Tage Alter Musik – Programmheft 2022

51 TAGe ALTeR MUSIK ReGenSBURG Konzert 10 Außerdem arbeitet Clematis regelmäßig mit anderen ensembles unter der Leitung von Leonardo Garcia Alarcon zusammen wie Capella Mediterranea und Choeur de Chambre de namur, darunter die aktuelle einspielung von Canticum Canticorum von Orlando di Lasso. Die Anzahl der Mitglieder von Clematis variiert abhängig von den erfordernissen der Werke; alle Mitwirkenden gehören führenden ensembles für Barockmusik in ganz europa an. In variierender Besetzung kann Clematis auf Konzerte in ganz europa, Israel, Südamerika und Russland zurückblicken. zum Programm: Der Stylus fantasticus stellt eine Besonderheit der deutschen Instrumentalmusik des 17. Jahrhunderts dar und resultiert aus den einflüssen der kontrastreichen Virtuosität italienischer Musik. David Pohle, ein Schüler von Schütz, demonstriert diesen Stil in seinen Sonaten für großes ensemble. Was in seinen Kompositionen überrascht, sind die formale Freiheit und die Virtuosität, mit der er die Instrumentalstimmen behandelt. Mit dem Stylus fantasticus verbindet sich außerdem noch ein gewisser Hang zu stravaganze, wie er sich schon im berühmten Capriccio Stravagante zeigt, das der italienische Violinist Carlo Farina in Dresden publizierte. In den Kontext verschiedenster Fragmente, die überwiegend aus dem Bereich der Tänze stammen, reihen sich auf höchst überraschende Weise alle möglichen Imitationen ein – seien es andere Musikinstrumente (z. B. Querpfeifen, Trompeten, Trommeln, Pauken, Orgel, Gitarre, Drehleier …) oder Tierlaute (etwa von Hühnern, Katzen, Hunden oder verschiedenen Vögeln). Dresden war im Deutschland des 17. Jahrhunderts unbestritten die Stadt mit der bekanntesten Violin- „Schule“. Der erste Virtuose, der dort auf sich aufmerksam machte, war Carlo Farina. ende des 16. Jahrhunderts in Mantua geboren, war er sicherlich im Umfeld von Claudio Monteverdi als Musiker aktiv. Zu Beginn der 1620er Jahre ließ er sich in Dresden nieder, wo er durch die Vermittlung von Heinrich Schütz als Violinist an den königlichen Hof kam. Innerhalb kürzester Zeit, zwischen 1626 und 1628, wurden fünf Bände seiner Instrumentalmusik veröffentlicht. Wenn man die Vorsatzblätter dieser Ausgaben studiert, hat man den eindruck, dass das Ganze direkt aus dem Bereich der Tanzmusik kommt, von der vorher schon die Rede war: Pavanen, Gagliarden, Brandos, Maskeraden, Französische Arien…, aber am ende dieser Liste von Tänzen, die alle italienische Titel tragen, tauchen auch die Begriffe Sonata und Canzona auf. Wenn auch die viersätzigen Suiten an diesen fünf Büchern einen bedeutendenAnteil ausmachen, muss man anerkennen, dass sich ihr Stil doch stark von dem unterscheidet, was vorher in Deutschland veröffentlicht worden ist; in vielerlei Hinsicht findet man hier die Spuren einer ideenreichen, originellen, manchmal außergewöhnlichen Handschrift, die man gerne mit dem Begriff „barock“ verbindet. Man muss sich aber auch darüber im klaren sein, dass es die Musik eines Violinisten ist, der sein Können zur Geltung bringen will. Die herausragende Stellung der ersten Violine ist noch deutlicher in der zweifellos bekanntesten Komposition von Farina, dem Capriccio Stravagante. es findet sich im zweiten Band und ist in Farinas Œuvre einzigartig. Kein anderes Werk Stéphanie de Failly, Violine und musikalische Leitung Foto: Baptiste Millot Die Neue Residenz in Halle im 17. Jahrhundert, Hof des Herzogs August von Sachsen und eine der ältesten Spielstätten der frühdeutschen Oper Carlo Farina: Ander Theil Newer Paduanen etc., Titelseite

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