Tage Alter Musik – Programmheft 2021

40 T AGe A LTeR M uSIK R eGenSBuRG Konzert 6 schen König Argante umworben. An ihn richtet sich ihre Bitte, die verlo- rene Freiheit beweinen zu dürfen, um dadurch erbarmen und Freilassung zu erwirken. 1789 erhielt Luigi Boccherini den Auftrag, eine Serie von Quintetten für Gitarre und Streichquartett zu komponieren. Boccherini kam in Zeitnot und arrangierte mehrere früher entstandene Streichquintette, in dem er das zweite Violoncello durch die Gitarre ersetzte. Sein Quintett nr. 4 in G-Dur trägt den Beinamen Fandango, weil der damals populäre Tanz, unterstützt durch Kastagnetten, den Charakter des letzten Satzes prägt, der in einemArrangement für zwei Cembali von Andreas Staier erklingt. Johann Jacob Frobergers Tombeau c-Moll (Froberger Werkverzeichnis 632) entstand im november 1652 in Paris wohl unmittelbar nach dem Tod des französischen Lautenisten Charles Fleury, Sieur de Blan(c)rocher („Blan- cheroche“, ca. 1607 - 1652), den der Komponist in einer lateinischen Bei- schrift als seinen besten Freund bezeichnete. Fleury war, so der Bericht, nach einem gemeinsam mit Froberger und einer Pariser Kurtisane ver- brachten Diner eine Treppe hinabgestürzt und in Gegenwart seiner Familie und Frobergers verstorben, ohne die letzte Ölung erhalten zu haben. Auf diese tragischen umstände beziehen sich Charakter und Grundtonart der inAllemande-Form gehaltenen Totenmusik (Tombeau), deren zweiter Teil wohl auf den Treppensturz als auch auf die unerlöste Seele Fleurys (abstei- gende c-Moll-Tonleiter) Bezug nimmt. Die Slawischen Tänze von Antonín Dvořák sind eine Sammlung von 16 Instrumentalstücken, die 1878 und 1886 entstanden und in zwei Bänden als opus 46 und opus 72 veröffentlicht wurden. Die Stücke wurden für Kla- vier zu vier Händen geschrieben und jeweils kurze Zeit später für Orches- ter bearbeitet. Sie gehören zu den bekanntesten Werken des tschechischen Komponisten. Dvořáks Kompositionen bedienen sich charakteris- tischer rhythmischer Muster von böhmischen und mährischen Volkstän- zen sowie benachbarter Länder, dennoch sind sie völlig eigenständige Schöpfungen des Komponisten. Aus op. 46 erklingt ein schneller Spring- tanz „Skočná“ und aus op. 72 ein „Kolo“, ein ausgelassener Tanz aus dem Balkan. Zwischen den beiden slawischen Tänzen erklingt Dvoraks Humo- reske Nr. 7 aus seinem 1894 vollendete Klavierzyklus op. 101, die insgesamt acht solcher kurzer Charakterstücke enthält. György Ligeti, der ungarische Kosmopolit, der sich auch musikalisch als Wanderer zwischen den Welten sah, kam 1923 im rumänischen Sieben- bürgen zur Welt und starb 2006 in seiner Wahl-Heimat Wien. Seine Begei- sterung für das Cembalo, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine große Renaissance erfahren hatte, verdanken wir u. a. seine Passacaglia ungherese . Das vermeintliche Fugenthema offenbart sich im Verlauf dieser Komposition von 1978 aber doch als kontinuierlich wiederkehrendes Ost- inato-Motiv, wie es ähnlich schon in zahlreichen Passacaglia-Kompositio- nen des 17. oder 18. Jahrhunderts zu finden ist. Der Danse Macabre (dt. „Totentanz“), op. 40, ist eine sinfonische Dichtung des französischen Komponisten Camille Saint-Saëns . ursprünglich war es ein Stück für Gesang und Klavier. Der Text stammte vom Schriftsteller Henri Cazalis. erst zwei Jahre nach dieser Version, 1874, schrieb Saint-Saëns die Komposition für Orchester und Solovioline um. Daneben arrangierte Saint-Saëns das Stück auch für Violine und Klavier und für zwei Klaviere. Diverse Komponisten wie etwa ernest Guiraud, Théodore Ritter, edwin Lemare und Franz Liszt erstellten Trans- kriptionen für Orgel, Klavier zu vier Händen oder für Soloklavier. Auch das Debütalbum der niederländischen Symphonic-Rock- Band Ekseption von 1969 enthält eine Bearbeitung von Saint-Saëns‘ Werk. Heute erleben wir das populäre Stück zum Abschluss des Konzerts in einer Version für zwei Cembali, arrangiert von den beiden Cembalistinnen des Konzerts, Anastasia Antonova & Anna Kiskachi . © Lektorat: Christina Bergmann Hannsjörg Bergmann

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