Interdisziplinäre Tagung „Zwischen Stimmungen und Mysterien: Die 'Rosenkranzsonaten' von H. I. F. Biber"
26. Mai 2023, Bonhoeffersaal im Evangelischen Bildungswerk Regensburg, Am Ölberg 2
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Heinrich Ignaz Franz Biber (1644–1704), für den Großteil seiner Karriere Kapellmeister am erzbischöflichen Hof in Salzburg, war zu Lebzeiten als einer der führenden Violinisten im deutschsprachigen Raum bekannt. Mehrere Drucke mit Instrumentalmusik garantierten die überregionale Bekanntheit des Komponisten und einen Platz im Violinrepertoire des späteren 17. Jahrhunderts. Wie viele andere seiner Zeitgenossen schützte aber auch Biber seine Berühmtheit nicht vor einer weitgehenden Vergessenheit, der er in den folgenden beiden Jahrhunderten als Komponist und Musiker anheimfiel. Erst im 20. Jahrhundert erfuhr sein Status als bedeutende Musikerpersönlichkeit des ausgehenden 17. Jahrhunderts ihre Restaurierung. Allerdings stellte keiner der überlieferten Drucke die Originalität Bibers so eindrucksvoll unter Beweis wie jene eine Handschrift, die uns 15 virtuose Sonaten für Violine und Basso continuo sowie eine abschließende Solo-Passacaglia überliefert hat – ohne Titelblatt, dafür mit eloquenter, lateinischer Widmung und 15 Kupferstich-Emblemen, die den einzelnen Sonaten jeweils voranstehen und sie mit den „heiligen Mysterien“ (so Biber in seiner Widmung) des Rosenkranzes in Verbindung bringen. |
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Heinrich Ignaz Franz Biber, Rosenkranzsonaten, Bayerische Staatsbibliothek München, Mus.ms. 4123, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00020682-8, S. 10 (Sonata III) |
Neben dieser Verknüpfung mit sakralen Inhalten haben die „Rosenkranz-“ oder „Mysteriensonaten“ vor allem dadurch die Aufmerksamkeit der Forschung auf sich gezogen, dass sie in einzigartig raffinierter und symbolhafter Weise auf die Methode der „Skordatur“ zurückgreifen: die planmäßige Abänderung der traditionellen Violinstimmung (g−d1−a1−e2), mit der nicht nur eine Reihe unkonventioneller Klangwirkungen erschlossen wird, sondern auch Fingerzeige auf die Stationen des Rosenkranzes verbunden sind. Das vielschichtige Verhältnis, in dem die Schauwerte der Virtuosität, die klangliche Raffiniertheit und das subtile Geflecht außermusikalischer Anspielungen und Bedeutungen einander gegenübertreten, macht einen Zugriff auf die „Rosenkranzsonaten“ aus verschiedenen, einander ergänzenden Blickwinkeln besonders reizvoll. |
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Meret Lüthi |
Die vollständige Aufführung der Sonaten durch Meret Lüthi und die Passions de l’Âme in drei Teilkonzerten bietet daher eine glänzende Gelegenheit, sich dem berühmtesten Werk Bibers in einer interdisziplinären Tagung zu widmen und sie aus den Perspektiven der Musikwissenschaft, der Geschichtswissenschaft und der Theologie in den Blick zu nehmen. Die Tagung wird zudem vom Privileg profitieren, die Violinistin Meret Lüthi zu den Vortragenden zählen zu dürfen.
Der Eintritt zur Tagung ist frei, interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer sind herzlich willkommen.
Um Anmeldung bis zum 19. Mai 2023 wird gebeten (patricia.hahn@ur.de).
Zur Website der Tagung mit detailliertem Programm geht es hier.
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Stich von Höger in Salzburg, in: "Sonatae violino solo", Nürnberg 1681 |
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