Tage Alter Musik – Programmheft 2018

97 T age a LTer M uSIK r egenSBurg Mai 2018 gegen notzeiten wie Missernten und Kriege und gegen die immer häufiger verhängten bayerischen getreidesperren abzusichern versuchte. Die vom eingang an der giebelseite in die Halle führende Treppe ist ein Werk des Bildhauers und Steinmetzes Michael Dietlmaier (1606/07), der auch die engelkonsole an der Südostecke des reichssaals sowie die Treppenbrüstung imalten rathaus geschaffen hat. M InorItenKIrCHe Das regensburger Minoriten- kloster wurde im Jahre 1226, dem Todesjahr des hl. Franzis- kus, gegründet. aufgrund rei- cher Stiftungen konnte um die Jahrhundertmitte mit dem neubau einer großen ordens- kirche, der Minoritenkirche, begonnen werden. Im ersten Jahrhundert seines Bestehens wirkten drei berühmte Mönche in diesem Kloster: der gelehrte Mystiker David von augsburg (um 1240), der geistliche Dichter Lamprecht (gegen 1300) und der berühmte Volksprediger Berthold von regensburg (gest. 1272). Die Minoritenkirche ist die größte Kirche des Franziskanerordens in Süddeutschland. Das frühgotische flachgedeckte Langhaus wurde um 1260/70 erbaut, der gewölbte Chor im 14. Jahrhundert. Die Wandmalereien des 14. bis 16. Jahrhunderts wurden in den letzten Jahrzehnten freigelegt. Vor der Stelle, wo sich der Hochaltar befand, wurde das grab Bertholds eingelassen. n eUHAUSSAAL Der Bau des Stadttheaters mit dem neuhaussaal wurde unmittelbar nach der Säkulari- sation vom neuen Stadtherrn, dem Kurfürsten und erzkanz- ler Carl von Dalberg, inauftrag gegeben. Der architekt d’Heri- goyen schuf das Stadttheater im Jahr 1804. nach einem Brand wurde es 1849 in etwas veränderter Form wiederaufgebaut. ein Mittelteil mit Dreiecksgiebel und seitliche Balkone zeichnen den Bau aus, der eine rei- che Theatergeschichte erlebt hat. Der klassizistische neuhaussaal kann auf eine reiche Konzert- und Ballgeschichte zurückblicken. r eICHSSAAL regensburg war seit den Karo- lingern bevorzugter ort für die abhaltung von reichstagen. Im Mittelalter zählte man 45 reichstage in regensburg. 1541 war der reichssaal ort des berühmten religionsgesprächs zwischenMelanchthon und Dr. eck. Von den reichstagen sind besonders der von 1623, bei dem Bayern die Kurwürde erhielt, und der von 1630, als Wallenstein von der Mehrheit der katholischen Fürsten abgesetzt wurde, zu nennen. Von 1663 bis 1806 war der reichssaal Tagungsort des „Immerwährenden reichstags“. er ist als erstes deutsches Parlament anzusehen. Der um 1360 gebaute reichssaal darf in seinen Dimensionen und seinemalter für Deutschland als einzigartig gelten. Hervorzuheben ist die mächtige Holzdecke, an deren unterseite man die relieffigur des thronenden Petrus (des Stadtpatrons) erkennt. S ALzStADeL Mit dem Bau des Salzstadels, der in Zusammenschau mit der Steinernen Brücke, dem Brück- turm und dem Dom das Stadt- bild deutlich prägt, wurde 1616 begonnen, nachdem die Stadt den an Bayern abgetretenen Salzstadel wieder zurücker- worben hatte. er wurde 1620 vollendet. Der Salzhandel reicht in regensburg bis in römische Zeit zurück. Das Salz gelangte Jahrhunderte lang aus den Salinen reichenhall und Berchtesgaden auf dem Inn bis Passau und von dort donauaufwärts nach regensburg. In nächster nähe am uferstreifen befand sich der Kran zum entladen der Schiffe, weshalb der name „Kräncherstadel“ in gebrauch kam. Die gewaltigen ausmaße des Salzstadels lassen erkennen, welch ungeheure Salzmengen auf seinen Böden lagerten. S CHottenKIrCHe um 1090 erhielten irische Benediktiner ein grundstück vor den Mauern der Stadt zum Bau ihres Klosters. Von der ersten Jakobskirche, die 1120 geweiht wurde, sind die bei- den osttürme erhalten. St. Jakob wurde das Mutterklos- ter aller nierderlassungen irischer Mönche im deutschsprachigen raum. 1216 war der Bau vollendet. Im 16. Jahrhundert lösten schottische Mönche die Iren von St. Jakob ab, und bis 1862 gehörte das Kloster zum schotti- schen Zweig der Benediktiner. Die Schottenkirche ist vor allem berühmt wegen ihres Portals mit seinem rätselhaften plastischen Schmuck. Hinter dem Portal im Inneren ist die liegende Figur des Mönches rydan als Tür- schließer dargestellt. Der Mönchschor besitzt noch die alten steinernen Chorgestühlschranken und den originalen Bodenbelag des 12. Jahrhun- derts. Die gestaltung der vielen Säulchen hat Parallelen in der englischen architektur. Verschiedene ausstattungsstücke haben sich erhalten: die romanische Kreuzigungsgruppe, eine Madonna und die Heiligen Jakobus, Paulus und Christophorus aus dem 14. Jahrhundert. S t .-o SWALD -K IrCHe Die gotische Kirche des 1318 erstmals erwähnten „Spitals auf Turnau“ wurde von Frie- drich auer und Karl Prager gestiftet und in der Folgezeit vom reichen Patrizierge- schlecht der auer reich beschenkt. Sie ist dem hl. oswald, dem Patron der Pilger und reisenden, besonders aber der Kreuz- fahrer, geweiht und steht an der einmündung des Vitusbacharmes in die Donau, am sogenannten Weißgerbergraben, dem ehemaligen graben der frühmittelalterlichen Stadtmauer (um 920 von Herzog arnulf von Baiern errichtet). Hier waren gerber ansässig, die das feine weiße Leder herstell- ten. 1553 wurde St. oswald vom rat der Stadt an die protestantische Kirche übergeben, 1708 wurde sie barockisiert. Dabei entstand eine für Bayern einmalige „Bilderpredigt“ an Decke und emporen: „Des Herren Wort bleibt in ewigkeit“. 1750 errichtete hier der regensburger orgelbauer Franz Jakob Späth seine heute einzig erhaltene Barockorgel (a = 468 Hz), eine von maximal fünf original erhaltenen Barockorgeln Bayerns. Die letzte restaurierung von Kirche und orgel, bei der die orgelmodernisierung von 1958 rückgängig gemacht wurde, war am 6. 10. 1991 abgeschlossen.

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