Tage Alter Musik – Programmheft 2019

9 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Konzert 1 2013 wird Rüdiger Lotter auch vom Festival „Styriarte“ in graz regelmäßig eingeladen, ummit dem dortigen orchester zu arbeiten. als künstlerischer Leiter der Hasse-gesellschaft München setzt er sich zudem intensiv für die Wiederentdeckung des Werks von Johann adolph Hasse ein. 2011 wurde auf seine Initiative hin Hasses oper „Didone abbandonata“ im Münchner Prinzregententheater wieder aufgeführt. als Solist oder mit sei- nem Kammerensemble Lyriarte tritt er regelmäßig bei allen wichtigen Fes- tivals im deutschsprachigen Raum auf. auch seine bei oehms-Classics erschienenen Solo-CDs wurden von der internationalen Fachpresse begei- stert aufgenommen. Für seine CD „Biber-Berio“ wurde Rüdiger Lotter nicht zuletzt aufgrund der innovativen Programmkonzeption ein großes Medienecho zuteil. er erhielt mehrere auszeichnungen, so beim renom- mierten Wettbewerb „Premio Bonporti“ in Rovereto (Italien) und beim internationalen Heinrich-Schmelzer-Wettbewerb in Melk (Österreich). zum Programm: Leopold Mozart – Missa solemnis C-Dur Sinfonie G-Dur „neue Lambacher“ „Ich habe hier Bekanntschaft mit einem gewissen Herrn Mozart gemacht, Kapellmeister des Bischofs von Salzburg: ein Mann von geist, gebildet und von Welt, der, wie ich glaube, seine Sache wohl versteht, in der Musik wie auch sonst.“ Mit diesen Worten beschrieb kein geringerer als Johann adolf Hasse ende September 1769 seine erste Begegnung mit dem Ver- fasser eines der bedeutendsten Lehrwerke für Violine, des 1756 erstmals erschienenen Versuchs einer gründlichen Violinschule , Leopold Mozart. getauft am 14. november 1719 in augsburg als Sohn des Buchbinders Johann georg Mozart (1679–1736), lebte und arbeitete er die meiste Zeit seines Lebens am Salzburger Hof. Die eltern sorgten schon frühzeitig für eine ausgezeichnete klassische Schulbildung ihres Sohnes und planten für ihn eine Laufbahn als Theologe: noch nicht einmal fünf Jahre alt, besuchte Leopold ab 1724 die Vorschule des Jesuitengymnasiums St. Salvator, trat im oktober 1729 auf das gymnasium über und konnte ab oktober 1735 seine philosophischen Studien am Lyzeum des Jesuitenkollegs fortsetzen. ein halbes Jahr nach dem Tod des Vaters brach Leopold jedoch anfang august 1736 das Studium ab. Über Leopold Mozarts musikalische ausbildung ist nur wenig bekannt. Wahrscheinlich erhielt er in seinen augsburger Jahren orgel- und Violin- unterricht. aus seinen Briefen wissen wir, dass er auch als Diskantist in den Chören der Kirche des Benediktiner-Reichsstiftes St. Ulrich und afra sowie der Kirche des augustinerchorherrenstifts Heilig-Kreuz sang. Dar- über hinaus war er während der gesamten Schulzeit (ab 1724!) als Sänger und Schauspieler an Schulaufführungen beteiligt. 1737 verließ Leopoldaugsburg und begann imnovember oder Dezember an der Salzburger Benediktiner-Universität ein Studium der Logik, wahr- scheinlich auch der Rechte. nachdem er bereits im folgenden Jahr den grad eines „Baccalaureus der Philosophie“ erwerben konnte, setzte er das Studium fort, wurde aber im September 1739 relegiert, weil er kaum noch Vorlesungen besucht hatte. Möglicherweise trat er noch im selben Jahr, spätestes aber 1740 eine Stelle als Kammerdiener beim Salzburger Dom- herrn Johann Baptist graf von Thurn-Valsassina und Taxis an. In den fol- genden Jahren bemühte sich Leopold Mozart wiederholt um eine Festan- stellung in der Salzburger Hofkapelle. ab oktober 1743 wurde er zunächst als unbesoldeter Violinist geführt, erhielt ab november 1744 vorüberge- hend eine Besoldung als Hofmusiker, wurde im Juni 1745 wieder zum unbezahlten „Cammer Portier“ degradiert, übernahm im Mai 1746 die Position des vierten Violinisten und stieg im September 1747 zum „Hof- und Cammer-Componisten“ auf. ab 1758 zählte er zur gruppe der zwei- ten Violinisten, bevor er im Februar 1763 zum Vizekapellmeister ernannt wurde, eine Position, die er bis zu seinem Tod am 28. Mai 1787 innehatte. Zu seinen Dienstpflichten zählte wohl bereits seit den 1740er-Jahren neben der Mitwirkung im Hoforchester als Violinist auch die Übernahme der Leitung der Hofmusik im wöchentlichen Wechsel mit den anderen Hof- komponisten, womit das Recht verbunden war, die aufzuführenden eige- nen oder fremden Stücke nach eigenem gutdünken zusammenzustellen. Spätestens ab 1756 war Leopold darüber hinaus auch zuständig für den Violinunterricht der Sängerknaben am Kapellhaus. Der Schwerpunkt der kompositorischen aktivitäten Leopold Mozarts dürfte in den 1740er- und 1750er-Jahren gelegen haben. nach 1762 scheint er sich vor allem auf die Förderung der Karriere seines Sohnes Wolfgang amadeus konzentriert zu haben, den er auf seinen bis nach London und Paris führenden Konzertreisen, aber auch am Salzburger Hof neben der älteren Schwester Maria anna als komponierendes Wunderkind am Kla- vier präsentieren konnte. Die Mehrzahl der Kompositionen Leopold Mo- zarts gilt heute als verschollen. Überliefert sind vor allem zumeist unda- tierte Sinfonien, Klavier- und Kammermusikwerke, aber auch Messen und andere kirchenmusikalische Stücke für aufführungen in Salzburger Kir- chen. eine ganze Reihe seiner Kompositionen wurde in der Vergangenheit seinem Sohn zugeschrieben. So auch im Falle der Messe in C-Dur (LMV I:C2) und der Sinfonie in G-Dur (LMV VII:g16). Leopold Mozarts zweite C-Dur-Messe für Soli, Chor und orchester erfüllt mit ihrer Dauer von über einer Dreiviertelstunde, der großen Beset- zung inklusive Trompeten und Pauken, der voll- ständigen Vertonung des Ordinarium missae sowie ihrem festlich-repräsentativen Charakter sämtliche Kriterien einer für besonders feierliche anlässe bestimmten Missa solemnis. Vor allem aufgrund der Untergliederung der beiden text- reichen Gloria - und Credo -Sätze in eine Folge selbständiger und mitunter recht ausgedehnter, durch Schlussstriche voneinander abgesetzter abschnitte entspricht sie dem Typus der sog. „nummernmesse“. Zu diesen „nummern“ zäh- len u. a. vier virtuose, überwiegend zweiteilige arien mit sinfonischen Vor-, Zwischen- und nachspielen des orchesters („Laudamus te“ und „Quoniam tu solus sanctus“ für Sopran bzw. alt im Gloria, „ et in unum Dominum“ für Sopran oder Tenor im Credo und Benedictus qui venit für Sopran). Der Tradition entsprechend Leopold Mozart mit seinen Kindern Wolfgang Amadeus und Maria Anna, an der Wand ein Porträt der verstorbenen Ehefrau Anna Maria. Gemälde von Johann Nepomuk della Croce, um 1780.

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