Tage Alter Musik – Programmheft 2022

5 TAGe ALTeR MUSIK ReGenSBURG Grußworte Grußworte Regensburg ist eine Stadt voller Seltsamkeiten. eine der größten, neben den seit 1984 abgehaltenen Tagen Alter Musik, ist die 24 Jahre alte Gedenktafel der griechischen Stadt nafpaktos vulgo Lepanto für Regensburgs berühmtesten Krieger Juan d`Austria, die einheimische Barbara Blomberg hat ihn zusammen mit Kaiser Karl V. intra muros gezeugt. Juan, so schreiben die nafpakteten, habe 1571 in der Seeschlacht von Lepanto wie „Themistokles vor Salamis“ europa gerettet. Das ist europäische Kriegsgeschichte. Jetzt herrscht wieder Krieg in europa, kein halbwegs sensibler Mensch kann sich vor dessen Verheerungen, Mördereien und Vergewaltigungen verschließen, und niemand wird den realen Krieg mit der harmlosen Battaglia des Salzburger Hofkomponisten Ignaz Franz Biber verwechseln. Auch in den Konzertsälen ist der Frieden mit Putins Krieg gegen die Ukraine dahin, niemand kann sich mehr ganz auf die Musik konzentrieren. Die Hl. Messe schließt in Vertonungen mit der Friedensbitte „Dona nobis pacem“, das Kriegerlied „L`homme armé“ war noch zu Zeiten Karls V. eine beliebte Vorlage für solche Vertonungen. All dies wird jetzt anders gehört, der reale Schrecken intensiviert das Hören von Musik, die ihrerseits befragt wird, ob sie angesichts des Metzelns eine Berechtigung hat und Relevanz, ob sie existentiell wichtig oder nur ein Schnörkel ist, der champagnergleich das Leben aufschäumt. Die Cembalistin Zuzana Růžičková hatte vier Konzentrationslager überlebt, sie wurde dennoch Musikerin. Doch Beethoven und dessen Wut und Schreien wider die Missstände der Welt waren ihr nicht genug. Mit Johann Sebastian Bach aber war das eine andere Sache, dessen Vertrauen in eine Ordnung über den Menschen gab ihr Trost. So werden das viele Menschen empfinden, gerade „in tempore belli“. Bach, kein Pathos, wird seiner Wirkmächtigkeit gerecht, ist der Drehpunkt der Musikgeschichte. Alles Komponieren davor mündet in ihn, alles Komponieren danach arbeitet sich ab an ihm. Das Komponieren bis zu Bach ereignet sich in entlastender Ich-Ferne, es stellt den Schwund und den Tanz über das Wollen und Müssen und Bekennen und bietet so dem Hörer auch Trost. Diese Musik ist das angestammte Thema der Tage Alter Musik, die ihren Radius bis zur Wiener Klassik ausgeweitet haben, aber immer noch ihrem Impetus einer archäologischen Avantgarde folgen, gern alte unbekannte Komponist(inn)en von jungen Musiker(inn)en spielen lassen. Auf dass die Welt getröstet werde und die Haudraufs à la Juan d`Austria nicht das letzte Wort haben mögen. Reinhard J. Brembeck, Redakteur, Süddeutsche Zeitung Musik an historischen Stätten zu hören, ist immer etwas Besonderes. Und Alte Musik in Regensburg zu hören, ist eine besonders schöne Kombination. Die „Tage Alter Musik“ bieten vom 3. bis 6. Juni 2022 musikalische Höhepunkte vom Mittelalter bis zur Klassik. Das Festival hat sich seit seiner Gründung zu einem kulturellen Markenzeichen Regensburgs entwickelt und zieht jedes Jahr Menschen aus der ganzen Welt an. Als 1984 die erste Konzertreihe stattfand, starteten die Organisatoren mit nur sechs Künstlern, bzw. ensembles, aus drei Ländern und fünf Konzerten. Seitdem ist das Festival, was seine Größe und die Anzahl der Teilnehmenden angeht, stetig gewachsen. Heute würde man für die Initiatoren der „Tage Alter Musik“ neudeutsch das Wort entrepreneur benutzen. Der Wunsch, während des Studiums bereits ein solches Festival professionell auf die Beine zu stellen und es nachhaltig zu einer der renommiertesten Veranstaltungen weiterzuentwickeln, ist bewundernswert und ein echter Gewinn für unsere