Tage Alter Musik – Programmheft 2019

96 T age a LTeR M USIK R egenSBURg Konzertorte/ Veranstaltungsorte M InorItenKIrCHe Das Regensburger Minoriten- kloster wurde im Jahre 1226, dem Todesjahr des hl. Franzis- kus, gegründet. aufgrund rei- cher Stiftungen konnte um die Jahrhundertmitte mit dem neubau einer großen ordens- kirche, der Minoritenkirche, begonnen werden. Im ersten Jahrhundert seines Bestehens wirkten drei berühmte Mönche in diesem Kloster: der gelehrte Mystiker David von augsburg (um 1240), der geistliche Dichter Lamprecht (gegen 1300) und der berühmte Volksprediger Berthold von Regensburg (gest. 1272). Die Minoritenkirche ist die größte Kirche des Franziskanerordens in Süddeutschland. Das früh- gotische flachgedeckte Langhaus wurde um 1260/70 erbaut, der gewölbte Chor im 14. Jahrhundert. Die Wandmalereien des 14. bis 16. Jahrhunderts wurden in den letzten Jahrzehnten freigelegt. Vor der Stelle, wo sich der Hochaltar befand, wurde das grab Bertholds eingelassen. S CHottenKIrCHe S t . J AKob Um 1090 erhielten irische Benediktiner ein grundstück vor den Mauern der Stadt zum Bau ihres Klosters. Von der ersten Jakobskirche, die 1120 geweiht wurde, sind die bei- den osttürme erhalten. St. Jakob wurde das Mutterklos- ter aller niederlassungen iri- scher Mönche im deutschspra- chigen Raum. 1216 war der Bau vollendet. Im 16. Jahrhun- dert lösten schottische Mönche die Iren von St. Jakob ab, und bis 1862 gehörte das Kloster zum schottischen Zweig der Benediktiner. Die Schottenkirche ist vor allem berühmt wegen ihres Portals mit seinem rätselhaften plastischen Schmuck. Hinter dem Portal im Inneren ist die liegende Figur des Mönches Rydan als Türschließer dargestellt. Der Mönchschor besitzt noch die alten steinernen Chorgestühlschranken und den originalen Bodenbelag des 12. Jahrhunderts. Die gestaltung der vielen Säulchen hat Parallelen in der englischen architektur. Verschiedene aus- stattungsstücke haben sich erhalten: die romanische Kreuzigungsgruppe, eine Madonna und die Heiligen Jakobus, Paulus und Christophorus aus dem 14. Jahrhundert. D eUtSCHorDenSKIrCHe S t . ä GIDIUS 1210 übergab Herzog Ludwig I. von Bayern dem Deutschen orden eine kleine, aus dem 12. Jahrhundert stammende Kir- che, die Vorläuferin der heuti- gen Ägidienkirche. Die jetzige Ägidienkirche ist keine ein- heitliche Schöpfung. Ihre Bau- phasen reichen vom ausge- henden 13. Jahrhundert bis in das beginnende 15. Jahrhun- dert. Trotz mannigfacher Renovierungen im 19. und 20. Jahrhundert zeigt sie ein erstaunlich geschlossenes Bild eines hoch- bis spätgotischen Baus. In der Innenaus- stattung bestechen die zahlreichen epitaphien, die zumeist die erinnerung an ehemalige Mitglieder der früheren Deutschordenskomturei wachhalten. Im Zuge der Säkularisation verlor die Kirche ihre Funktion als Pfarrkirche des Deutschen ordens. Mit der Umwandlung der alten Komtureigebäude in ein Krankenhaus wurde sie 1837 zur Kirche dieser Institution. Heute gehört sie zu einem altenheim, in das die alten Komtureigebäude im 20. Jahrhundert umgebaut wurden. t Hon -D IttMer -P ALAIS Das Thon-Dittmer-Palais ist aus zwei früher hier bestehen- den mittelalterlichen Patrizier- häusern hervorgegangen: Das eine an der ecke zur Wein- gasse stehende gebäude gehörte einst der mächtigen Regensburger Bürgerfamilie der auer. Zur Baumhacker- gasse hin schloss das soge- nannte alkofersche Haus an. georg Friedrich von Dittmer erwarb 1781 zuerst das an der Weingasse liegende gebäude; erst nach 1800 konnte er auch das alkofersche Haus erwerben. Kaiser Franz II. erhob im Jahr 1800 georg Dittmer mit seinen beiden Schwiegersöhnen in den Reichs- freiherrenstand, wonach sich seine Schwiegersöhne von Mantey-Dittmer bzw. von Thon-Dittmer nannten. Unter Leitung des Baumeisters emanuel d’Herigoyen entstand ab 1800 das klassizistische Stadtpalais. 1814 trat von Mantey-Dittmer seinen geschäftsanteil an der Dittmerschen Firma an seinen Schwager von Thon- Dittmer ab; seit dieser Zeit besteht die Bezeichnung Thon-Dittmer-Palais für das gebäude am Regensburger Haidplatz. Das Palais ist ein Vier-Flügel-Bau, der einen Innenhof umschließt. ein Spitzbogentor führt in den dreigeschossigen und mit Renaissancearkaden ausgestatteten Innenhof. Die Laubengänge an der Westseite waren bereits um 1580 entstanden, die arkaden an der nordseite sind ein neubau von 1979/80. auf einer reich profilierten Konsole befindet sich ein Uhrenerker von 1380/90. Unter demUhrenerker steht eine lebensgroße holzgeschnitzte Frauenfigur aus der Zeit um 1650 als barockes Memento mori. Im erdge- schoss des Südflügels befindet sich die Sigismundkapelle mit einer origi- nalen Spitzbogenpforte (um 1380). S ALzStADeL Mit dem Bau des Salzstadels, der in Zusammenschau mit der Steinernen Brücke, dem Brück- turm und dem Dom das Stadt- bild deutlich prägt, wurde 1616 begonnen, nachdem die Stadt den an Bayern abgetretenen Salzstadel wieder zurücker- worben hatte. er wurde 1620 vollendet. Der Salzhandel reicht in Regensburg bis in römische Zeit zurück. Das Salz gelangte jahrhundertelang aus den Salinen Reichenhall und Berchtesgaden auf dem Inn bis Passau und von dort donauaufwärts nach Regensburg. In nächster nähe am Uferstreifen befand sich der Kran zum entladen der Schiffe, weshalb der name „Kräncherstadel“ in gebrauch kam. Die gewal- tigenausmaße des Salzstadels lassen erkennen, welch ungeheure Salzmen- gen auf seinen Böden lagerten.

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