Tage Alter Musik – Programmheft 2018

demMagnificat, vertonte, die für nahezu jeden abendgottesdienst des Kirchenjahres verwen- det werden konnten. Der erste, im Jahre 1725 geschaffene, Zyklus fiel zeitlich mit wichtigen Veränderungen immusi- kalischen establishment des königlichen Hofes in Dresden zusammen. aufgrund der häufigen erkrankungen des Hofkapellmeisters Johann David Heinrich übernahm Zelenka immer häu- figer die Verantwortung für den musikalischen Beitrag zum gottesdienst. er komponierte eigens Stücke oder nutzte die seiner Zeitgenos- sen. anfang 1725 wurden vier italienische opernsänger, ein alt und ein Sopran-Kastrat sowie ein Tenor und ein Bass, offiziell engagiert, um in der oper, bei Kammermusik und in der katholischen Hofkirche aufzutreten. Mit der ankunft dieser Sänger ergaben sich für den Hofkomponisten neue, aufregende Möglichkei- ten, Musik von ungeahnter größe und Brillanz in Dresden zu erschaffen. Zelenkas Werk „Dixit Dominus“ (ZWV 68, 23.3.1726) ist ein gutes Beispiel dafür. Hier zeigt der Komponist in seinem gekonnten umgang mit dramatischen Texten, dass er bereits ein Meister der Inszenierungen war. Wenn er zunächst die donnernden Worte „Judicabit in nationibus, implebit ruinas: conquassabit capita in terra mul- torum” (er wird richten unter den nationen; anhäufen die Toten. Zer- schmettern wird er die Häupter im Lande der vielen Völker.) benutzt, so lässt er imanschluss daran, unter der Begleitung von sanften Violinklän- gen, ein alt-Solo mit den Worten „De torrente in via bibet“ (aus dem Bach am Wege soll er trinken) ertönen. Später fügte Zelenka Trompeten und Pauken zu seiner Fassung hinzu, um so die Spannung zu erhöhen. 86 T age a LTer M uSIK r egenSBurg Mai 2018 Stadtplan von Dresden, angefertigt von Matthäus Seutter. (Kolorierter Kupferstich aus dem Jahre 1750.)

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