47 TAGe ALTeR MUSIK ReGenSBURG Konzert 9 zum Programm: „the French Connection“: Französischer einfluss im italienischen trecento Dieses Programm geht der Verschmelzung mittelalterlicher Musikkulturen an einemWendepunkt nach: Zwar nahmen amÜbergang zum 15. Jahrhundert italienische Komponisten den französischen einfluss und die Ars subtilior mit offenen Armen auf, doch hatte bereits vorher eine begrenzte Anzahl von Liedern aus dem frühen 14. Jahrhundert Anleihen bei der französischen Musikpraxis genommen oder diese zitiert, ohne dabei den genuin italienischen Charakter aufzugeben. Contrafacta, Wortspiele und das Auftauchen französischer Texte in Liedern, die hinsichtlich des Kompositionsstils ansonsten „typisch italienisch“ sind, deuten auf eine frühere Ankunft des französischen Stils im Italien des 14. Jahrhunderts hin. Besonders einige anonyme Stücke aus dem frühen Repertoire des 14. Jahrhunderts verwenden einen französischen Text oder Titel, ohne dabei ihre italienische Herkunft zu verleugnen. Quand ye vois le duz tens ist eines dieser seltenen Beispiele eines Caccia-Madrigals mit einem französischen Text, und der Titel des Virelai Gi port emiebramant (Je porte emieblemant) von Donato da Firenze (Hauptschaffenszeit 1350–1370) ist ein Beweis für eine relativ frühe französische Inspiration, obgleich der Text fehlt. Quand´ Amor gli occhi von Giovanni da Firenze, eine Kontrafaktur des französischsprachigen Liedes Souveigne vous mit italienischem Text ist der ungewöhnliche Fall eines direktenAustausches zwischen den beiden Musikkulturen dieser Zeit. In der Form verwandt ist das einzigartige Gaiete dolci parolete, dessen möglicher französischer einfluss leicht übersehen werden könnte: dieses Lied folgt nicht streng der Rondeau-Form nach französischem Stil, nimmt aber mit der Abfolge AbaAab eine ähnliche Form an und ist damit das einzige erhaltene Lied dieser Art, wie die Theoretiker des italienischen Trecento Antonio da Tempo und Gidino da Sommacampagnia darlegen. Grace Newcombe, Leitung Foto: Jacob Mariani
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