Tage Alter Musik – Programmheft 2018

96 T age a LTer M uSIK r egenSBurg Mai 2018 A Lte K APeLLe Die anfänge der Stiftskirche unserer Lieben Frau zur alten Kapelle verlieren sich im Dun- kel der geschichte. urkund- lich fassbar wird die alte Kapelle im Jahre 875 durch eine Schenkungsurkunde König Ludwigs des Deut- schen, der an dieser Stelle eine Pfalzkapelle errichten ließ. Der heiliggesprochene Kaiser Heinrich II. ersetzte die anlage im frühen 11. Jahrhundert durch einen neubau, der sich bis heute erhalten hat. nur die ostteile wurden 1441/52 durch einen sehr viel größeren spätgotischen Chor ersetzt. Der Innenraum überrascht durch eine unerwartet prächtige ausstattung im Stil des rokoko. ab 1747 arbeiteten hier der Wessobrunner Stukkateur anton Landes, die augsburger Maler Christoph Thomas Scheffler und gottfried Bernhard götz sowie der regensburger altarbauer und Bildschnitzer Simon Sorg. aus ihrem Zusammenwirken entstand eine Dekoration, deren rauschender glanz seinesgleichen sucht und dem Bau einen würdigen Platz in der reihe der süddeutschen rokokokirchen sichert. b ASILIKA S t . e MMerAM aus einer kleinen, möglicher- weise spätantiken georgska- pelle entstand die karolingi- sche Basilika um das grab des westfränkischen Wanderbi- schofs emmeram, der im Jahr 652 bei regensburg getötet wurde. am grab emmerams, des ersten bayerischen natio- nalpatrons, ließen sich Bene- diktinermönche nieder und gründeten eines der ältesten Klöster in Bayern. an eine ringkrypta mit dem grab des Heiligen schloss sich noch im 8. Jahrhundert eine dreischiffige Basilika an, die um 1050 ein mächtiges West- querhaus mit Dionysiuschor erhielt. Die weitläufige Klosterkirche birgt neben zahlreichen grabstätten von Seli- gen auch die grabstätte von Bischof Wolfgang, die sog. Wolgangskrypta. Wolfgang hatte in St. emmeram die klösterliche gemeinschaft reformiert und sie 974 von einer bis dahin geltenden Personalunion mit dem Bischofs- amt befreit. 1731-33 erfolgte eine barocke Modernisierung durch Michael Prunner. Durch die gebrüder asam erhielt die Klosterkirche ihr festliches aussehen mit Stukkaturen, Figuren und Malereien. Seit der Säkularisation im Jahr 1803 besteht die Kirche als Pfarrkirche fort, die Klostergebäude kamen 1812 an die Fürsten von Thurn und Taxis. D reIeInIGKeItSKIrCHe Die Dreieinigkeitskirche an der gesandtenstraße ist ein stattlicher Bau des 17. Jahrhun- derts. ungewöhnlich sind die barocken Prunk-grabmäler an den umgebenden Hofwänden. Die namen der Verstorbenen sind eindeutig untypisch: von Kniestedt, von Treskow, Björnstjerna. etwa 40 grabsteine halten hier das andenken an evangelische exulanten und reichstagsgesandte wach, die hier verstarben. Der Bau der Dreieinigkeitskirche war notwendig geworden, weil in der Stadt nur wenige Bauten – vor allem die neupfarrkirche – dem evangelischen got- tesdienst zur Verfügung standen. So errichtete 1627-31 der nürnberger Baumeister Hans Carl auf städtischem grund einen einschiffigen, tonnen- gewölbten raummit den üblichen emporen einer Predigtkirche. Von den beiden osttürmen wurde nur der nördliche vollendet. Die Formen der architektur sind frühbarock, jedoch noch mit anklängen an die gotik, vor allem im stuckierten rippenwerk des Inneren. Die Dreieinigkeitskirche zählt zu den ersten bedeutendsten evangelischen Kirchenbauten in Bayern. G rAFenreUtHerSCHeS H AUS Das grafenreuthersche Haus gilt als einer der interessantes- ten Häuserkomplexe des mittelalterlichen regensburg. Die im 13. Jahrhundert erbaute Patrizierburg wurde bis zum 14. Jahrhundert von dem angesehenen geschlecht „von der grub“ bewohnt, bevor es dann in den Besitz der grafen- reuther gelangt ist. Das gebäude wird von zwei Türmen überragt, die sich ungewöhnlicherweise im Innenhof befinden. an Bau- und Wohnweisen der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erinnern im Inneren der große, tonnengewölbte Keller, mächtige Balkendecken und rippengewölbe, der Lichtschacht und die mittelalterlichen Steinsitze in zwei Fensternischen, ferner die von etwa 1320 stammende Dorotheenkapelle (1542 säkulari- siert). K LoSter S t . M AGn Die gründung eines augusti- nerchorherrenstifts in Stad- tamhof ist den regensburger Klerikern Paulus und gebhard von Bernried zu verdanken. nach dem Vorbild des Chor- herrenstifts St. Maria in Portu in ravenna errichtete gebhard 1138 das augustinerchorher- renstift an einer bereits im 11. Jh. nachgewiesenen Kirche zu ehren des hl. Magnus. Im 15. Jahrhundert wirkte im Stift der berühmte geschichtsschreiber andreas von regens- burg. Im Dreißigjährigen Krieg wurde 1634 die mittelalterliche anlage durch die Schweden zerstört. In der Zeit von 1730 bis 1738 wurde das augustinerchorherrenstift neu errichtet. Die Klostergebäude umschließen als barocke Dreiflügelanlage einen Innenhof, der nach Süden von der vor- gelagerten Kirche und nach osten von den ehemaligen Wirtschaftsgebäu- den abgeschlossen wird. nach der Säkularisation des Stifts im Jahre 1803 war in den Klostergebäuden zeitweilig das amtsgericht, das Bezirksge- richt, ja sogar eine Brauerei eingerichtet gewesen. Seit dem umbau zwi- schen 1975 und 1978 beherbergt es die Hochschule für katholische Kir- chenmusik und Musikpädagogik regensburg (HfKM). L eerer b eUteL Die geschichte des Leeren Beu- tels reicht bis ins 14. Jahrhun- dert zurück. Der Leere Beutel in seiner heutigen gestalt stammt aus dem 16. Jahrhun- dert. er diente der freien reichsstadt als getreidevor- ratsspeicher, mit demman sich

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