Tage Alter Musik – Programmheft 2018

Das Magnificat (ZWV 108, 26.11.1725) wurde in gleicher Weise aufgewer- tet und das Beifügen der Trompeten kam hier besonders zur geltung, was es zu einem seiner besten Stücke macht. ein Beispiel für die musika- lische Vielfalt innerhalb Zelenkas Psalm-Komposition findet man im kom- pakten und durchkomponierten „nisi Dominus“ (ZWV 92, ca. 1726). In diesem wird die notation des Chors und die der Solosänger durch ein unnachgiebiges, acht Takte langes unisono-ostinato-Motiv untermalt, welches dem ganzen von anfang bis ende enorme Kraft gibt und einen außergewöhnlich intensiven Klang verleiht. Der erste Satz des düsteren „De profundis“ (ZWV 96, ca. 1727) ist ein Meisterstück, welches wie geschaffen war für den Italiener Cosimo ermini, einen Bassisten, für den Zelenka zeitlebens einige bedeutende arien schrieb. auch die anderen Werke im heutigen Programm besitzen Zelenkas unver- wechselbare Handschrift. So fügte Zelenka zum Beispiel im siebten Vers von „In exitu Israel“ (ZWV 83, 25.10.1725) an der Stelle, wo es heißt „Im angesicht des Herren bebte die erde“, eine tremoloartige Begleitung der Streicher in den notenspiegel ein - ein unmissverständliches Zeichen für die erschütterung der erde. Briefe, die im Januar 1726 in Dresden verfasst wurden, sowie einträge in der Chronik des Jesuitenordens berichten von einer Lutheranerin, die, von den wunderbaren Klängen in der katholi- schen Hofkirche bezaubert, zum katholischen glauben wechselte. Solch eine ausdrucksstärke soll die Musik Zelenkas und die seiner Kollegen gehabt haben. Diese anekdote hilft auch zu erklären, warum so viele moderne Musiker und Musikliebhaber an dem böhmischen Komponisten gefallen finden - denn seine zeitlose Musik weiß uns tief zu berühren. © Jóhannes Ágústsson 87 T age a LTer M uSIK r egenSBurg Mai 2018 Gedenktafel von Vinzenz Wanitschke an der Stelle von Zelenkas Wohnhaus in Dresden Zelenka De profundis ZWV 96

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