Tage Alter Musik – Programmheft 2022

37 TAGe ALTeR MUSIK ReGenSBURG Konzert 7 ums widmete er sich der erforschung, Herausgabe undAufführungspraxis der portugiesischen Musik des 16. und 17. Jahrhunderts, während er gleichzeitig den Master für Musik an der Universität von Aveíro absolvierte. Gegenwärtig ist er Student für Kunst und Musik an der Universität von Coïmbra und hat eine Forschungsstelle an der dortigen Fakultät für Klassische und Humanistische Studien inne. Luís Toscano ist leitender Direktor und Mitglied von Cupertinos. Außerdem ist er Mitbegründer von La Farsa und Mitglied des Grupo de Fado Aeminium, der Ars Nova Copenhagen, der Capela Gregoriana Psalterium und des Coro Casa de Música. Zudem arbeitet er regelmäßig mit weiteren Gruppen aus england, Dänemark, Spanien und Portugal zusammen. zum Programm: Manuel Cardoso (1566-1650) ist zweifellos einer der bekanntesten und gefeiertsten portugiesischen Musiker aller Zeiten. neben Komponisten wie Pedro de Christo (ca. 1550 – 1618), Duarte Lobo (ca. 1565 – 1646) oder Filipe Magelhães (ca. 1571 – 1652) repräsentiert er beispielhaft, was als das „Goldene Zeitalter“ der portugiesischen Musik bekannt und während des 16. und 17. Jahrhunderts meisterhaft ausgestaltet wurde. In Fronteira geboren, begann Cardoso seine musikalischen Studien Mitte der 1570er Jahre an der Chorknabenschule der Kathedrale von Évora (Colégio dos Moços do Coro da Sé de Évora) – einem der produktivsten musikalischen Ausbildungszentren jener Zeit - , wo vermutlich Manuel Mendes (1547 – 1605) sein Lehrer war. 1588 trat er in Lissabon in den Karmeliterorden ein, in dem er Organist und Kapellmeister wurde; diese Stelle sollte er sechs Jahrzehnte lang innehaben. Manuel Cardoso wurde Zeit seines Lebens für sein hingebungsvolles Wirken und sein großartiges musikalisches Talent bewundert und geachtet, Qualitäten, die er in seinen besonders ausdrucksstarken Kompositionsstil einfließen ließ und die sich bei einigen höchst dramatisch vertonten liturgischen Texten verdichteten. Seit seinenAnfängen hat das ensemble Cupertinos Manuel Cardoso seine besondere Aufmerksamkeit gewidmet, was durch die Aufführung von beinahe 50 seiner Werke während des letzten Jahrzehnts und die weithin gefeierte CD-Monographie „Cardoso: Requiem, Klagelieder, Magnificats und Motetten“ belegt ist. Diese Werke repräsentieren eine Auswahl aus den fünf Büchern von Cardosos Polyphonie, erschienen in Lissabon 1613 und 1648, eine großartige Leistung, die in Portugal zu Cardosos Lebzeiten kein zweites Mal erreicht wurde. Das Programm des heutigen Abends stützt sich gänzlich auf drei dieser fünf Bücher. Das erste Buch, Canticae Beatae Mariae Virginis (1613), ist eine Sammlung von Fassungen des Magnificats (Lobgesang Marias), das zum Kern des täglichen Veper-Gottesdienstes gehört. In Magnificat secundi toni setzt Cardoso die Liedmelodie in der zweiten Kirchentonart als Cantus firmus mit lang gehaltenen noten in die beiden Oberstimmen und gibt damit den tieferen Stimmen ein strukturelles Fundament für die Ausschmückung. Cardoso widmete sein zweites Buch, Missae quaternis, quinis et sex vocibus. Liber primus (1625) seinemMäzen, demHerzog von Bragança, dem späteren König João IV. von Portugal, als das Land 1640 seine Unabhängigkeit von Spanien wiedererlangt hatte. Dieses Buch enthält die sechsstimmige Motette Sitivit anima mea, eines der bekanntesten und meistgesungenen Werke Cardosos. neben der Widmung für den künftigen König legt der Text, in dem es um die Sehnsucht nach Freiheit und um die erwartung der Ankunft des erlösers geht, die Interpretation als einen Ruf nach der Unabhängigkeit Portugals nahe. Die meisten Stücke in diesem Programm gehören zur Liturgie der Adventszeit und sind im Livro de varios motetes, officio da semana santa e outras cosas (1648) enthalten, das erneut König Jão IV., inzwischen im achten Jahr seiner Regierung, gewidmet ist. Die Motetten für die vier Adventssonntage – Amen dico vobis, Cum audisset Ioannes, Ipse est und Omnis vallis -, die den Weg zur Missa Dominicarum Adventus bereiten, sind Kleinode, deren poetische Formmit auffallenden musikalischen eigenheiten umgesetzt wird. Auf sie folgt mit Quid hic statis? eine längere fünfstimmige Motette für Septuagesima, deren Text auf dem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg basiert. Tua est potentia, das zweite Stück im Livro de varios motetes, zeigt eine ungewöhnlich reichhaltige sechsstimmige Struktur mit doppelten Sopran- und Bassstimmen. es scheint, als hätte Cardoso diesen Text, der die Macht Gottes veranschaulicht, gewählt, um die neugewonnene Unabhängigkeit Portugals zu feiern und eine weitere Lobeshymne auf seinen Regenten, Freund und Förderer König João IV. zu singen. Autor: Luís Toscano Übersetzung & Lektorat: Christina & Hannsjörg Bergmann CUPertInoS eva braga Simões, Joana Castro, raquel Mendes Sopran Gabriela braga Simões, Maria bustorff Alt Luís toscano, André Lacerda Tenor Pedro Silva, nuno Mendes, Pedro Lopes Bass AUSFüHrenDe MAnUeL CArDoSo (1566–1650) „SItIVIt AnIMA MeA“ – MISSA „DoMInICArUM ADVentUS et qUADrAGeSIMAe“ & Motetten Asperges me 4-stimmig Amen dico vobis 4-stimmig Cum audisset Ioannes 4-stimmig Ipse est 4-stimmig Omnis vallis 4-stimmig Quid hic statis 5-stimmig Missa Dominicarum Adventus et quadragesimae Kyrie 4-stimmig Credo 4-stimmig Sanctus & Benedictus 4-stimmig Agnus Dei 4-stimmig Tua est potentia 6-stimmig Magnificat secundi toni 4-stimmig Sitivit anima mea 6-stimmig Konzertdauer: ca. 70 Minuten (keine Pause) ProGrAMM CD: Cupertinos – Manuel Cardodo: Requiem & Motetten

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