrara, 1686) Sinfonia avanti l’oratorio Speranza lusinghiera Se splende in un seno Error senza dolor G IoVAnnI b AttIStA b ASSAnI Sonata prima a 3, opus 5 (Manuskript Oxford) A LeSSAnDro S CArLAttI Drei arien aus „emireno, o vero (1660 – 1725) Il consiglio dell’ ombra“ (Neapel, 1697) rosinda: Non pianger solo dolce usignuolo rosinda: Senti, senti ch’io moro emireno: Labbra gradite Wir danken der Meisterwerkstätte für Orgelbau, Markus Harder-Völkmann, 85579 Neubiberg, für die freundliche Bereitstellung des Claviorganums. P roGrAMM Hana blažíková Sopran bruce Dickey Zink Veronika Skuplik Violine Franciska Anna Hajdu Violine Jakob Lindberg Laute Mieneke van der Velden Viola da gamba Kris Verhelst Cembalo, Orgel A USFüHrenDe CD Breathtaking

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