Tage Alter Musik – Programmheft 2021

7 T AGe A LTeR M uSIK R eGenSBuRG Konzert 1 D ie weltbekannten regensburger Domspatzen sind der wahrschein- lich älteste Knabenchor überhaupt. Vor über 1000 Jahren, im Jahr 975, gründete Bischof Wolfgang eine eigene Domschule, die neben dem allgemeinbildenden unterricht besonderen Wert auf die musikalische Aus- bildung legte. Den Schülern war der liturgische Gesang in der Bischofs- kirche übertragen. Bis heute liegt die Hauptaufgabe der Regensburger Domspatzen in der musikalischen Gestaltung der Gottesdienste im Regensburger Dom. Wäh- rend der Schulzeit und an den Hochfesten der Kirche singen sie dort jeden Sonntag. neben dem Chor des Domkapellmeisters gibt es zwei weitere Chöre mit je eigenen Chorleitern. Das umfangreiche musikalische Reper- toire der Domspatzen reicht von den ältesten Gesängen der Kirche, dem Gregorianischen Choral, über die Vokalpolyphonie des 16. Jahrhunderts (mit Werken von Palestrina, di Lasso und Hassler), den Barock und die Romantik bis hin zum Volkslied und Werken zeitgenössischer Komponis- ten. Seit September 2019 ist Christian Heiß der neue Domkapellmeister in Regensburg. Heiß ist 52 Jahre alt und war selber Domspatz. er absolvierte nach dem Abitur das Studium der Kirchenmu- sik mit dem Fach Orgel an der Musikhochschule in München, unter anderem bei Franz Lehrn- dorfer. Seine Studien beendete er mit dem Kir- chenmusik-A-Diplom und demMeisterklassen- diplom in Orgel. 1999 wurde er zum Domorga- nisten in eichstätt berufen. 2002 wechselte er in der nachfolge von Professor Wolfram Men- schick in das Amt des eichstätter Domkapell- meisters. In dieser Funktion leitete er die Chöre der eichstätter Dommusik (Domchor, Schola Gregoriana und Jugendkantorei). Zusätzlich trug er als Diözesanmusikdirektor und Leiter des Amtes für Kirchenmusik die Verantwortung für die diözesane Kirchenmusik im Bistum eich- stätt. Das Singen imChor des Domkapellmeisters und den beiden anderen Chören mit jeweils eigenem Chorleiter ist für die Regensburger Domspatzen eingebunden in die Bildungsaufgabe des Gym- nasiums, das die Domspatzen als Internats-, Tages- oder Stadtschüler besuchen. Die Grundlagen für die Ausbildung zum Domspatz werden bereits im Kindergarten-Alter gelegt und in „Vor- chören“ im Haus und an Schulen der Region entwickelt. Im Rahmen der Tage Alter Musik Regensburg konzertierten die Regens- burger Domspatzen in den vergangenen fünfunddreißig Jahren mit La Grande ecurie et la Chambre du Roy (1986), Musica Florea (2000), Aka- demie für Alte Musik Berlin (2004, 2008, 2010, 2012), L’Orfeo Barockor- chester (2009, 2015, 2016, 2017), Concerto Köln (2007, 2011, 2013, 2018) und der Hofkapelle München (2019). Die Hofkapelle München gilt heute als wichtigstes ensemble für histori- sche Aufführungspraxis im süddeutschen Raum und hat sich seit ihrer neuformierung im Jahr 2009 unter der Leitung des Barockgeigers und Dirigenten Rüdiger Lotter einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Künst- lerpersönlichkeiten wie Reinhard Goebel, Alessandro de Marchi, Dorothee Oberlinger, Hille Perl, Christiane Karg, Lawrence Zazzo und Vivica Genaux arbeiteten mit der Hofkapelle München zusammen. Das Orchester konzertiert auch mit Gesangsensembles und Chören wie dem Tölzer Kna- benchor und dem Chor des Bayerischen Rundfunks. Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit ist die Wiederaufführung des reichen Schatzes bay- erischer Musikgeschichte. Auch an Repertoireauswahl und Realisierung von Opernproduktionen des 17. und 18. Jahrhunderts ist die Hofkapelle München in Kooperation mit der Bayerischen Theaterakademie August everding regelmäßig beteiligt. 2012 wurde das Orchester zusammen mit dem Countertenor Valer Sabadus für die einspielung der CD „Hasse relo- aded“ mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Die einspielung der „Sechs Brandenburgischen Konzerte“ von Bach im Jahre 2013 war ebenfalls äußerst erfolgreich. Im Oktober 2014 erschien die Solo- CD „Le belle immagini“ des Countertenors Valer Sabadus bei Sony Clas- sical mit der Hofkapelle München unter der musikalischen Leitung von Alessandro de Marchi. Sie wurde mit dem echo Klassik 2015 in der Kate- gorie „Solistische einspielung des Jahres“ ausgezeichnet. Im September 2015 erschien die CD „Angel Devil Priest“ mit Violinkonzerten von Loca- telli, Leclair und Vivaldi, in welcher die französisch-armenische Geigerin Chouchane Siranossian abwechselnd mit Rüdiger Lotter die Solo-Partien übernimmt. Mit den Regensburger Domspatzen konzertiert die Hofkapelle München nach 2019 zum zweiten Mal. Seit 2009 ist rüdiger Lotter künstlerischer Leiter der Hofkapelle München. Als einer der interessantesten und vielseitigsten Barockgeiger seiner Gene- ration macht er sich im Bereich der historischenAufführungspraxis inzwi- schen auch als Dirigent einen namen. Seine Interpretation der Branden- burgischen Konzerte, die er mit der Hofkapelle München für Sony Music 2013 vorlegte, wurde von der Fachpresse mit Lob überschüttet. Von 2011 bis 2014 war Rüdiger Lotter künstlerisch verantwortlich für die Barock- produktionen mit dem Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele. Seit 2013 wird Rüdiger Lotter auch vom Festival „Styriarte“ in Graz regel- mäßig eingeladen, ummit dem dortigen Orchester zu arbeiten. Als künst- lerischer Leiter der Hasse-Gesellschaft München setzt er sich zudem inten- siv für die Wiederentdeckung des Werks von Johann Adolph Hasse ein. 2011 wurde auf seine Initiative hin Hasses Oper „Didone Abbandonata“ imMünchner Prinzregententheater wieder aufgeführt. Als Solist oder mit seinem Kammerensemble Lyriarte tritt er regelmäßig bei allen wichtigen Festivals im deutschsprachigen Raum auf. Auch seine bei Oehms-Classics erschienenen Solo-CDs wurden von der internationalen Fachpresse begei- stert aufgenommen. Für seine CD „Biber-Berio“ wurde Rüdiger Lotter nicht zuletzt aufgrund der innovativen Programmkonzeption ein großes Medienecho zuteil. er erhielt mehrere Auszeichnungen, so beim renom- mierten Wettbewerb „Premio Bonporti“ in Rovereto (Italien) und beim internationalen Heinrich-Schmelzer-Wettbewerb in Melk (Österreich). Die Sopranistin Katja Stuber wurde in Roding in der Oberpfalz geboren, studierte an der Hochschule für Musik und Theater München bei Christian Gerhaher sowie in Saarbrücken bei Ruth Ziesak. In der Spielzeit 2009/2010 war sie am Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz engagiert. Von 2014 bis 2017 war sie ensemblemitglied im Staatstheater Darmstadt. Im Som- mer 2011 feierte Katja Stuber ihr viel beachtetes Debüt als „Junger Hirt“ in Richard Wagners „Tannhäuser“ bei den 100. Bayreuther Festspielen Christian Heiß Domkapellmeister Rüdiger Lotter Konzertmeister Hofkapelle München Foto: Isabella Bison

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