Tage Alter Musik – Programmheft 2022

31 TAGe ALTeR MUSIK ReGenSBURG Konzert 6 David Skinner, der charismatische Leiter von Alamire, zählt zu den Musikern, die ständig nach Unentdecktem suchen, und dafür ist er in england natürlich hervorragend positioniert! Ganze Sammlungen oder Unbekanntes aufzuspüren war schon immer seine Stärke, und die Zahl der mit diesen Funden veröffentlichten CDs ist sowohl ihrer Anzahl wie auch ihrer Qualität nach sehr beeindruckend. Mittlerweile sind 11 CDs beim britischen Label Obsidian erschienen. Die CD „The Spy’s Choirbook“ mit musikalischen Meisterwerken des französischen und franko-flämischen Repertoires wurde in england mit dem Gramophone Award ausgezeichnet. Beim neuen britischen Label Inventa erschienen bisher zwei Doppel-CDs: 2019 eine mit Werken von Hieronymus Praetorius und 2021 eine mit Werken von William Byrd. Der namenspatron des Vokalensembles Alamire ist Petrus Alamire, der wohl eine der schillerndsten Figuren der Renaissance war. er machte an verschiedenen europäischen Höfen als notenkopist, Buchmaler, Diplomat und auch als Spion für Heinrich VIII. Karriere. Sein selbstgewähltes Pseudonym „Alamire“ leitet sich vom Ton „a“ und drei Solmisationssilben (LaMi-Re) ab. Das opulente, reich illustrierte Chorbuch „Royal MS 8.g.vii.“ gilt als eine der schönsten Musikhandschriften des frühen 16. Jahrhunderts. es entstand in der Werkstatt des Petrus Alamire, der es sehr wahrscheinlich 1516 Heinrich VIII. zum Geschenk machte. David Skinner gründete 2005 zusammen mit Kollegen das Vokalensemble Alamire. Schwerpunkt seiner Arbeit mit exzellenten Sängerinnen und Sängern ist die erforschung und praktische Aufführung der englischen Vokalmusik zwischen 1400 und 1650. neben seiner intensiven Chorarbeit übt David Skinner das Amt des Musikdirektors am Sidney Sussex College in Cambridge aus. 2018 gastierten Alamire und das english Cornett and Sackbut ensemble unter der Leitung von David Skinner mit dem Programm „The Spy’s Choirbook“ erstmals bei den Tagen Alter Musik. Das english Cornett and Sackbut ensemble ist eines der führenden AlteMusik-ensembles seines Genres in england. Seit seiner Gründung 1993 ist es auf vielen Festivals in Großbritannien aufgetreten, u.a. beim BathFestival und beim York early-Music-Festival. Das ensemble gastierte häufig in der Londoner Wigmore Hall, bei den Konzerten in St. John’s Smith Square und bei den BBC Proms Konzerten in der Royal Albert Hall. Mit I Fagiolini hat das ECSE mehrere CDs veröffentlicht (u. a. das Album: Monteverdi: The other Vespers und Striggio: Mass in 40 parts). Das English Cornett and Sackbut Ensemble gastierte 2010 zusammen mit dem ensemble Plus Ultra unter der Leitung von Michael noone erstmals bei den Tagen Alter Musik. zum Programm: Hieronymus Praetorius Als erste bedeutende erscheinung in der musikgeschichtlichen Frühzeit der Stadt nahm Hieronymus Praetorius (1560–1629) aus Hamburg zu Beginn des 17. Jahrhunderts unter den Musikern in norddeutschland eine überragende Stellung ein. Auf ihn folgten andere herausragende Komponisten wie Heinrich Scheidemann (1595–1663), Thomas Selle (1599–1663), Matthias Weckmann (1616–1674) und Christoph Bernhard (1628–1692) sowie im 18. Jahrhundert Georg Philipp Telemann (1681–1767) und Carl Philipp emanuel Bach (1714–1788). Während seiner Zeit als Organist der bedeutenden Jacobikirche in Hamburg von 1586 bis 1629 komponierte Praetorius einige hundert lateinische und deutsche Motetten zu fünf bis zwanzig Stimmen (ein bis vier Chöre), sechs Messen und neun Magnificat für zwei Chöre. Zwischen 1599 und 1625 gab Praetorius selbst eine Sammlung dieser Kompositionen in einer fünfbändigen edition von acht Stimmbüchern mit fakultativem Generalbass unter dem Titel Opus musicum heraus. Der Kernbestand seiner Orgelwerke ist in der Orgeltabulatur (Hamburg, 1611) in Visby erhalten. Vor allem wegen seiner frühen Beiträge zum deutsch-venezianischen Stil der David Skinner, Leitung Foto: Clive Barda Hugh Rowlands, Orgel Hieronymus Praetorius: Cantiones Variae, 1618

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