Tage Alter Musik – Programmheft 2020

83 T age a LTeR M uSIK R egenSBuRg Konzert 16 G eorG F rIeDrICh h änDeL (1685-1759) s AMson o rAtorIUM In DreI A Kten hwV 57 (1741) Symphony Andante – Allegro Akt I Szene 1 Samson (Recitative): „This day, a solemn feast“ Chorus of the Priests of Dagon: „Awake the trumpet’s lofty sound!“ a Philistine woman (air): „Ye men of Gaza, hither bring!“ Chorus of the Priests of Dagon: „Awake the trumpet’s lofty sound!“ a Philistine (air): „Loud as the thunder’s awful voice“ Samson (Recitative/air): „Why by an angel” Samson (air): „Torments, alas, are not confin’d“ Szene 2 Micah (Recitative): „Oh, change beyond report“ Micah (air): „O mirror of our fickle state!“ Samson (Recitative): „Whom have I complain of but myself“ Micah (Recitative): „Matchless in might!“ Samson (Recitative): „Welcome, my friends“ Micah (Recitative): „Which shall we first bewail“ Samson (Recitative): „O loss of sight“ Samson (air): „Total eclipse“ Mica (accompagnato): „Since light so necessary is to life“ Chorus of Israelites: „O first created beam“ Szene 3 Manoa (accompagnato): „The good we wish“ Manoa (air): „ Thy glorious deeds“ Samson (Recitative): „ Justly these evils“ Samson (accompagnato): My griefs for this Samson (air): „Why does the God of Israel sleep“ Micah (Recitative): „There lies our hope“ Chorus of Israelites: „Then shall they know“ Samson (accompagnato): „My genial spirits droop“ Micah (arioso): „Then long eternity“ Micah (air): „Joys that are pure“ Chorus of Israelites: „Then round about“ Akt II Szene 1 Manoa (air): „ Just are the ways of God to man” Samson (Recitative): „ My evils hopeless are“ Micah (Recitative): „ Relieve thy champion” air & Chorus Micah (air): „ Return, O God of hosts!” Chorus of Israelites: „To dust his glory” Szene 2 Micah (Recitative): „But who is this“ Samson (Recitative): „ My wife“ Micah (Recitative): „She stands and eyes thee fix’d“ Dalila (Recitative): „With doubtful feet“ Samson (Recitative): „ Out, thou hyena“ Dalila (Recitative): „I would not lesson“ Samson (Recitative): „How cunningly“ a virgin to Dalila (air): „With plaintive“ Samson (Recitative): „Did love constrain thee“ Samson (air): „Your charms“ Dalila (Recitative): „Forgive what’s done“ Virgin, Dalila (Duet): „My faith and truth, O Samson, prove“ Chorus of Virgins: „Her faith and truth, O Samson, prove“ Dalila (air): „To fleeting pleasures“ P roGrAMM darunter giovanni Portas oper Numitore, mit der Händel im april 1720 die Royal academy of Music eröffnet hatte, giacomo Carissmis oratorium Jephte (Schlusschor „Plorate filii Israel“), gottlieb Muffats Componimenti musicali per il cembalo und georg Philipp Telemanns Musique de table. Ledig- lich in einer nummer, Micahs arioso „Then long eternity shall greet your bliss“ in akt I, griff Händel auf ein eigenes Werk, die italienische Kantate Mi palpita il cor HWV 132, zurück. Wie in der zeitgenössischen opera seria, einer von Händel in London bis um 1741 gepflegten gattung, besteht Samson zu einem großen Teil aus Secco-Rezitativen und arien (airs), die Händel im unterschied zu der in der oper dominierenden Form der Da-capo-arie überwiegend zweiteilig anlegte. Hinzu kommen sieben accompagnato-Rezitative, darunter Sam- sons berühmtes „My genial spirits droop, my hopes are flat“, drei Duette, eine Vielzahl von in der Regel vierstimmigen Chören und die für Händel typische Form der arie mit Chor. Das oratorium wird eingeleitet durch eine zweisätzige Symphonie in der art einer französischen ouvertüre sowie ein Menuett (das im Konzert der Capella Cracoviensis nicht erklingt). Inakt III wird die Panik beim einstürzen des Tempels über Sam- son und den Philistern musikalisch umgesetzt in einer weiteren Sympho- nie, der „Symphonie des Schreckens und der Verwirrung“, die ein gespräch Micahs und Manoas abrupt unterbricht. alle drei akte beginnen mit einem Secco-Rezitativ und enden traditionsgemäß mit einem Chor, zu dem in akt II noch Solisten hinzukommen. ImMittelpunkt des gesamten oratoriums steht weniger Samsons Verskla- vung als vielmehr der Verlust seines augenlichtes als auslöser für eine ganze Reihe von Lichtmetaphern, beginnend mit Samsons air „Total eclipse! no sun, no moon“ (I/2), in dem dieser seine Verzweiflung über die Blindheit in berührender Weise artikuliert, über den Chor „o first cre- ated beam!“ (I/2), in dem das aufsteigende Motiv zu den Worten „Let there be light“ möglicherweise Joseph Haydn zu seiner Vertonung der Worte „und es ward Licht!“ in der Schöpfung inspirierte, bis hin zu Samsons letztemair, „Thus, when the sun“ (III/1), in dem ein Sonnenaufgang besun- gen wird. und auch in den letzten beiden nummern des Samson, demair „Let the bright seraphim“ und dem apotheotischen Jubel-Chor „Let their celestial concerts all unite“, die sich unmittelbar an die mit demair „glo- rious hero“ beginnende mehrsätzige Totenklage anschließen, ist die Licht- metaphorik von entscheidender Bedeutung. VomDunkel über die erleuchtung zum Licht, das ist der Weg, den Samson an seinem letzten Tag geht. es ist der Weg eines Sünders, dessen innere entwicklung ihn die eigene Schuld erkennen lässt, und der sein Leben opfert, um nach dem Sieg über die Philister „im ewigen glanz des Lichts“ von den himmlischen Chören gefeiert zu werden. © Bettina Berlinghoff-Eichler, UR „Samson“, A dead march, Manuskript S. 136

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