Tage Alter Musik – Programmheft 2022

louze, indem er vier Messen mit unterschiedlicher Färbung geschrieben hat, daran gedacht hat, wann und wie man sie einsetzen könnte. Schließlich haben wir uns sogar in die Komponistenwerkstatt von Titelouze gewagt, indem wir in der Missa Cantate beim Agnus Dei, das normalerweise dreimal wiederholt wird, aus demMittelteil vier Teile gemacht haben, um die Verschlingungen und gegenseitige ergänzung der einzelnen Stimmen zu zeigen. Anmerkungen zu den übrigen Komponisten und Werken des Programms: André-Danican Philidor gehörte wie Couperin zu einer Dynastie von Musikern im Dienste König Ludwigs XIV. André-Danican Philidor der Ältere war Musiker der drei wichtigsten Institutionen des höfischen Lebens: des Großen Königlichen Marstalls, der Kapelle und der Kammer, aber er verwaltete auch die Musikbibliothek des Königs. Folglich wurde auch durch ihn oder unter seiner Leitung das höfische Musikrepertoire kopiert. Von den 60 Bänden, die sein Atelier kopierte, sind uns 38 erhalten geblieben. Darin findet sich die Musik seiner epoche (Lully, La Lande usw.), aber auch die der „Alten“ aus der Regierungszeit Heinrichs IV. oder Ludwigs XIII. wie die Pavane, die zur Hochzeit des jungen Ludwig XIII. mit Anna von Österreich gespielt wurde. Da eustache Du Caurroy 1609 starb, also ein Jahr vor der Thronbesteigung Ludwigs XIII. ist dieser Musiker, der im Dienst der drei aufeinanderfolgenden Könige Karl IX., Heinrich III. und Heinrich IV. stand, hier genau am richtigen Platz. Tatsächlich versichert der Theoretiker Marin Mersenne, Verfasser von L´Harmonie universelle (1636), dass „alle Komponisten Frankreichs ihn als ihren Meister sehen“. ein großer Teil seiner Werke, die postum im Jahr seines Todes veröffentlicht wurden, rechtfertigen seine Präsenz in diesem Programm. Wenn Du Caurroy vor allem wegen seiner Missa pro defunctis bekannt geworden ist, die in der Folgezeit bei königlichen Bestattungen gespielt wurde, hinterlässt er uns doch auch andere Werke wie z. B. vier Te Deum-Vertonungen. Heinrich III. bestellte für einen seiner Siege 1587 ein Te Deum und seitdem wurde diese Hymne gewählt, um demAllmächtigen, dem Gott der Armeen, zu danken, umso mehr, da dieser Text es erlaubt, die göttliche natur des Königs zu überhöhen. Das sechsstimmige Te Deum, das wir spielen, ist das überzeugendste und findet sich am ende des ersten Buchs der Preces Ecclesiasticae (1609). Der gregorianische Gesang ist die tragende Säule dieses responsorialen Werkes: die einzige Solostimme alterniert mit der Polyphonie, die ihrerseits im Großen und Ganzen nicht die Stimmlage des Tenors verlässt. es war in Paris, wo Charles Guillet aus Brügge (†1654) seine 24 Fantasies publizierte, in denen er seine Beherrschung des Kontrapunkts zeigte. Vierteilig als Instrumentalmusik oder für Orgel arrangiert, wurden sie von eustache du Caurroy sehr geschätzt. Guillaume bouzignac (im Languedoc um 1587 - vermutlich in ClermontFerrand nach 1643) hinterließ seine Partituren ausschließlich als Manuskripte und genoss nicht die Gunst der Musikdrucker. nach seiner Ausbildung an der Singschule von narbonne wurde er Vikar. Je nachdem, welche Stelle er gerade annahm, reiste er als Sänger oder Musikmeister in Frankreich umher. Die Motette Cantate Domino ist eigentlich eher ein Dialog über die eroberung Von La Rochelle durch Ludwig XIII. im Jahr 1628, auch wenn Richelieu in ihr die Hauptfigur ist. Der Wechsel zwischen den Sängergruppen in einem Frage- und Antwortspiel ist das Hauptcharakteristikum dieses Gelegenheitswerks. Andere atmosphärische Stimmungen zeigen die sehr meditative Motette In pace in idipsum und das stark italienisierende O mors ego mors tua. Zu Beginn des Jahres 1627 wurde Étienne Moulinié (Laure Minervois 1599–?1676) unter anderemMusikdirektor unter dem ungestümen Gaston d´Orléans, dem Bruder des Königs. Seine Motette Fulcite me floribus, in der die Stimmen einen Dialog führen, ist Teil der Marienverehrung, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine Blüte erlebte. König Ludwig XIII. hatte nämlich in einem Gelübde Frankreich als Dank für die Geburt des Thronfolgers, des künftigen Ludwig XIV., unter den Schutz der Jungfrau Maria gestellt. In dieser epoche setzte man auch das Domine salvum fac regem (Herr, beschütze den König) systematisch an das ende aller Gottesdienste. Die Komponisten unter der Herrschaft König Ludwigs XIII. hatten hier ihre Hausaufgaben zu machen, indem sie ihre eigene Version schrieben. Diejenige, die uns erhalten geblieben ist, ist keine andere als das Werk von Antoine boesset (Blois 1587 – Paris 1643), des „Oberintendanten der Kammermusik des Königs“. Autor: Thomas Van Essen Übersetzung und Lektorat: Christina & Hannsjörg Bergmann, Angelina Sowa 16 TAGe ALTeR MUSIK ReGenSBURG Konzert 2 CD: Les Meslanges – Les Messes retrouvées de Jehan Titelouze Vol. 1 CD: Les Meslanges – Les Messes retrouvées de Jehan Titelouze Vol. 2 Die Belagerung von La Rochelle durch Truppen des französischen Königs Ludwig XIII. begann am 4. August 1627 und endete am 28. Oktober 1628 mit der Kapitulation, Anonym 17. Jahrhundert

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