Tage Alter Musik – Programmheft 2020

7 T age a LTeR M uSIK R egenSBuRg Konzert 1 öffentlicht. er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. auch konzertierte er häufig mit bekannten ensembles der europäischen alte- Musik-Szene. Mit seinem ensemble La Chimera hat er zahlreiche Projekte realisiert, die Musik seiner Heimat argentinien und die europäische Musiktradition miteinander verbinden. er unterrichtet an der Züricher universität Laute und generalbass-Spiel. Alicia Amo studierte zunächst Violine und Bal- lett in San Sebastián, bevor sie nach Basel an die Schola Cantorum ging, um bei gerd Türk gesang zu studieren. Dort schloss sie ihr Stu- dium 2013 mit auszeichnung ab. Seitdem ist sie eine gefragte Sopran-Solistin. Sie nahm auch an mehreren gesangswettbewerben mit großem erfolg teil und arbeitet regelmäßig mit renom- mierten Barockorchestern zusammen wie Café Zimmermann, La Cetra Basel und I Barocchisti. auch bekannte Dirigenten wie René Jacobs, Rinaldo alessandrini, Raphaël Pichon und Diego Fasolis laden sie immer wieder zu Kon- zert- und opernprojekten ein. Der italienische Tenor Valerio Contaldo wuchs imWallis auf und studierte klassische gitarre in Sion und Paris. es folgte ein gesangsstudium bei gary Magby im Konservatorium in Lau- sanne mit anschließendemDiplom. Valerio Con- taldo war im Jahr 2008 Finalist des internationa- len Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerbs in Leip- zig. er arbeitete mit Dirigenten wie Ton Koop- man, Marc Minkowski und Philippe Pierlot zusammen. als Solist war Valerio Contaldo gast beim Klassik-Festival la folle journée in nantes, beim Festival de Beaune, beim Settembre Musica in Mailand und Turin und beim Festival in Van- couver. Im letzten Jahr gastierte er als Tenorso- list bei den Tagen alter Musik mit der Cappella Mediterranea und dem Chœur de Chambre de namur. zum Programm: Die Intermedien zu La Pellegrina (1589): Musik, Mythologie und Meraviglia als girolamo Bargagli (1537–1586) in den sechziger Jahren des Cinque- cento seine Komödie La Pellegrina schrieb, konnte er nicht ahnen, in welcher gesellschaft das Theaterstück 1589 aufgeführt werden sollte. als der groß- herzog der Toskana, Ferdinando I. de’ Medici (1549–1609), in diesem Jahr Christine von Lothringen (1565–1636) heiratete, war das nicht nur ein diplomatisches event von hoher politischer Bedeutung, sondern das kul- turelle Programmwährend der mehrwöchigen Feierlichkeiten – von Fest- banketten über Triumphzüge bis hin zu Turnieren – sollte auch das Machtsverständnis des Brautpaars unterstreichen. Der Höhepunkt dürften die musikalischen Intermedien gewesen sein, die vor, zwischen und nach den fünf akten von Bargaglis Komödie imuffizientheater aufgeführt wur- den. Zwar hatte sich insbesondere in Florenz bereits in früheren Jahrzehnten die Tradition der Intermedien etabliert – man denke hier etwa an die sieben Intermedien, die im Jahr 1539 im Rahmen der Hochzeit von Cosimo I. de’ Medici (1519–1574) mit eleonora von Toledo (1522–1562) in Zusammenhang mit antonio Landis Komödie Il commodo aufgeführt wurden und für die Francesco Corteccia die Musik kom- poniert hatte –, doch gegen ende des 16. Jahr- hunderts waren solche Intermedien schon längst kein schmückendes Beiwerk zum Theaterstück mehr, sondern spielten bald die Hauptrolle und wurden immer prunkvoller, ausführlicher und monumentaler. Das geht auch aus der – selbstverständlich als Teil der Selbstdarstellung der Medici zu verste- henden – Beschreibung von Bastiano de’ Rossi hervor. Von ihm stammt eine ausführliche Des- crizione dell’ apparato e degl’ lntermedi fatti per la commedia rappresentata in Firenze nelle nozze de’ Serenissimi Don Ferdinando Medici e Madama Cris- tina di Loreno , die noch im gleichen Jahr in Flo- renz gedruckt wurde. Zwei Jahre später veröf- fentlichte Cristofano Malvezzi in einem Set von vierzehn Stimmbüchern die Musik; eins davon liefert wertvolle Informationen zur aufführung (an einigen Stellen weicht Malvezzis Text aller- dings von de’ Rossis Descrizione ab) und zur Besetzung, insbesondere zum Instrumentarium. an der Vorbereitung undaufführung der Inter- medien war eine umfangreiche gruppe von Künstlern beteiligt. Für das anspruchsvolle gesamtkonzept zeichnete giovanni de’ Bardi verantwortlich, der auch eine Komposition zu den Intermedien beisteuerte. Die Musikge- schichte kennt Bardi als Mäzen der berühmten Florentiner Camerata. In diesem Kreis von Intel- lektuellen und Künstlern wurde die Musik im antiken Theater nicht nur intensiv diskutiert, sondern deren experimente führten auch zu einer neuen musikalischen Ästhetik, weg von der polyphonen Komplexität hin zu einem Stil, in dem die Textverständlichkeit imMittelpunkt steht. Mehrere Mitglieder der Camerata wirkten auch an den Intermedien zu La Pellegrina mit. Der Dichter ottavio Rinuccini, der um die Jahr- hundertwende als Librettist für die frühesten opern in erscheinung treten sollte, verfasste den großteil der Texte der Intermedien von 1589. Die musi- kalische Leitung hatte der Komponist, Choreograph und Tänzer emilio de’ Cavalieri. Mit Jacopo Peri und giulio Caccini gehörten zwei weitere Camerata-Mitglieder zum Team von Komponisten, zu dem sich auch der obengenannte Cristofano Malvezzi, Luca Marenzio und antonio archilei gesellten. Bernardo Buontalenti schließlich war für die Bühnenmaschinerie und Kostüme zuständig – einen eindruck der Bühnenpracht vermittelt eine Reihe von Zeichnungen, Kupferstichen und aquarellen, die unter anderem in der Florentiner Biblioteca nazionale Centrale und im new Yorker Metropolitan Museum of art aufbewahrt werden. Die sechs Intermedien haben zwar keine fortlaufende dramatische Hand- lung – das unterscheidet sie eindeutig von der oper, die nur wenige Jahre später entstehen sollte –, aber sie verbindet durchaus ein gemeinsames Thema, und zwar die Macht und Wirkung der antiken Musik. Das geht bereits aus dem ersten Intermedio hervor, in dem – in anlehnung an Pla- tons Politeia – die Harmonie der Sphären imMittelpunkt steht. gleich am anfang, in Dalle più alte sfere (das mal emilio de’ Cavalieri, mal antonio archilei zugeschrieben wird), kommt die personifizierte „armonia“ zu Wort, welche die Braut als neue Minerva, den Bräutigam als Herkules (alcides) preist. gesungen wurde dieses hochvirtuose Lied von Vittoria archilei, die – so lesen wir in de’ Rossis obengenannter Beschreibung – Alicia Alamo, Sopran Valerio Contaldo, Tenor

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