Stadt. Mein Dank gilt daher den Veranstaltern, den Organisatoren und natürlich auch allen Mitwirkenden, die seit vielen Monaten schon in die Planung des diesjährigen Festivals mit Tagung und Ausstellung einbezogen sind. Traditionell wird das Festival mit einem Konzert der Regensburger Domspatzen eröffnet. Diesmal stehen Chorwerke von W.A. Mozart im Vordergrund des eröffnungskonzertes, ergänzt durch die Sinfonie nr. 67 G-Dur von Christian Cannabich. Die historischen Stätten in Regensburg als Konzertorte tragen zum Charme des Festivals bei. Für alle, die tiefer in die Materie einsteigen möchten, gibt es bei drei Konzerten eine einführung durch das Institut für Musikwissenschaft der Universität Regensburg. Die über 1.000 Quadratmeter große internationale Verkaufsausstellung im historischen Salzstadel an der Steinernen Brücke ist für die ganze Familie ein spannender Ort, kann man hier doch nachbauten historischer Musikinstrumente bewundern, noten und CD’s erwerben und sich mit anderen Musikbegeisterten austauschen. Knapp 50 Aussteller aus dem In- undAusland konnten hierfür gewonnen werden. Liebes Publikum, liebe Musikerinnen und Musiker, liebe Festgäste, seit Beginn der Pandemie haben wir Kunst und Kultur schmerzlich vermisst. Umso mehr wünsche ich Ihnen nun wunderbare Musikerlebnisse und Tage voller außergewöhnlicher Klangmomente. Freuen Sie sich auf Konzerte, Veranstaltungen sowie Ausstellungen im Salzstadel, der Basilika am Alten Kornmarkt, der Minoritenkirche, der Basilika St. emmeram, der Schottenkirche St. Jakob, dem Dom St. Peter, dem Theater am Bismarckplatz, der Dreieinigkeitskirche sowie dem Reichssaal im Alten Rathaus. Tauchen Sie ein in die spannende Geschichte der Musik und genießen Sie dieses außergewöhnliche Festival! Gertrud Maltz-Schwarzfischer Oberbürgermeisterin der Stadt Regensburg In der Universitätsstadt Regensburg bewegt man sich ganz selbstverständlich zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, das verdeutlicht nicht zuletzt die Steinerne Brücke als zentraler Treffpunkt der Jungen und Junggebliebenen. DieAltstadt der UneSCO-Weltkulturerbestadt ist nicht nur denkmalgeschütztes ensemble und kulturelles Zentrum, sondern auch Ausgehviertel amPuls der Zeit. AmPfingstwochenende verdichtet sich dieses besondere Flair alljährlich auf besondere Weise, denn mit den Tagen Alter Musik wird hier eine inspirierende musikalische Brücke in die Vergangenheit geschlagen. Das renommierte Festival ist längst zum festen Bestandteil und Markenzeichen des Regensburger Kulturlebens geworden und sein Ruf reicht weit über die Mauern der Stadt. Traditionell und innovativ zugleich erklingen Werke verschiedener epochen, vomMittelalter bis zur Romantik, mit dem Ziel, im Alten das neue zu entdecken. Zahlreiche historische Spielorte schaffen dafür eine ganz besondere Atmosphäre und ermöglichen eine einmalige Verbindung zur historischen Aufführungspraxis. Die Konzertbesucherinnen und -besucher erwartet ein reichhaltiges Programm, das mit dem hohen künstlerischen Anspruch einer lebendigen Aufführungsästhetik großartigen Musikgenuss verspricht. Herzlichen Dank an alle, die mit ihrem engagierten einsatz die „Tage Alter Musik“ in Regensburg möglich machen. es freut mich, dass auch der Freistaat Bayern das Festival seit vielen Jahren als verlässlicher Partner finanziell unterstützen kann und ich wünsche dem Publikum viele unbeschwerte musikalische erlebnisse. Viel Freude beim eintauchen in die wunderbare Welt der Alten Musik! Markus Blume Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Foto: Baltasar Christian elias Brembeck Foto: StMWK/Böttcher

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