Tage Alter Musik – Programmheft 2019

27 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Konzert 4 tationspreis des schwedischen Komponistenverbandes ausgezeichnet. In jüngerer Zeit ist er mit großem erfolg auch als Dirigent tätig. Dan Laurin ist Professor an der Königlichen Musikhochschule in Stockholm und Mit- glied der Königlich Schwedischen Musikakademie. Im Jahr 2001 verlieh ihm König Carl gustav XVI. von Schweden die Medaille „Litteris et arti- bus“. zum Programm: orchestermusik des barock – Suite – Concerto – Concerto grosso „barock hören mit Höör barock – Musikalische Schätze und königliche Unterhaltung“ Johan Helmich roman Im Jahr 1728 bekam Russland einen neuen Zaren: der zwölf Jahre alte Peter sollte als Peter II. gekrönt werden. Der russische gesandte in Stockholm, graf nikolaj Fjodorovitj golovin, wollte ein großes Fest veranstalten, um dieses politische ereignis zu feiern, hatte jedoch keine Festmusik. So wurde mit dem zu dieser Zeit einzigen professionellen orchester in Stockholm, der Königlichen Kapelle, und ihrem dynamischen Leiter, Johan Helmich Roman, Kontakt aufgenommen. Das ergebnis waren 45 Sätze glänzender Musik, die in einem Stil komponiert war, welcher für die damalige Zeit sehr modern war. es mag seltsam erscheinen, dass das offizielle Schweden entgegen etwaiger Revanchegedanken gegenüber Russland die Feier der Veränderungen in den politischen Machtverhältnissen auf jede Weise unterstützte, doch zu jener Zeit waren beide Länder an einen 1724 unter- zeichneten Freundschaftsvertrag gebunden, der eine Folge der kompli- zierten dynastischen Verwicklungen nach dem Tod des schwedischen Königs Karl XII. war. Das Manuskript existiert in Romans eigener Handschrift. Wie in all seinen Reinschriften schreibt er klar und akkurat, aber in dem Manuskript der golovin-Musik fehlen einige wichtige Informationen: erstens ist keine Instrumentierung angegeben, zweitens gibt es keine Tempo-angaben. Die- ser Umstand hat uns die Möglichkeit eröffnet, auf kreative Weise mit dem Material zu arbeiten. Die Instrumentierung verfolgt demnach drei Ziele: den Charakter des jeweiligen Satzes zu erfassen und zu illustrieren, Vari- ationsmöglichkeiten zu kreieren und schließlich andere ensembles dazu anzuregen, das Material eigenständig umzusetzen – eine Intention, die ihrerseits sehr typisch für den Barock ist. Die Tempo-Festlegungen wurden hauptsächlich durch den Vergleich mit Tanzweisen der epoche getroffen: in der golovin-Musik gibt es, aus den Titelbezeichnungen nicht ersichtlich, eine große anzahl von giguen, Menuetten, Hornpipes, gavotten und auch einige irische Reels. In man- chen Fällen hat Roman eigenkompositionen verwendet, weswegen wir hierzu ergänzende angaben zu Tempo oder eigenart der Stücke in seinen anderen Werkausgaben gefunden haben. ein interessantes Detail ist, dass alle Sätze (mit ausnahme der ersten drei) zwei- oder dreistimmig sind. Wir können nur mutmaßen, was der grund hierfür sein könnte. Wäre es denkbar, dass es mit weniger Stimmen für seinen Kundenkreis billiger war? Um sowohl bei den Mühen des Kom- ponierens wie bei den gagen für eine kleinere anzahl von Musikern ein- zusparen? Roman gelingt es jedoch trotz aller Beschränkungen immer, eine vollkom- mene Klangwirkung zu erzeugen. ab und zu schlägt er für die Viola vor, der Basslinie eine oktave höher zu folgen, was einem kleinen ensemble eine unerwartete Klangfülle verleiht. einige Sätze werden solistisch gespielt, teilweise um den Klang zu variieren und teilweise um zu zeigen, dass es in der Barockzeit üblich war, die Musikstücke auf verschiedene arten zu spielen. Georg Philipp telemann „Lully wird gelobt, Corelli hat einen namen: Telemann allein ist eine Anna Paradiso, Cembalo Golovinmusiken auf dem iPad Musiker von Höör Barock, v. l. n. r.: Joakim Peterson, Janni Sunnarborg, Kerstin Frödin, Per Bengtsson

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