Tage Alter Musik – Programmheft 2019

28 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Konzert 4 Berühmtheit über allen“, schreibt der Musik- theoretiker und Komponist Johann Mattheson im Jahre 1740. Wie kein anderer Komponist schrieb Telemann Musik, die den Menschen gefiel und sie unterhielt. Mit seiner profunden Kenntnis von Stilen kombinierte er französi- sche Mode, fein konturierte Polyphonie, inno- vative Harmonik und fröhliche polnische Volksmusik. Telemanns Doppelkonzert für zwei Blockflöten, Streicher und Basso con- tinuo in a-Moll ist ein gutes Beispiel für seinen flexiblen Kompositionsstil. Die Musik ist französisch inspiriert, wie die Satzbezeichnungen zeigen, auch wenn Telemann selbst sie „in italienisches gewand gehüllt“ nennt. er betritt den Ballsaal mit einem liebenswürdigen und anmutigen Gra- vement , wechselt dann zu einem unbeschwert gestimmten Vistement , lässt danach die Blockflöten schwerelos in einem Largement schweben, bevor sich schließlich alle Instrumente in einem funkelnden Vivement vereinen. alles ist in Balance – in der Form, aber auch im Klang. es ist offensicht- lich, dass der Multi-Instrumentalist Telemann mit all den Instrumenten, für die er schrieb, vollkommen vertraut war, nicht zuletzt mit der Block- flöte, die er seit seiner Kindheit gespielt hatte und auf der er ein wirk- licher Virtuose gewesen sein soll; sein Komponieren für sie ist immer angemessen. er verbindet die Instrumente und ihre Tonlagen mit per- fekter Kontrolle und bringt einen warmen, klaren Klang hervor, wenn er die Spieler entweder einander unterstützen oder füreinander Platz machen lässt. er macht das Musizieren auch für die Spieler unterhaltsam, was ein wichtiger grund für seine Popularität im 18. Jahrhundert gewe- sen sein muss, indem er ungekünstelte, elegante Harmonien vorsieht, die zu spielen Vergnügen bereitet, zugleich aber auch die nötige auf- merksamkeit einfordert für Impulse, welche die Mitspieler geben – es ist Kammermusik vom Feinsten und eine Perle für das klein besetzte Barock- orchester. Arcangelo Corelli Johann Sebastian Bach, Elias Gottlieb Haussmann 1746 Georg Philipp Telemann, Kupferstich von Georg Lichtensteger um 1745 Anonym: „Utsikt från Slottsbacken, vinterbild“ Das Bild muss kurz nach 1697 entstanden sein, als der alte königliche Palast aufgrund eines Feuers zerstört wurde. Im Vordergrund sind noch die Ruinen zu sehen. Jenseits des Wassers ist das sogenannte „Bååtska palatset“ zu sehen, wo der russische Gesandte Graf Fjodorowitsch Golovin residierte und die Golovinmusiken 1728 zum ersten Mal aufgeführt wurden.

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