Tage Alter Musik – Programmheft 2019

23 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Konzert 3 Passau sowie bei vielen nordamerikanischen Festivals. er spielte in der new Yorker Carnegie Hall und im Lincoln Center, in der glenn-gould- Concert-Hall, Toronto, in der alten oper in Frankfurt und im Salle gaveau in Paris. Seine CD-einspielung mit den „neuen Brandenburgischen Kon- zerten“ für das Label aTMa Classique wurde vom WQXR Radio new York ausgezeichnet. Mit diesen Werken gastierte er 2014 bei den Tagen alter Musik Regensburg. ebenfalls für aTMa leitet er die aufnahme sämt- licher geistlicher Kantaten von J. S. Bach, der ersten in Surround Sound audio in solistischer Besetzung. acht Folgen sind bereits fertiggestellt. 2014 stellte er sein Bach-Kantaten-Projekt im Rahmen der Tage alter Musik Regensburg vor. eric Milnes unterrichtet an den Fakultäten von The Juil- liard School, new York, Hofstra University, new York, William Patterson College, new Jersey und The Berkshire Choral Festival, Massachusetts. er ist auch Komponist, seine geistliche Chormusik ist bei Trinitas erschie- nen. er führt akademische grade von Columbia College, Columbia Uni- versity und The Juilliard School, new York. zum Programm: Pardessus de Viole – Das kleinste Instrument der Gambenfamilie – eine musikalische rarität Der pardessus de viole , die „Violine der Frau“ Die Werke, die für dieses Konzert ausgewählt wurden, repräsentieren ein strahlendes Spektrum an französischen Musikstilen. Sie entwickelten sich, vermischten sich, konkurrierten miteinander und waren vom Beginn des achtzehnten Jahrhunderts bis zur Revolution sowohl bei den connaisseurs in den Salons als auch in der Öffentlichkeit an orten wie dem Pariser Con- cert Spirituel beliebt. Der Ursprung und die entwicklung des pardessus de viole, des Instruments, das in Frankreich als „die Violine der Frau“ bekannt war, fällt mit der wachsenden Bedeutung der Violine innerhalb der Instru- mentalmusik in Frankreich zusammen. Von besonderem Interesse ist der Status des pardessus als letzte erweiterung der prachtvollen Familie der Viola da gamba, die große Beliebtheit in Frankreich genoss. Die meisten hier aufgeführten Werke sind nicht veröffentlicht. Sie wurden aus der Mikrofilmsammlung der Bibliothèque nationale de France aus- gewählt. Zur Zeit ihrer entstehung waren sie für ein breites Publikum als antwort auf eine große nachfrage nach anspruchsvoller Unterhaltung angelegt. Sie sind ohne ausnahme reizend, verspielt, brillant und von aus- gesprochener eleganz. ein kurzer überblick über die Geschichte des pardessus de viole Das kleinste Mitglied der gambenfamilie, der pardessus de viole, wurde entworfen, um die expressiven Bedürfnisse der französischen gesellschaft zu befriedigen. er wurde stetig modifiziert und letztendlich aufgegeben. Die geschichte des Instruments ist faszinierend: Sein Repertoire erstreckt sich nur über ein halbes Jahrhundert, obwohl das Instrument selbst über einhundert Jahre genutzt wurde. Trotz der recht kurzen Präsenz in der westlichen Kunstmusik besitzt der pardessus eine bemerkenswert reiche geschichte, und viele der hervorragendsten Violinisten dieser Zeit spielten auf ihm. Komponisten von hohem Rang schrieben wunderschöne Musik für das Instrument und hochbegabte Instrumentenbauer schufen wunder- volle exemplare, von denen manche bis heute überlebten. Der pardessus entstand ende des 17. Jahrhunderts in Frankreich, als die Viola da gamba (sowohl dessus oder Diskant als auch Bass) bereits den Höhepunkt einer fruchtbaren Periode als Solo- und orchesterinstrument erreicht und sich einen privilegierten Stand in der Musik und dem Spek- takel amHofe von Ludwig XIV. gesichert hatte. Da der Roi Soleil während seiner Regentschaft die Viola da gamba liebte und schätzte, zeigten seine adeligen und Höflinge ein einzigartiges Interesse an ihr. Dieses Interesse wurde durch die einführung eines neuen Mitglieds in die gambenfamilie, des pardessus , wiederbelebt . Doch was genau war dieses neue Instrument? Der pardessus ist, wie der name bereits andeutet, höher als der Diskant. Die ersten pardessus- Violen waren kleine Diskantgamben, aber anders besaitet. Schließlich statteten die geigenbauer der École des Vieux Paris (vor allem Collichon und Betrand) sie mit einem eigenen Korpus, einem kleineren Resonanzboden und dementsprechend kleineren Bestandteilen aus. Während der ersten zwanzig Jahre nach seinem erscheinen war die genaue Rolle des pardessus im musikalischen Leben noch unklar. aufgrund des Fehlens jeglichen eigenen Repertoires während dieser Zeit wurde Musik, die eigentlich für andere Diskantinstrumente einschließlich der neu auf- tretenden Violine geschrieben worden war, für die Benutzung angepasst. Die Violine, welche in Frankreich seit dem 16. Jahrhundert präsent war, wurde als das italienische Instrument schlechthin betrachtet und überwie- gend mit der Unterschicht assoziiert, passend für den Tanz oder fahrende Musikanten und angemessen für leichte Unterhaltung. ernsthaftere und Louis de Caix d'Hervelois und seine Tochter Marie-Anne de Caix, 18. Jahrhundert Jean-Baptiste Perronneau: Eine junge Frau spielt den Pardessus de Viole, 18. Jh. Bildnis des Marquis de Baussan von einem Anony- mus des 18. Jahrhunderts. In seiner Hand hält der französische Edelmann den Pardessus de Viole

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