Tage Alter Musik – Programmheft 2019

95 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Konzertorte/ Veranstaltungsorte b ASILIKA S t . e MMerAM aus einer kleinen, möglicher- weise spätantiken georgska- pelle entstand die karolingi- sche Basilika um das grab des westfränkischen Wanderbi- schofs emmeram, der im Jahr 652 bei Regensburg getötet wurde. am grab emmerams, des ersten bayerischen natio- nalpatrons, ließen sich Bene- diktinermönche nieder und gründeten eines der ältesten Klöster in Bayern. an eine Ringkrypta mit dem grab des Heiligen schloss sich noch im 8. Jahrhundert eine dreischiffige Basilika an, die um 1050 ein mächtiges West- querhaus mit Dionysiuschor erhielt. Die weitläufige Klosterkirche birgt neben zahlreichen grabstätten von Seli- gen auch die grabstätte von Bischof Wolfgang, die sog. Wolfgangskrypta. Wolfgang hatte in St. emmeram die klösterliche gemeinschaft reformiert und sie 974 von einer bis dahin geltenden Personalunion mit dem Bischofs- amt befreit. 1731-33 erfolgte eine barocke Modernisierung durch Michael Prunner. Durch die gebrüder asam erhielt die Klosterkirche ihr festliches aussehen mit Stukkaturen, Figuren und Malereien. Seit der Säkularisation im Jahr 1803 besteht die Kirche als Pfarrkirche fort, die Klostergebäude kamen 1812 an die Fürsten von Thurn und Taxis. S t .-o SWALD -K IrCHe Die gotische Kirche des 1318 erstmals erwähnten „Spitals auf Turnau“ wurde von Fried- rich auer und Karl Prager gestiftet und in der Folgezeit vom reichen Patrizierge- schlecht der auer reich beschenkt. Sie ist dem hl. oswald, dem Patron der Pilger und Reisenden, besonders aber der Kreuzfahrer, geweiht und steht an der einmündung des Vitus- bacharmes in die Donau, am sogenannten Weißgerbergraben, dem ehe- maligen graben der frühmittelalterlichen Stadtmauer (um 920 von Herzog arnulf von Baiern errichtet). Hier waren gerber ansässig, die das feine weiße Leder herstellten. 1553 wurde St. oswald vom Rat der Stadt an die protestantische Kirche übergeben, 1708 wurde sie barockisiert. Dabei ent- stand eine für Bayern einmalige „Bilderpredigt“ an Decke und emporen: „Des Herren Wort bleibt in ewigkeit“. 1750 errichtete hier der Regensbur- ger orgelbauer Franz Jakob Späth seine heute einzig erhaltene Barockorgel (a = 468 Hz), eine von maximal fünf original erhaltenen Barockorgeln Bay- erns. Die letzte Restaurierung von Kirche und orgel, bei der die orgel- modernisierung von 1958 rückgängig gemacht wurde, war am 6. 10. 1991 abgeschlossen r eICHSSAAL Regensburg war seit den Karo- lingern bevorzugter ort für die abhaltung von Reichsta- gen. ImMittelalter zählte man 45 Reichstage in Regensburg. 1541 war der Reichssaal ort des berühmten Religionsge- sprächs zwischen Melanch- thon und Dr. eck. Von den Reichstagen sind besonders der von 1623, bei dem Bayern die Kurwürde erhielt, und der von 1630, als Wallenstein von der Mehrheit der katholi- schen Fürsten abgesetzt wurde, zu nennen. Von 1663 bis 1806 war der Reichssaal Tagungsort des „Immerwährenden Reichstags“. er ist als erstes deutsches Parlament anzusehen. Der um 1360 gebaute Reichssaal darf in seinen Dimensionen und seinemalter für Deutschland als einzigartig gel- ten. Hervorzuheben ist die mächtige Holzdecke, an deren Unterseite man die Relieffigur des thronenden Petrus (des Stadtpatrons) erkennt. D oM S t . P eter Der imposante Regensburger Dom, der im Fernblick das Stadtbild beherrscht, ist einer der wenigen Dome in Deutschland, die man nach dem Schema der gotischen Kathedralen Frankreichs erbaute. Sein homogenes aus- sehen verdankt der Dom trotz seiner jahrhundertelangen Bauzeit (über 600 Jahre) dem Festhalten am ehrgeizigen gesamtplan, der bereits in den 70er/80er Jahren des 13. Jahr- hunderts entworfen wurde. nach einem Baustopp wegen geldmangels im Jahre 1525 – die Türme blieben unvollendet – wurde er erst in den Jahren von 1859 bis 1869 mit kräftiger finanzieller Unterstützung durch König Ludwig I. von Bayern fertiggestellt. Besonders bemerkenswert sind neben der Klarheit der gotischen Formen die originalen glasgemälde der großen Fensterflächen, die zwischen 1310 und 1380 entstanden sind, und die zahlreichen Figuren und Reliefs seiner Westfassade aus dem 14. und 15. Jahrhundert. b ASILIKA U. L. F rAU zUr A Lte K APeLLe Die anfänge der Stiftskirche Unserer Lieben Frau zur alten Kapelle verlieren sich im Dun- kel der geschichte. Urkund- lich fassbar wird die alte Kapelle im Jahre 875 durch eine Schenkungsurkunde König Ludwigs des Deut- schen, der an dieser Stelle eine Pfalzkapelle errichten ließ. Der heiliggesprochene Kaiser Heinrich II. ersetzte die anlage im frühen 11. Jahrhundert durch einen neubau, der sich bis heute erhalten hat. nur die ostteile wurden 1441/52 durch einen sehr viel größeren spätgotischen Chor ersetzt. Der Innenraum überrascht durch eine unerwartet prächtige ausstattung im Stil des Rokoko. ab 1747 arbeiteten hier der Wessobrunner Stukkateur anton Landes, die augsburger Maler Christoph Thomas Scheffler und gottfried Bernhard götz sowie der Regensburger altarbauer und Bild- schnitzer Simon Sorg. aus ihrem Zusammenwirken entstand eine Deko- ration, deren rauschender glanz seinesgleichen sucht und dem Bau einen würdigen Platz in der Reihe der süddeutschen Rokokokirchen sichert.

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