Tage Alter Musik – Programmheft 2022

63 TAGe ALTeR MUSIK ReGenSBURG Konzert 13 die Violinkonzerte von Jean-Marie Leclair (Volume I, II und III) mit dem La Cetra Barockorchester Basel und Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ mit dem ensemble Musica Fiorita. Im Januar 2021 hat das Label Glossa ihre Gesamteinspielung aller Sonaten und Partiten für Solovioline von J.S. Bach veröffentlicht. Diese Aufnahme erhielt den Diapason d’Or de l’année 2021. Ihre musikalischen Kenntnisse gibt Leila Schayegh als Professorin an der Schola Cantorum Basiliensis weiter, wo sie seit 2010 als nachfolgerin von Chiara Banchini eine Violinklasse leitet. Im heutigen Konzert spielt Leila Schayegh auf einer Guarneri-Geige von 1675. zum Programm: Wege zu bach Als Jugendliche hörte in meinem Kopf das Repertoire unterhalb von Bach auf, bis ich die Rosenkranzsonaten von Biber entdeckte - auf moderner Geige! Doch erst mit dem Interesse für das historische Pendant meines Instruments wurde mir bewusst, dass ein gewichtiges Werk wie die Sei solo à Violino von Bach nicht aus dem nichts entstehen konnte – und Biber nicht der einzige Vorläufer war. Ab dem Moment, als die Violine um 1600 als Soloinstrument ihre Karriere startete, entstand eine Fülle an Sololiteratur, von kleinen Ricercari und Fantasien bis hin zu den grossen Sonaten, Suiten und Partiten. In diesem Programm beschränke ich mich auf die Pfeiler, die den Weg in Richtung Bach markieren. Die Solosuiten von Westhoff sind nicht nur musikalisch eine Besonderheit. Wird die Musik normalerweise auf einem Fünf-Linien-System notiert, sind es hier, ähnlich wie bei gewissen frühen Cembalowerken, zwei verschiedene Schlüssel und acht Linien, die nicht klar voneinander getrennt sind. Sicher wollte Westhoff mit dieser Sammlung und deren notation seine Brillanz unter Beweis stellen. Die Tanzsätze sind kurz, aber hoch virtuos und vollgespickt mit allen möglichen (und unmöglichen) Doppelgriffen und Akkorden. eine Art Visitenkarte aus dem 17. Jahrhundert. eher das Resultat einer Visitenkarte als eine solche an sich ist die Passacaglia (1675?) von Biber. Sie ist wohl als Auftragskomposition für die Salzburger Rosenkranz- Bruderschaft des Widmungsträgers Fürsterzbischof Maximilian Gandolph Graf von Kuenburg entstanden. Im zeitgenössischen Druck ist jeder Sonate ein Stich zur jeweiligen Mysterie vorangestellt. Die Passacaglia schließt den Zyklus, ihr ist das Bild eines Schutzengels zugeordnet. Das hat durchaus Methode, besteht doch der Bass der Passacaglia aus einer Linie von vier absteigenden noten, die Heinrich Ignaz Franz v. Biber, das einzige erhaltene Porträt; es stammt aus den Sonatae violino solo 1681 [C. 138–145]. Die Inschrift lautet: „Gestochen von Paul Seel“. Die Umschrift lautet: „Heinrich I. F. Biber Vize-Kapellmeister des höchst erhabenen und höchst verehrungs - würdigen Fürsten und Erzbischofs zu Salzburg seines Alters 36 Jahre“

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