Tage Alter Musik – Programmheft 2024

Foundation in leuven, zu versuchen. Das dritte Agnus Dei war der einzige Teil, der nach Philip Wellers entwürfen vollendet und in das Werk aufgenommen werden konnte. es ist ganz besonders bitter und doch passend, dass er als initiator des Projekts das letzte Wort haben sollte. Der verbleibende Teil unseres Programms besteht aus Werken, die von Philip Weller selbst oder in Zusammenarbeit mit ihm vervollständigt wurden. er rekonstruierte auch das zurückhaltendere, aber nicht weniger wundervolle Philippe, qui videt me von antoine brumel, dessen unmittelbar berührende eingangsworte am ende als eine art refrain wiederkehren. lange Zeit war es ein Hauptbestandteil der Programme des binchois Consort, nicht zuletzt wegen des „insider-Witzes“, dass es zufällig den namen seines restaurators nennt. eine weitere „Philippinische“ Motette ist alexander agricolas Sancte Philippe apostole, wahrscheinlich ein spätwerk des komponisten. in anderen Quellen ist sie mit einem anderen Text erhalten geblieben, aber die in der Handschrift brüssel, königliche bibliothek belgiens, Hs. 9126 überlieferte Fassung, die wir hier übernehmen, sollte wahrscheinlich den früh verstorbenen erben Maximilians, Philipp den schönen (1478–1506), ehren, für den die Handschrift kopiert wurde. Wir verwenden sie in einem ähnlichen sinn. Obrechts Motette Mater Patris ist weit entfernt von der kühnen Zuversicht der scaramella-Messe. Trotz ihrer monumentalen ausmaße (sie besteht aus vier Teilen mit einem musikalischen refrain, der am ende jedes abschnitts wiederkehrt) ist die stimmung intim und andächtig, wie es sich für eine Meditation über Marias rolle als Tochter gottvaters und zugleich Mutter des gottesohns gehört. Obrecht verwendet eine fünfstimmige Textur, die weniger auffällig ist als in anderen Motetten mit derselben besetzung (wie Laudemus nunc Dominum, Salve Crux oder Factor Orbis). Mater Patris ist eine von zwei Obrecht-Motetten, deren einzige Quelle Petruccis Druck Motetti a cinque (1508) ist. Dieser Druck hat ohne das stimmbuch für den zweiten kontratenor überlebt und wurde in unserer Version von Philip Weller rekonstruiert. Die Motette Planctus David komponierte ich unter den nachwirkungen von Philip Wellers Tod und widmete sie andrew kirkman im gedenken an unseren gemeinsamen Freund. sie ist vom letzten abschnitt der Motette Delicta iuventutis von Pierre de la rue inspiriert, ebenfalls ein klagelied für einen Philip (so etwas kommt vor) – den bereits erwähnten Philipp den schönen. Der Text stammt von den klageliedern könig Davids für seinen Waffenbruder Jonathan. Zwei Paare von eng beieinanderliegenden stimmen entfalten sich in einem krebskanon. Jedes Paar verwendet einen anderen Vers aus Die Dominikanerkirche St. Blasius nach langjähriger renovierung wieder nutzbar 2016 gastierte mit dem amerikanischen Vokalensemble Cut Circle auf längere Zeit zum letzten Mal ein ensemble im rahmen der TaM in der Dominikanerkirche st. blasius. Danach fand eine umfassende sanierung und konstruktive instandsetzung des im Wesentlichen mittelalterlichen Dachstuhls sowie der einbau von zusätzlichen stahlbauteilen zur stabilisierung des gesamttragwerks statt. ebenfalls wurde die Dachdeckung erneuert und es wurden reparaturen an der Fassade durchgeführt. Weiterhin erfolgte eine restaurierung von Teilbereichen der raumschale sowie des Chor- und laiengestühls. abgerundet wurde die sanierung durch Maßnahmen im bereich der barrierefreiheit und des brandschutzes. Während der bauzeit blieb der kirchenraum aus logistischen und sicherheitsgründen für besucher geschlossen. nach bald acht Jahren schließung steht der beeindruckende kirchenraum der Dominikanerkirche st. blasius 2024 wieder als konzertort zur Verfügung. Dominikanerkirche St. Blasius Foto: ludwig Hartmann, 2024 Tage alTer Musik regensburg konzert 7 55

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