Tage Alter Musik – Programmheft 2019

12 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Konzert 1 Nach dem Gründungsjahr 1984 finden die Tage Alter Musik Regensburg heuer zum 35. Mal statt. Im Jahr 2000 bestritten die Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Roland Büchner erstmals das Eröffnungskonzert. Seit 2007 wurde es zur Tradition, dass die Domspatzen unter seiner Leitung das Festival alljährlich zusammen mit einem renommierten Originalklangorchester eröffneten. Einzige Ausnahme blieb das Jahr 2014. In diesem Jahr fand der Deutsche Katholikentag in Regensburg statt und die Domspatzen waren anderweitig verpflichtet. Anläss- lich seines letzten Konzerts mit den Domspatzen im Rahmen der Tage Alter Musik sprachen wir mit Roland Büchner, der nach dieser Saison in den verdienten Ruhe- stand tritt. Herr büchner, welche rolle spielt die historische Aufführungspraxis in einem Chor, der sich hauptsächlich der altklassischen Polyphonie ver- pflichtet fühlt? Die aufführungspraxis, die wir im Regensburger Dom pflegen, ist eigent- lich, wenn man es genau nimmt, eine aufführungspraxis der Romantik, sprich des Cäcilianismus, der ja in Regensburg seine wesentlichen Wurzeln hat. Mit einem solch groß besetzten Knabenchor, wie man sich die Capella Sistina vorgestellt hat, hat sich ja mittlerweile eine eigene „Regensburger Tradition“ begründet, der ich mich auch verpflichtet fühle. Und so hat sich dies herauskristallisiert, dass wir mit einem relativ groß besetzten Knabenchor die Polyphonie der Renaissance pflegen. Wenn man die auf- führungspraxis einer Motette von Lasso zu deren Zeit ansieht, so ist die gänzlich anders, aber wie gesagt, es hat sich mittlerweile eine eigene „Regensburger Tradition“ entwickelt, die auch dem Raum des Regens- burger Doms geschuldet ist. In alten Stichen sieht man, dass im Regens- burger Dommehrchörig mit Instrumenten musiziert wurde. Diese Praxis habe ich gelegentlich auch aufgenommen. Warum haben Sie sich bei Ihren Aufführungen von Werken des barock, der Klassik und romantik für orchester mit historischen Instrumenten entschieden? grundsätzlich deswegen, weil eine wunderbare Balance herzustellen ist zwischen einem orchester mit alten Instrumenten und einem Chor. Das orchester ist nie zu laut, das könnte schon eher dann für den Chor zutref- fen, da wir in großer Besetzung singen. Das Besondere ist, man muss mit dem Chor nie forcieren, auch wenn im orchester viele Bläser besetzt sind, wie z. B. bei einer Schubert-Messe oder bei Mendelssohns Lobgesang-Sym- phonie, dann ist es immer perfekt in der Balance. Sie haben bei den tagen Alter Musik bislang mit vier verschiedenen originalklangorchestern zusammengearbeitet. (L’orfeo barockorches- ter, Akademie für Alte Musik berlin, Concerto Köln, Musica Florea) Worin unterscheiden sich diese orchester? Ja, die unterscheiden sich doch sehr. Wenn ich an das Prager orchester Musica Florea denke, die hatten einen ganz fantastischen Streicherklang, der ist wohl ihrer böhmischen Heimat geschuldet. auch aKaMUS und Concerto Köln unterscheiden sich im Streicherklang. aKaMUS klingt spit- zer, vielleicht kerniger, das hängt natürlich auch vom jeweiligen Konzert- meister ab und es war schön, sich das jeweilige orchester zum entspre- chenden Werk, das man aufgeführt hat, auszuwählen. Beim Bläserklang sind die Unterschiede nicht so groß. Die Domspatzen haben in den letzten Jahren einige inzwischen renom- mierte Vokalsolisten hervorgebracht; zu nennen wären: Werner Güra, Maximilian Schmitt, benjaminAppl, Markus brutscher, Franz Vitzthum, Joachim Höchbauer, robert buckland. Warum haben Sie sich bei der Fotos: Michael Vogl Interview mit Domkapellmeister roland büchner Leiter der Regensburger Domspatzen

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